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Adrian Lohri führt Musik Hug in die Zukunft

Nicht nur Papa gibt den Ton an

Mit 41 hat er ein 210-jähriges Musikhaus übernommen. Adrian Lohri führt Musik Hug in die Zukunft. Zu Hause in Luzern zeigt er, was ihn sonst noch stolz macht: putzmuntere Buben, ein edles Instrument und seine grosse Liebe.

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Adrian Lohri, CEO Musik Hug, Ehefrau Conny, Mai 2020

Familie Lohri daheim in Luzern: Adrian, 43, mit Gattin Cornelia, 42, Sohn Mattis, 6, und dem neugeborenen Silas.

Geri Born

Ein mit Trompeten verziertes Bäumchen verrät nicht nur, dass hier eine musikalische Familie lebt, sondern auch, dass sie gewachsen ist: Am 1. Mai wurde Musik-Hug-Chef Adrian Lohri, 43, Vater von Silas. Der Unternehmer hat mit Ehefrau Cornelia, 42, bereits den sechsjährigen Mattis, der es kaum erwarten kann, seinem Brüderchen den Handstand beizubringen. Als Mehrheitseigentümer und Geschäftsführer von Musik Hug ist Lohri sonst viel unterwegs. Im Lockdown konnte er aber zu Hause im Luzerner Sternmatt-Quartier arbeiten.

Der Luzerner ist gelernter Instrumentenbauer. Die Lehre absolvierte er beim Vater. Dessen Firma, das Musikhaus Lohri, übernahm er 2007. Vier Jahre später gründete er zusammen mit seinen Partnern die Musikpunkt AG, und 2021 will er nun die Fusion mit Musik Hug vollenden. «Der Name Musik Hug bleibt. Dahinter stehen eine riesen Geschichte seit 1807 und 200 kompetente Menschen.»

Adrian Lohri, CEO Musik Hug, Kinder Mattis, Silas, Mai 2020

Süsse Träume. Zum Glück reicht Mattis’ Puste noch nicht fürs Trompeten. Silas schläft friedlich im Familienerbstück.

Geri Born

Erworben hat er das traditionsreiche Musikhaus 2017 zusammen mit zwei Geschäftspartnern und einem Investor – Kaufpreis geheim. Die Gründerfamilie, zuletzt vertreten durch Erika Hug, 74, zog sich zurück. «Ich bin in Kontakt mit ihr, aber geschäftlich gab es einen klaren Schnitt», so Lohri.

Der Unternehmer möchte die Modernisierung der Firma vorantreiben. Die Digitalisierung hat sie nämlich verschlafen. «Bei der Übernahme stand es schlecht um die Finanzen. Doch wir schafften den Turnaround. Jetzt schreiben wir schwarze Zahlen!» Dabei sei Geld nur eines der Probleme gewesen.

Adrian Lohri, CEO Musik Hug, Ehefrau Conny, Mai 2020

Zvieri für die Kids ist ein Klacks für den Hobbykoch. Für Ehefrau Conny macht Adrian Lohri gerne auch mal ausgefeilte Menüs.

Geri Born

«Der Kulturwandel war eine genauso grosse Herausforderung, weil sich das Team erst an meinen Führungsstil gewöhnen musste», erzählt Lohri. «Ich übergebe Verantwortung und lasse mich gerne durch Mitarbeitende inspirieren und weiterbringen. Ich bin Chef, aber kein Dirigent.» Er sei privat wie beruflich durch und durch Klarinettist. «Ich mag es nicht herauszustechen, sondern fühle mich wohl in einem Team. Nicht so wie Mattis, der wäre wohl Trompeter und Solist», sagt er mit einem Augenzwinkern.

Die Corona-Krise verschont Musik Hug nicht. Die Schliessung der neun Filialen von Genf bis Basel reduzierte den Umsatz stark. «Dafür ist der Webshop extrem gut gelaufen», freut sich Lohri. Denkbar ungünstig kommt noch eine halbe Million Franken Busse von der Wettbewerbskommission. Vor zehn Jahren, also vor Lohris Zeit, war Musik Hug an Preisabsprachen beteiligt. «Eine Summe, die wehtut, aber wir werden sie stemmen und diese alte Geschichte abschliessen.»

«Ich würde nie eine Villa kaufen. Dafür zahle ich gerne mehr für eine gute Klarinette»

Adrian Lohri
Adrian Lohri, CEO Musik Hug, Sohn Mattis, Mai 2020

Die Vorzüge des Homeoffice. In Pausen kann Adrian Lohri mit Sohn Mattis spielen.

Geri Born

Wrumm! Der Sohnemann kann sich nicht länger im Kopfstand halten und purzelt fast vom Sofa. Silas schlummert unbeirrt weiter im Kinderbettchen, das im Wohnzimmer steht. Ein Erbstück der Familie. Das Sechs-Zimmer-Reihenhäuschen im Bauhaus-Stil, entworfen von Ex-Fussball-Natitrainer Paul Wolfisberg, ist ordentlich und schlicht eingerichtet.

«Wenn du einen Buben hast wie Mattis, kaufst du dir keine Designermöbel», scherzt Lohri, der sich als sehr bescheiden bezeichnet. «Ich würde nie einen teuren Chlapf oder eine Villa kaufen. Dafür zahle ich gern mehr für eine richtig gute Bassklarinette.» Er holt eine 12'000-fränkige Buffet Crampon hervor, die «Steinway unter den Klarinetten», und improvisiert etwas für Gattin Conny.

Adrian Lohri, CEO Musik Hug, Mai 2020

«Mit Instrumenten ist es wie mit Hunden. Sie müssen zum Halter passen.» Lohri bevorzugt die Bassklarinette – total bodenständig.

Geri Born

Musik verbindet das Ehepaar. Kennengelernt haben sie sich 1992 im Jugendorchester Luzern. Er spielte Klarinette, sie Waldhorn. Schon Vater Lohri fand dank Musik die Liebe: Als er fürs Studium des Flötenbaus nach Japan reiste, lernte er Adrians Mutter kennen, sie ist halb Japanerin, halb Koreanerin.

Wenn der Musik-Hug-Chef nicht schuftet oder mit dem Blasorchester Stadtmusik Luzern probt, steht er in der Küche. Das passe zum Instrumentenbauer: «Kochen ist ein Kunsthandwerk.» Er denke gerne darüber nach, wie man eine Zwiebel am besten schneidet. «Ich liebe das Detail. Ich finde es brutal entscheidend, ob eine Prise mehr oder weniger Salz drin ist. Wenn jemand unsorgfältig Kräuter verwendet, regt mich das auf.» Hoffentlich wissen das seine Kollegen. Denn heute Abend kocht die Musik-Hug-Geschäftsleitung gemeinsam Znacht.

Von Onur Ogul am 19. Juli 2020 - 08:17 Uhr