Zwischen Eltern und Kindern gibt es ein starkes Band. Wenn es sich dehnt, tut das manchmal ein wenig weh – ganz besonders den Eltern. Das erlebt gerade die deutsche Sängerin Sarah Connor (45).
Darum trauert Sarah Connor
Der Grund: Ihre beiden ältesten Kinder aus ihrer ersten Ehe mit Marc Terenzi (47) sind ausgezogen: Der 21-jährige Tyler studiert in England, die 18-jährige Summer macht dort ihr Abitur.
Der neue Lebensabschnitt habe sie «mit grosser Wucht» getroffen, sagte Connor in einem Interview mit der Gala im Frühjahr. «Ich war ein paar Monate sehr traurig und verloren.» In einem Instagram-Post schrieb sie zudem: «Die meiste Zeit bin ich unfassbar stolz auf meine grossen Kinder... aber an manchen Tagen überkommt mich ein überwältigendes Gefühl von Trauer, dass diese Zeit, als sie so klein und wild und anstrengend, aber immer ganz nah bei mir waren, vorbei ist.»
Was Sarah Connor beschreibt, kennen viele Eltern: Man hat sich jahrelang für die Familie aufgeopfert und sich zumindest teilweise über die Elternrolle definiert – und dann ist da plötzlich niemand mehr, hinter dem man schmutzige Socken zusammensammeln muss.
Sarah Connors Trauer hat einen Namen
Wenn Kinder ihr Elternhaus verlassen, entsteht von einem Tag auf den anderen eine grosse Leere. Die Lücke, die sie im Leben ihrer Eltern hinterlassen, hat einen Namen: Empty-Nest-Syndrom.
Der Begriff beschreibt eine Art depressiver Verstimmung, übermächtige Gefühle der Einsamkeit und Trauer, die sich einstellen, wenn die Kinderzimmer nicht mehr bewohnt sind – und die Eltern erst einmal wieder mit dem eigenen Leben klarkommen müssen. Vor Sarah Connor gaben auch die deutsche Moderatorin Katja Burkard (60), die Schauspielerin Katie Holmes (46), die norwegische Prinzessin Mette-Marit (51) und Ex-Tennisgattin Barbara Becker (58) zu, darunter gelitten zu haben.
«Es fühlte sich seltsam an, dass niemand deinen Blick erwidert, einem nur die Stille antwortet.»
Barbara Becker über das Empty-Nest-Syndrom
Barbara Becker war eine der ersten, die sich öffentlich dazu äusserte, wie sehr sie unter dem Auszug ihrer Söhne Noah (31) und Elias (25) gelitten hat. Die Leere habe sie völlig überrumpelt, so Becker in einem Interview vor vier Jahren. Sie sei nach dem Auszug ihrer Söhne durch das leere Haus gewandert und habe, wie gewohnt, immer wieder in die Kinderzimmer geschaut. «Es fühlte sich seltsam an, dass niemand deinen Blick erwidert, einem nur die Stille antwortet.»
Da waren sie noch ganz klein: Barbara Becker mit ihren Söhnen Noah und Elias.
Bongarts/Getty ImagesBarbara Becker hat das beste aus dem Empty-Nest-Syndrom gemacht
Sie habe mit der Zeit gelernt, die Lücke sinnvoll zu füllen: «Seit ich mehr Zeit für mich habe, bin ich ständig am Reparieren, Umbauen, Aufräumen, Ausmisten und im Garten am Pflanzen». Sogar die neuen Fliesen im Bad habe sie selber verlegt. Nun ist sie eine echte Heimwerker-Queen: «Ich kann vieles selbst reparieren, aber ich habe auch einiges kaputt gemacht, wie ich zugeben muss.»
Der Abstand habe ihr auch geholfen, Zeit mit ihren Söhnen bewusster zu geniessen: «Wenn wir heute zusammen sind, trage ich keine Verantwortung mehr für sie. Dadurch haben wir Zeit, echte Gespräche zu führen, und feiern einfach, dass wir uns sehen.»
Kennt ihr Eltern-Wehmut?
Das Empty-Nest-Syndrom ist nicht die einzige Form der Trauer, die glückliche Eltern durchleben: Schon bevor die Kinder das Nest verlassen, leiden viele Eltern schubweise unter einer Art Entwicklungstrauer. Im englischen Sprachraum kennt man dafür den Begriff Parenting Nostalgia – was so viel wie Eltern-Wehmut bedeutet. Es ist die Sehnsucht nach vergangenen Momenten mit den Kindern, die man zwar für immer im Herzen trägt, aber dennoch nie wieder zurückholen kann. Die Erinnerung daran, wie klein und süss die Kinder waren – mit der bitteren Komponente, dass sie es nie wieder sein werden.
Doch auch wenn diese kleinen und grösseren Abschiede schmerzen: Wenn Kinder sich abnabeln, tun sich für Eltern auch neue Chancen auf. Auch Sarah Connor scheint diesen Weg eingeschlagen zu haben. Heute lebt sie mit ihrem Ehemann Florian Fischer und den jüngeren Kindern Delphine (13) und Jax (8) in Südfrankreich. Sie schwärmt von der neu gewonnenen Anonymität, der Lebensfreude der Menschen – und von spontanen Sprüngen ins Meer.
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