Es ist ein Thema, das Eltern entzweit, Grosseltern mitdiskutieren lässt und die Politik beschäftigt: Sollten kleine Kinder möglichst früh in die Kita – oder doch besser zu Hause bleiben? Für die einen ist die frühkindliche Betreuung eine Chance für Bildung, soziale Entwicklung und Gleichberechtigung. Für die anderen: ein zu früher Abschied von Nestwärme, Bindung und kindgerechtem Tempo.
Argumente und Gefühle, die auch die von uns befragten Mütter kennen. Während Maries Herz für die Kita schlägt, ist für Luana klar: Meine Tochter geht (vielleicht) erst dann in die Kita, wenn sie so gut reden kann, dass sie selber sagen kann, ob sie da hin will oder nicht.
Ich hätte allen Grund gegen die Kita zu sein. So war es für mein Kind bis zum letzten Tag schwierig, abgegeben zu werden. Dabei war die Kita schon ganz früh ein fixer Bestandteil seines Lebens. Unser Sohn war gerade mal vier Monate alt, als ich wieder ins Berufsleben einstieg. Ich gebe zu: Ich habe Rotz und Wasser geheult, als er zum ersten Mal einen ganzen Tag ohne seinen Papa und mich in der Kita blieb. Und auch danach hat es mich nie kalt gelassen, dass der Abschied oft schwierig war. Aber: Holten wir den Kleinen abends ab, wollte er meist nicht nach Hause. Er war ausgepowert, glücklich, zufrieden und erfüllt.
Meiner Meinung nach bieten Kitas eine riesige Vielfalt an Lernfeldern: Unser Sohn hat schon früh gelernt, mit anderen Kindern Kontakte zu knüpfen. Er hat gelernt zu warten, in einer Gruppe zu funktionieren und dass es neben der Familie auch andere Bezugspersonen gibt, denen er blind vertrauen kann. Das ist wahnsinnig schön. Auch bin ich überzeugt, dass ihn die Kita-Jahre super auf den Kindergarten vorbereitet haben, und siehe da: Ab Kindergarten-Start war der Abschiedsschmerz kaum mehr da. Unser Sohn war ready für den nächsten Schritt. Auch die Kindergärtnerin bestätigt, dass es Kita-Kinder in der Regel einfacher haben, wenn sie ins Schulsystem kommen.
Nebst all dem sind da aber auch die ersten Freundschaften, die unser Bub geknüpft hat und die geblieben sind. Das ist uh schön zu sehen. Dann sind da auch all die Ausflüge und Unternehmungen, die Kitas Kindern bieten, da kann und will ich gar nicht mithalten. Unser Bub war zwei Tage die Woche in der Kita. Das halte ich für perfekt. Mehr hätte ich nicht gewollt, weniger auch nicht.
Nebst all den positiven Dingen, die unser Kind ist der Kita gelernt hat, ist da aber auch noch ein anderer Aspekt, den ich betonen will: Unserer Super-Kita verdanke ich, dass ich schnell wieder in meinen Job einsteigen und weiter Karriere machen konnte. Ich bin nämlich überzeugt, dass Kinder und Karriere absolut Hand in Hand gehen – wenn man genug priviligiert ist, sich eine Kita finanziell leisten zu können. Wir waren es. Darüber bin ich sehr dankbar und will keinen einzigen Kita-Tag missen. Genau so wenig wie all die Kita-Viren, die unser Sohn nach Hause geschleppt hat. Heute ist er 5 und sein Immunsystem total trainierter Superheld. Danke Kita, i still miss you.
Ich weiss nicht, wie oft ich schon gefragt wurde, warum mein Kind nicht in die Kita geht. Mich nervt schon diese Frage. Geht doch niemanden was an. Wann genau hat es angefangen, dass Kitas quasi zum Kinderkriegen dazu gehören? Versteht mich nicht falsch, ich habe nichts gegen Kitas. Es ist einfach nicht unser Weg. Unsere Tochter ist 2,5 Jahre alt. Ich betreue sie drei Tage die Woche. Zwei Tage haben wir eine Nanny. Die Nanny gehört inzwischen zur Familie. Sie ist eine sehr wichtige Bezugsperson für unsere Tochter geworden.
Mir ist viel wohler, dass sich eine Nanny 1:1 um unsere Tochter kümmert. Auch bin ich sicher, dass unser Kind am meisten davon profitiert. Wieso soll sie in eine Kita gehen, wo es wahnsinnig laut und hektisch ist und die Fluktuationsraten riesig sind? So nehme ich es aus meinem ganzem Umfeld wahr. Als wäre das nicht genug, schimpfen alle darüber, dass Kita-Kinder ständig krank sind. Dann sind es meist wieder Mütter, die daheim bleiben, während der Job liegen bleibt und das schlechte Gewissen an ihnen nagt. Ich empfinde es oft so, dass Kitas viel mehr Fluch als Segen mit sich bringen. Ausserdem habe ich Skrupel, mein Kind irgendwo abzugeben an Menschen, die ich nicht gut kenne.
Mein Partner sieht es genau gleich. Er sagt, er will unsere Tochter so lange nicht in eine Kita geben, bis sie genug gut reden und uns erzählen kann, wie es da so ist, und bis sie klar sagen kann, ob sie eine Kita cool findet oder nicht. Wir sind also nicht per se komplett dagegen, wir würden einer Kita eine Chance geben. Aber sicher nicht vor dem dritten Geburtstag.
Ab August aber testen wir mal eine Spielgruppe. Da wird sie zwei Vormittage pro Woche verbringen. Wir sind sicher, dass das für eine Sozialisierung und für den Kontakt mit anderen Kindern reicht. Das ist sicher viel ruhiger und weniger anstrengend als ein Kita-Tag. Und sind wir ehrlich: Der Ernst des Lebens beginnt ja sowieso früh genug. Und dauert dann auch genug lang.