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Bauchredner-Legende wird 75

Urs Kliby zeigt, wo Eselpuppe Caroline jetzt wohnt

Vom SBB-Billettschalter auf die Bühne und ins Fernsehen. Mit seiner Eselpuppe wurde der Bauchredner Urs Kliby zur Legende. Am Heiligabend wird er 75! Obwohl seine Bühnenpartnerin bei ihm ausgezogen ist, hat er noch immer Freude am Leben.

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Urs Kliby Caroline Ruth

Seine Liebsten: Urs, Ruth und Caroline daheim in Kreuzlingen TG. Die Eselpuppe nähte Klibys Frau aus Leder, Stoff – und Pingpongbällen für die Augen.

Kurt Reichenbach

Konzentriert und still vor sich hin lächelnd sitzt Urs Kliby (74) am Esstisch seines Zuhauses in Kreuzlingen TG und steckt 50er-Nötli in einen vor ihm stehenden Zinnkrug. Der Kult-Bauchredner macht Kassensturz: 54'600 Franken hat er angespart, seit er vor 21 Jahren mit dem Rauchen aufgehört hatte. Jedes Wochenende landet eine von Kliby sorgsam gefaltete 50-Franken-Banknote im Zinnkrug. «Eine Stange Ziggis kostete damals 48 Franken – meine Wochenration. Den Betrag rundete ich einfach auf.»

<p>Sein Spars(z)inn: Vor 20 Jahren hörte er mit Rauchen auf, steckt seither jedes Wochenende ein 50er-Nötli in den Krug. So sparte er 54 600 Franken an.</p>

Sein Spars(z)inn: Vor 20 Jahren hörte er mit Rauchen auf, steckt seither jedes Wochenende ein 50er-Nötli in den Krug. So sparte er 54 600 Franken an.

Kurt Reichenbach

Wenn sein Krug mit den Scheinchen randvoll ist, bringt ihn Urs Kliby zur Bank. Einmal kaufte er vom Ersparten für sich und seinen Schatz – so ruft er seine Frau Ruth (79) konsequent – einen Fernsehsessel fürs Wohnzimmer. Ein andermal gönnte sich das seit 48 Jahren verheiratete Paar vom Zigi-Batzen 14 Tage Ferien auf den Kanarischen Inseln.

<p>Ihr gemeinsames Ritual: Urs und Ruth schmücken für Weihnachten auch die Küche. Kliby feiert heuer an Heiligabend seinen 75. Geburtstag.</p>

Ihr gemeinsames Ritual: Urs und Ruth schmücken für Weihnachten auch die Küche. Kliby feiert heuer an Heiligabend seinen 75. Geburtstag.

Kurt Reichenbach

Am 24. Dezember, an Heiligabend, wird Kliby 75! Für ihn ein «wahnsinniges Geschenk». Denn in seiner Familie sind viele früh verstorben: Die Mutter mit 49, der Vater mit 59, sein Bruder ist nur 44 Jahre alt geworden.

Kliby hat zwei Schlaganfälle hinter sich, besiegte Krebs und überstand eine Herz-OP, bei der ihm vier Bypässe eingesetzt wurden. Zuletzt legte sich der einstige Zolldeklarant, der vor seiner Bühnen- und Fernsehkarriere unter anderem am SBB-Billettschalter in Konstanz gearbeitet hat, vor zweieinhalb Jahren unter das Messer. «Die Schaufensterkrankheit», sagt Kliby so beiläufig, wie einst seiner vorlauten Eselpuppe Caroline deren legendäres «Jowaa!» über die Stofflippen kam.

Kliby, wie gehts Ihnen – so kurz vor dem 75. Geburtstag?

Wunderbar! Ich fühle mich wie ein junger Mann, der schon wahnsinnig lange lebt. Aber im Ernst: Ich fühle mich eher wie 60. Klar gehe ich es langsamer an, und statt wie früher drei Treppenstufen nehme ich heute nur eine aufs Mal.

Halten Sie sich noch mit Sport fit?

Nicht mehr. Ich habe 35 Jahre lang Tennis gespielt. Mein langjähriger Tennispartner liegt leider schon seit sechs Jahren auf dem Friedhof. Aber mein Schatz und ich fahren im Sommer regelmässig gemeinsam Velo. Wir haben uns vor einiger Zeit Flyer-E-Bikes zugelegt – und wenn wir mit unserem Boot auf dem Bodensee unterwegs sind, haben wir zusätzlich immer noch etwas kleinere Klappvelos dabei, damit wir, wenn wir in Lindau oder in Arbon an Land gehen, jeweils die nähere Umgebung erkunden können.

<p>Sein Hobby: Die Grünfläche rund ums Haus hält Urs Kliby in Schuss. «Ich bin ein Gartenfreak. Das Schönste für mich ist, wenn im Frühling die Pflanzenwelt wieder erwacht.»</p>

Sein Hobby: Die Grünfläche rund ums Haus hält Urs Kliby in Schuss. «Ich bin ein Gartenfreak. Das Schönste für mich ist, wenn im Frühling die Pflanzenwelt wieder erwacht.»

Kurt Reichenbach

Kliby und Caroline – der Bauchredner und seine vorwitzige Eselpuppe – sind Legenden. Grosse Erfolge feierte das Duo in den 70er- und 80er-Jahren. Mit über einer Million verkauften Platten landete der Spassmacher sogar im «Guinness-Buch der Rekorde». Sein Treppenhaus zieren 20 goldene, zwölf Platin- und zwei diamantene Schallplatten. Das tierisch-menschliche Duo zog Radiohörer in Bann und verzückte das TV-Publikum von «Teleboy» bis hin zu «Wetten, dass..?» – und das im breitesten Thurgauer Dialekt. Carolines «Jowaa!»-Ruf ist fast schon Schweizer Kulturgut.

Stimmt es eigentlich, dass Ihnen die 2012 verstorbene TV-Legende Kurt Felix einst eine knallharte Abfuhr erteilte?

Ja, das war 1975, als ich überraschend für einen anderen Künstler in der TV-Sendung «Mitmachen, mitlachen» eingesprungen bin. Das war im Kursaal in Brunnen. Nach dem Auftritt kam Kurt Felix zu mir in die Garderobe und sagte: «Auf der Bühne bist du saugut, aber fürs Fernsehen reicht das nicht.» Bäng! Das sass.

Und trotzdem verdanken Sie Kurt Felix Ihren grossen Durchbruch. Wie das?

Zwei Jahre später stand ich in der Live-Talkshow «Bernhard-Apéro» in Zürich auf der Bühne. Da tummelten sich Theateragenten, Künstler, Unterhaltungsleute und an dem Abend auch das «Teleboy»-Team. Ich musste drei oder vier Zugaben geben, danach kam Kurt angerannt und meinte: «Jetzt bist du bereit fürs Fernsehen!» Ich sollte am folgenden Abend in Zürich ins TV-Studio kommen. Als Kurt zum damaligen Unterhaltungschef Guido Frei sagte, dass er sich unbedingt den Herrn Kliebenschädel – so hiess ich damals noch – anschauen müsse, der sei toll, reagierte der zunächst skeptisch und meinte nur: «Einer, der so heisst, kann doch nichts sein.» Doch die «Teleboy»-Sendung am 10. September 1977 schlug so dermassen ein, sie war der Auftakt zu meiner sagenhaften Karriere.

Ihren ursprünglichen Namen Kliebenschädel liessen Sie später sogar vor dem Bundesgericht in Kliby ändern. Wieso?

Ich hatte oft Ärger, weil Bankschecks für Auftritte oder Flugtickets zu Engagements auf meinen Künstlernamen Kliby ausgestellt wurden, aber im Pass stand Kliebenschädel, und Banken weigerten sich, die Schecks einzulösen, und auch am Check-in am Flughafen gabs Probleme.

Wären Sie nicht so erfolgreich geworden, würden Sie heute noch Kliebenschädel heissen?

Vielleicht ja. Wobei auch unser Sohn in der Schule unter dem Namen litt. Fünf Bundesrichter meinten übereinstimmend, so würden sie auch nicht heissen wollen. So liess ich am 22. September 1988 meinen «Schädel» am Bundesgericht in Lausanne zurück und reiste als Kliby heim nach Kreuzlingen.

<p>Der Schnaps wärmt Herz und Bauch. Seinen Spezialtropfen, den Kliby-und-Caroline-Kirschbrand, holt der pensionierte Bauchredner nur für ein feines Fondue aus dem Regal.</p>

Der Schnaps wärmt Herz und Bauch. Seinen Spezialtropfen, den Kliby-und-Caroline-Kirschbrand, holt der pensionierte Bauchredner nur für ein feines Fondue aus dem Regal.

Kurt Reichenbach

Als Kliby beschloss, 2020 mit Caroline in den Ruhestand zu gehen, weihte er zuvor nur seine Ehefrau Ruth ein. «Auf dem Heimweg von Jassferien im Tirol eröffnete ich ihr bei der Autofahrt über den Arlberg: ‹In gut einem Jahr bin ich 70, dann beende ich meine Karriere.›»

An Klibys und Carolines Erfolg hatte auch sein Schatz Anteil: Ruth nähte die Eselpuppe – aus Leder, Stoff und zwei Pingpongbällen für die Augen –, drei Exemplare in knapp 50 Jahren. Klibys erste Eselin trug noch den Namen Glotzine und bestand aus Kuhleder. Ein Dekorateur gab Kliby den Tipp, dass Gazellenleder geschmeidiger und strapazierfähiger sei, worauf der Bauchredner Caroline 2 und 3 von seinem Schatz aus dem feineren Mochaleder oder Handschuhleder fertigen liess.

Kliby, was macht eigentlich Caroline, seit Sie in Rente sind?

Also eben, es gibt ja noch zwei Carolines. Die eine wohnt hier im Koffer meines Arbeitszimmers, die andere ist gezügelt …

… ausgezogen? Wohin?

In einen Safe beziehungsweise in ein Schliessfach bei meiner Bank. Dort ist sie in Sicherheit.

<p>Ihr neues Zuhause: Caroline im ­Schubladentresor. Nach dem dritten Einbruch in seinem Haus wähnt sie Kliby bei seiner Bank in Sicherheit.</p>

Ihr neues Zuhause: Caroline im Schubladentresor. Nach dem dritten Einbruch in seinem Haus wähnt sie Kliby bei seiner Bank in Sicherheit.

In Sicherheit vor was?

Vor Einbrechern. Vor etwas mehr als einem Monat, am 30. Oktober, ist bei uns zum dritten Mal eingebrochen worden. Ich habe Angst, dass irgendeiner mal aufgrund meiner im Haus hängenden Gold- und Platin-Schallplatten draufkommt, bei wem er eingestiegen ist, und sich denkt, dem nehme ich seine berühmte Puppe weg, damit er nichts mehr hat. Das wäre wirklich schlimm für mich, auch wenn ich mit Caroline nicht mehr auf der Bühne stehe.

Wenn Sie jetzt mit 75 auf Ihr Leben zurückblicken, fühlen Sie sich als besonderer Glückspilz?

Ich würde sagen: Ich war mit der richtigen Puppe zur richtigen Zeit am richtigen Ort bei den richtigen Leuten.

Wie alt möchten Sie werden?

Ich will einfach gesund bleiben und hätte gern ein paar Jahre mehr mit meinem Schatz Ruth. Ich habe noch grosse Freude am Leben!

<p>Sein Arbeitsreich: Obwohl seit fünf Jahren in Pension, tritt Kliby hin und wieder bei privaten Anlässen auf. Caroline reist dann wie früher im Koffer mit.</p>

Sein Arbeitsreich: Obwohl seit fünf Jahren in Pension, tritt Kliby hin und wieder bei privaten Anlässen auf. Caroline reist dann wie früher im Koffer mit.

Kurt Reichenbach
René Haerig, Ringier
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Von René Haenig am 22. Dezember 2025 - 12:00 Uhr