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Im Schnitt lügen wir zwei Mal täglich

Warum Kinder flunkern und wie wir damit umgehen

Dass Kinder lügen, ist absolut normal und gehört zur Entwicklung wie das Tüpfli zum i. Warum aber machen sie das und wie reagieren wir Erwachsenen am besten, ohne die Kleinen zu brüskieren und ohne ein riesiges Tamtam zu veranstalten? Die Antworten gibts hier,

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A news boy dressed in vintage knickers, newsboy hat and fake long Pinocchio nose stands with a fake newspaper in the middle of a field in Utah, USA. He is trying to sell you fake news.

Es ist völlig normal dass Kinder die Unwahrheit sagen.

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In Sachen Wahrheiten sind Kinder, nun, sagen wir mal, sehr flexibel. Der lockere Umgang mit dem Verbreiten von Unwahrheiten gehört aber zur absolut normalen Entwicklung. Mehr noch: Das Flunkern ist ein gutes Zeichen, weiss Kang Lee, Psychologe an der Universität Toronto. Lügen, sagt sie, ist ein gutes Zeichen von kognitivem Wachstum. 

Denn: Wer «erfolgreich» flunkern kann, versetzt sich dafür in die Person gegenüber hinein. Man muss die eigene Perspektive von der des Mitmenschen unterscheiden können – und dafür brauchen wir nicht nur Empathie, sondern auch ein schnelles und gut entwickeltes Gehirn.

Natürlich ist es dennoch unsere Aufgabe als Erziehungsberechtigte, dem Nachwuchs beizubringen, dass Lügen per se nicht okay ist. Bevor wir uns aber um das wie kümmern, beleuchten wir mal die drei Hauptgründe, die Kinder zum Lügen animieren.

1. Das Kind erzählt Fantasie-Geschichten

«Mein Papa war mal auf dem Mond» oder «Wir haben ein Pferd, das bei uns daheim wohnt»: Manchmal lügen Kinder, indem sie komplette Geschichten erfinden. Oft machen sie das, weil sie sich Anerkennung wünschen, weil sie bewundert und respektiert werden wollen. Ein Phänomen, das oft im Kindergartenalter beobachtet wird.

Was wir tun können: Wir können auf die erfundene Geschichte eingehen und ein, zwei Rückfragen stellen. Mit einem charmanten Lächeln und den richtigen Fragen können wir dem Kind signalisieren, dass wir sehr wohl verstanden haben, dass die Geschichte nicht stimmt, ohne es blosszustellen.

2. «Das war ich nicht!»

Irgendwann begreifen die Kleinen, dass sie (vielleicht) keinen Ärger bekommen, wenn sie einfach genug standhaft behaupten, dass nicht sie es waren, die das letzte Stück Kuchen gegessen haben, einem Kind ein Spielzeug entwendet haben oder etwas kaputt gemacht haben. Das Kind will sich nur selber schützen, das ist grundsätzlich schlau und wichtig, auch wenn in diesen Fällen falsch.

Was wir tun können: Nicht schimpfen. Am besten begegnen wir dem Kind auf Augenhöhe und erklären ihm, dass es viel weniger Ärger bekommt, wenn es die Wahrheit sagt. Und dass es nicht schlimm ist, wenn mal etwas kaputt geht oder wenn es sonst Fehler macht. Diese gehören schliesslich zur Entwicklung und zum Leben hinzu und sollen dem Kind keine Angst machen. Es soll sich bei uns stets so sicher fühlen, dass es sich traut, zu seinen Lausmädchen- oder Lausbuben-Streichen zu stehen.

3. «Nur noch fünf Minuten!»

Ein Klassiker. Das Kind will unbedingt noch einenTrickfilm schauen, im Bett lesen oder auf dem Spielplatz bleiben. «Nur noch fünf Minuten», sagt es gerne und hält sich noch lieber nicht daran. Wenn Kinder Regeln brechen, sollten wir uns fragen, ob diese unserseits vielleicht zu eilig oder zu unrealistisch aufgestellt wurden. Hat das Kind die Vereinbarung schlichtweg vergessen oder war es absolutes Kalkül, fünf Minuten rauszuholen, um sich dann doch nicht daran zu halten? Ist Letzteres der Fall, müssen wir ein kleines Machtwörtchen reden.

Was wir tun können: Auch hier ist es ganz wichtig, dass wir dem Kind auf Augenhöhe begegnen und ihm sagen, dass wir Verständnis für seine Situation haben. Dass wir gut nachvollziehen können, dass es noch nicht nach Hause kommen, schlafen oder den TV abschalten wollte. Dennoch ist es wichtig dem Kind klar aufzuzeigen, dass Regeln gelten und dass es sich an diese halten muss. 

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Das Lügen beginnt bereits im zarten Alter von rund zwei Jahren.

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Lügen nach Alter: 2 bis 4 Jahre

In diesem Alter beginnen Kinder zu schwindeln. Die Flunkereien sind oftmals unbeholfen und so deutlich, dass Eltern ihren Nachwuchs sofort durchschauen.

4 bis 8 Jahre

Die Kinder sind schon an einem Punkt, an dem sie über längere Zeit lügen und ernst bleiben können. Für gewöhnlich aber können sie ihr Lügenkonstrukt dennoch nicht lange aufrechterhalten, etwa weil sie versehentlich die Wahrheit sagen.
 

9 bis 12 Jahre

Die kognitiven Fähigkeiten des Kindes sind so weit entwickelt, dass sie Flunkereien auch über längere Zeit aufrecht erhalten können. Allerdings ist in diesem Alter auch ihr Gespür für richtig und falsch so weit ausgeprägt, dass die Kinder wissen, dass sie sich nach dem Lügen unwohl fühlen werden. Das hält viele vom Schwindeln ab.

Von mzi am 8. August 2022 - 07:09 Uhr