Die Schulen waren geschlossen, viele Freizeitangebote konnten nicht stattfinden und Treffen in grösseren Gruppen waren verboten. Dass Kindern und Jugendlichen während des Corona-Lockdowns langweilig war, ist nachvollziehbar. Ablenkung und Unterhaltung fanden viele vor dem Computer. Das blieb nicht ohne Folgen.
Eine Studie des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters (DZSKJ) hat aufgezeigt, dass sich während des Lockdowns krankhaftes Computerspielverhalten und Social-Media-Sucht bei deutschen Kindern und Jugendlichen vermehrt haben. Verglichen mit dem Jahr 2019 ist die Zahl der Kinder, die süchtig nach Computerspielen sind, um mehr als das 1,5-fache gestiegen.
Dabei muss beachtet werden, dass die Schulen und öffentlichen Institutionen in Deutschland wesentlich länger geschlossen blieben als bei uns. Doch auch hier vertreiben sich viele Kinder und Jugendliche ihre Freizeit mit Gamen. Das kann zu einem Problem werden, muss es aber nicht. Mag ein Kind Online-Games, ist es nicht gleich spielsüchtig. Verbringt es immer mehr Zeit vor dem Computer, lohnt es sich aber, genauer hinzuschauen.
- Wenn Kinder und Jugendliche so viel Zeit mit Gamen verbringen, dass sie die Schule oder die Ausbildung vernachlässigen.
- Wenn sie zu wenig Schlaf bekommen, weil sie bis tief in die Nacht hinein am Spielen sind.
- Wenn sie kaum mehr Zeit mit ihren Kolleginnen und Kollegen verbringen.
- Wenn sie unzufrieden oder nervös werden, weil sie nicht gamen können.
- Wenn sie das Gamen verheimlichen und nicht über das Thema sprechen wollen.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) nennt ähnliche Anzeichen, die auf ein problematisches Verhalten hindeuten. Sie spricht von einer Spielstörung, wenn über mehrere Monate diese drei Kriterien erfüllt sind:
- Das Spielen gewinnt immer mehr an Priorität und andere Freizeitaktivitäten werden vernachlässigt.
- Die Kontrolle über Dauer, Häufigkeit und Intensität des Gamens geht verloren.
- Auch negative Konsequenzen, die beispielsweise die Schule oder Ausbildung betreffen, halten die Kinder und Jugendlichen nicht vom Spielen ab.
Doch was können Eltern tun, damit das Gamen im Rahmen bleibt und sich nicht zu einem Problem entwickelt? Dafür hat die Pro Juventute diese Tipps parat:
- Eltern sollten ihren Kindern als Vorbilder dienen und ihnen ein abwechslungsreiches Leben, sowie eine bewusste Mediennutzung vorleben. Plant deshalb beispielsweise auch für euch selbst Offline-Zeiten ein.
- Achtet darauf, dass Kinder den nötigen Ausgleich in der Freizeit finden und zeigt verschiedene Möglichkeiten für Offline-Aktivitäten auf.
- Sorgt für eine ungestörte Nachtruhe. Schaltet alle digitalen Geräte aus oder bewahrt sie ausserhalb des Kinderzimmers auf.
- Stellt gemeinsam mit dem Kind Regeln zur Bildschirmnutzung auf. Diese müssen eingehalten werden und schaffen Orientierung.
- Nicht zu lange warten: Sprecht das Kind darauf an, wenn ihr die genannten Alarmzeichen wie das Vernachlässigen von Freunden und Schule festgestellt. Äussert eure Ängste und Sorgen.
- Gerät der Konsum des Kindes ausser Kontrolle, solltet ihr euch rechtzeitig Hilfe holen. Beratung und Therapieangebote findet ihr unter anderem bei safezone.ch, der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften, beim Zentrum für Spielsucht bei Berner Gesundheit oder der Pro Juventute Elternberatung.