Können Eltern präventiv etwas machen, um ihr Kind vor Zigaretten, Alkohol und anderen Drogen zu schützen?
Eltern haben einen grösseren Einfluss, als sie denken. Mütter und Väter von Teenagern behalten eine zentrale Rolle für Jugendliche, und es ist wichtig, dass Eltern sich dies bewusst sind. Zunächst hat es einen grossen Einfluss, ob Eltern selber konsumieren und wie sie mit diesen Substanzen umgehen. Es ist also elementar, das eigene Verhalten zu hinterfragen.
Dann ist es wichtig, ab dem Kindesalter ein gutes Vertrauensverhältnis mit Kindern aufzubauen. Studien zeigen, dass Jugendliche weniger konsumieren, wenn sie ein gutes Vertrauensverhältnis zu den Eltern haben und wenn die Eltern auf dem Laufenden sind, wo und mit wem ihre Teenies rumhängen. Ihre Anteilnahme an dem, was Jugendliche umtreibt, ihre Haltung gegenüber Suchtmitteln etc., die Regeln, die sie setzen – all das beeinflusst das Verhalten von Jugendlichen.
Eltern müssen aber keine Spezialkenntnisse haben, um mit ihren Kindern über Alkohol und andere Drogen oder über das Glücksspiel oder das Onlinesein zu sprechen! Wichtig sind der Dialog, das Zuhören, das gegenseitige Vertrauen und gemeinsam aufgestellte Regeln. Sich über Suchtmittel zu informieren, führt aber zu mehr Sicherheit im Gespräch mit dem Kind. Hierzu hat Sucht Schweiz Gesprächsleitfäden zu verschiedenen Substanzen ausgearbeitet.
Wann und wie am besten soll man Kinder in Sachen Drogen aufklären?
Je nach Alter des Kindes und je nach Substanz fällt die Antwort nicht gleich aus, wobei gerade auch die legalen Substanzen Alkohol und Tabak nicht vergessen gehen dürfen. Bleiben wir beim Beispiel Alkohol: Schon kleine Kinder wissen, dass Alkohol ein besonderes Getränk ist. Eltern können ihrem Kind sehr früh erklären: Alkohol ist ein Getränk nur für Erwachsene. Später können sie mit ihm genauer darüber sprechen, zum Beispiel nach einem Familienfest. Wenn das Kind anfängt in den Ausgang zu gehen, sollte es die Wirkungen und Risiken von Alkohol kennen. Wir raten Eltern, mit ihrem Kind darüber zu reden und ihm zu sagen, was sie von ihm erwarten.
Kinder haben mitunter auch schon Fragen zu Drogen wie Cannabis. Auch wenn sie jünger als 12 Jahre alt sind, raten wir, Fragen zu beantworten oder gemeinsam nach Antworten zu suchen. Wir empfehlen Eltern auch, mit Kindern ab 12 Jahren über Cannabis zu reden. Bei Kindern ab 14 bis 15 Jahren empfehlen wir, mit dem Kind über Fragen wie: Rauchen seine Freunde Cannabis? Hat es Cannabis probiert? Was weiss es über Cannabis? zu sprechen. Weitere Informationen und Tipps dazu gibt es hier.
Wie sollen sich Eltern verhalten, wenn sie mitbekommen, dass ihr pubertierendes Kind raucht und/oder kifft?
Wenn dazu bereits gemeinsame Regeln und Konsequenzen abgemacht worden sind, dann sollten die Konsequenzen in Kraft treten. Allgemein sollte eine klare Haltung gezeigt werden, dass man dies nicht toleriert. Es soll aber nur die Handlung, nicht die Person kritisiert werden. Gleichzeitig sollte das Gespräch gesucht und die Motive und Ursachen geklärt werden, und dann entsprechende Konsequenzen gezogen werden.
Nikotin- oder Cannabiskonsum erfolgt oft auch zur Beruhigung und zur Bewältigung von Situationen. Hier gilt es, das Kind zu unterstützen und Alternativen zu bieten: Zum Beispiel Entspannungstechniken, Sport (auch gemeinsam), etc. Auch hier sind Eltern ein Vorbild, wie sie mit Problemen umgehen!
Wie viel Alkohol ist in den Teenagerjahren quasi okay und wann und wie soll man einschreiten?
Nach dem Gesetz soll Kindern unter 16 Jahren gar kein Alkohol und erst ab 18 Spirituosen und Alcopops verkauft werden. Wir empfehlen, dass auch Eltern sich bei der Abgabe von Alkohol an diese Richtlinien halten. Je später Jugendliche mit dem regelmässigen Alkoholkonsum beginnen, desto kleiner ist das Risiko, dass sie dereinst davon abhängig werden.
Da der Körper und das Hirn im Jugendalter noch in voller Entwicklung sind, werden Alkoholreize in die Entwicklung integriert. Es ist auf jeden Fall empfehlenswert, dass kein regelmässiger Konsum zu Stande kommt und sich Minderjährige nicht betrinken. Dazu gilt es zu wissen, dass der Alkohol bei den 15- bis 24-Jährigen Männern die Todesursache Nummer eins ist.
Machen Verbote Sinn oder machen diese Substanzen noch spannender?
Man muss dem Kind Grenzen setzen, diese sollen aber auch flexibel sein. Nein sagen zu Dingen, die zu gefährlich sind, weil das Kind zu jung ist. Ja sagen zu neuen Erfahrungen, für die es alt genug ist. Eltern sollten möglichst ruhig und klar bleiben. Auch dann, wenn ein Kind unzufrieden ist und heftig reagiert.
Das Kind braucht Grenzen, die Eltern setzen. Bei älteren Jugendlichen können Regeln auch gemeinsam ausgearbeitet werden, somit fühlen sie sich integriert. Die Mehrheit der Jugendlichen orientieren sich unbewusst an den Normen in ihrem Umfeld, wozu auch die Eltern gehören. Dass die Jugendlichen generell etwas umso mehr tun, wenn es verboten ist, ist wohl ein Mythos.
Soll man es dem Kind und wenn ja, ab welchem Alter, erlauben, daheim auf dem Balkon zu rauchen/zu kiffen?
Das neue Tabakproduktegesetz hebt das Verkaufsverbot auf 18 Jahre an. Dies mit gutem Grund, denn Nikotinprodukte sind stark suchtgenerierend. Je jünger damit begonnen wird, desto stärker wird die Abhängigkeit. Meist ist auch bei einem Joint ein grosser Tabakanteil dabei. Deshalb sollte auch zu Hause diese Altersgrenze eingehalten werden.
Wir raten Eltern, die Haltung zu vertreten, dass das Kind keinen Cannabis konsumieren sollte. Dafür gibt es gute Gründe. Je jünger ein Kind ist, desto ausgeprägter sind die Risiken. Vor allem das Gehirn reagiert empfindlicher, weil es noch in der Entwicklung ist. Weiterführende Informationen dazu gibt es hier.
Wie reagieren, wenn man das Kind inflagranti erwischt?
Siehe weiter oben: Wenn dazu bereits gemeinsame Regeln und Konsequenzen abgemacht worden sind, dann sollten die Konsequenzen in Kraft treten, sonst ist es nicht glaubwürdig. Allgemein sollte eine klare Haltung gezeigt werden, dass man dies nicht toleriert. Es soll aber nur die Handlung, nicht die Person kritisiert werden. Gleichzeitig sollte das Gespräch gesucht und die Motive und Ursachen geklärt werden, und dann entsprechende Konsequenzen gezogen werden.
Kann man Teenager überhaupt irgendwie kontrollieren und soll man das überhaupt?
Es kommt darauf an, was man unter Kontrolle versteht. Es ist wichtig, dass Eltern auf dem Laufenden sind, was ihre Kinder tun und mit wem sie sich treffen. Es soll aber ein Vertrauensverhältnis gepflegt werden, wo Kinder ihren Eltern ohne Angst erzählen können, was sie tun und was sie bewegt.