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Fast alles Schrott oder was?

Wie mich Instagram langsam in den Ruin treibt

«Learn more» und «Shop now» sind die Buttons, die ich auf Instagram am meisten drücke. Vor allem wenn es um Gadgets für meinen zweijährigen Sohn geht. Die Folge? Ein Haufen Schrott daheim, der vor allem eines ist: unbrauchbar! Willkommen zu einem Klagelied über ein System, das mich zum perfekten Opfer macht.

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Men use smartphones to social media on vacation at home, use social media to talk to social distancing ,Working From Home concept.

Bei Instagram-Werbungen wird Redaktorin Maja schwach, sehr schwach.

Getty Images

Gefühlt war ich gerade mal zwei Stunden schwanger, als ich zum ersten Mal in die Instagram-Falle tappte. Logisch, kaum war da dieser zweite Strich auf dem Schwangerschaftstest, legte ich mit dem Googeln von Baby- und Kindersachen los. 

Logisch also auch, dass mir Instagram sogleich jegliche Tore zum Baby- und Kinderuniversum öffnete. Man kennt es: Man scrollt sich durch den Feed oder schaut Stories. Und da irgendwo dazwischen tauchen sie auf. Die Werbungen von Dingen, von denen man nicht wusste, dass sie existieren und von denen man dann aber auch sofort nicht mehr weiss, wie man ohne sie weiter existieren soll.

So ging es mir mit dieser blau-grauen Babytrage, die mir da in einem wunderschön gefilmten Clipli auf dem goldenen Tablett serviert wurde. Ich sehe eine sehr glückliche Mutter, die ihr sehr glückliches Kind ergonomisch super in drei verschiedenen Varianten tragen kann. Das Beste: Die Trage wächst mit dem Baby mit. Bis das Kind 4 ist, kann es getragen werden. «Shop now!»

Erster Komplex: Grösse!

Ein paar Wochen später, das meiste Gedöns kommt ja aus China, trudelt die Trage also ein. Und ist winzig! Die grösste Grösse bring ich gerade mal so zu 70% um meinen Körper. Dabei ist mein Babybauch noch winzig! Ich gebe meiner besten Freundin, sie trägt Grösse 38, das Teil. Auch ihr ist dieses zu klein. 

Also gut. Im Gegensatz zu Asiatinnen sind wir also dick! Das ist aber nicht das einzige Problem an der Trage, die mir so verlockend angepriesen wurde. Nach einer Trageberatung weiss ich: Das Ding ist für Babys Hüften des Teufels. Also ab in den Müll damit! 

Jetzt dürfte man meinen, ich habe was gelernt. Haha! Als mir Instagram einen magischen Löffel zeigt, den ich mit Brei füllen und so unterwegs enorm easy mein Baby füttern kann, schlage ich zu. Als das Ding ankommt, merke ich: das Material ist mies, alles stinkt. Auch zwei Waschgänge im Geschirrspüler helfen nicht. Okay, Adieu. Danke für nichts.

Endlich was Gescheites!

Ich nehme mir vor, nichts mehr zu bestellen. Bis mir eine Schale im Feed ausgespielt wird, die ich nicht nicht bestellen kann. «Learn more». Dann «Shop now!». Dann endlich happy End. Die Schüssel ist krass. Unser Sohn kann damit durch die ganze Hütte rennen, ohne seine Snacks auszuleeren. Hallo, neues Leben.

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Also, geht doch. Dann kann ich auch munter weiter Shopping betreiben. Da ist zum Beispiel diese wahnsinnig herzige und garantiert qualitativ hochstehende Lokomotive mit Dominosteinen drin. 

SUPER! «SHOP NOOOOOW!»

Dann kommt die Lokomotive an. Und zerstört mal wieder all meine Träume. Allerbilligste Materialien treffen auf einen Mechanismus, bei dem die Dominosteine ständig stecken bleiben. Mein Freund räumt das Teil weg, bevor unser Sohn überhaupt nur einmal damit spielen kann.

Insta-Loki

Diese Lokomotive hätte ich mir sparen können.

private Aufnahme

Der Stempel soll es richten!

Irgendwann gestehe ich mir ein, dass mich diese Form des Shoppings – es erinnert mich ein bisschen an Russisch Roulette – halt einfach irgendwie kickt. Du bestellst und weisst nicht, ob da was Tolles (eher unwahrscheinlich) oder doch der Jackpot (die Hoffnung stirbt zuletzt!) kommt. 

Ich mache weiter. Mein nächstes Objekt der Begierde: Ein Stempel mit dem Namen meines Sohnes. Damit kann ich all seine Kita-Sachen beschriften. Super. Hier bin ich mir sicher, dass nicht viel schief gehen kann. Ich behalte Recht. Das Teilchen in herziger Optik hält, was es verspricht. 

Insta-Shopping und ich, wir sind versöhnt! <3

Stempel

Ein Stempel für alle Fälle: Ich bin Fan!

private Aufnahme

Aller guten Dinge sind 675

Gut, läuft also wieder, denke ich neulich, als mir eine elektrische Raffel ausgespielt wird, die im Nu jedes Gemüse rüsten und, wenn gewünscht, pürieren kann. Perfekt mit Kleinkind, denke ich und drücke «Learn more». Zwei Minuten später ist das Ding bestellt. Auf dem Video habe ich schliesslich mit eigenen Augen gesehen, dass ich uns damit das Leben in der Küche enorm vereinfache. 

Ich kann es also kaum erwarten, bis das Ding im Briefkasten ist.

Dann, Spoiler: kein Happy End, die herbe Enttäuschung, mal wieder. Der Küchenhelfer entpuppt sich als maximaler Reinfall. Die Anleitung gibts nur auf chinesisch. Ausserdem sind in der Packung so viele Einzelteile drin, die man zusammenbauen muss, dass ich das Gefühl habe, ich brauche einen Master und Bachelor in was weiss ich, um diese Raffel überhaupt in Betrieb zu nehmen.

Mich verlässt die Geduld.

Das Teil landet in der hintersten Ecke unseres Chuchichäschtlis.

Sad Story, ich weiss. Ich brauche jetzt eine Pause, um meine Gefühle zu verarbeiten.

Ich werde nicht auf Instagram gehen.

Nein. Nein.

Wirklich nicht.

Ooops.

Shit!

Was für ein geiles Kinder-Zelt. Perfekt für unseren Buben. 

Vielleicht sind doch alle guten Dinge 675? 

(Sorry, Boyfriend!)

Instagram Zelt

Soll ich...? Ich will so so so so gerne!

Privater Screenshot
am 4. Januar 2023 - 16:58 Uhr