1. Home
  2. Family
  3. Familien-Geschichten
  4. ZFF-Preisträger Heisenberg: Familienkomödie 'Der Prank' im Kino
Er schickt uns im Herbst in den April

Zu Besuch bei «Der Prank»-Regisseur Benjamin Heisenberg

Gleich zwei Auszeichnungen heimste der deutsch-schweizerische Regisseur am ZFF für seine Familienkomödie «Der Prank» ein. Inspirieren lassen hat sich der Wahl-Luzerner von seinen fast erwachsenen Kindern und eigenen Jugendstreichen.

Artikel teilen

<p>Das Arbeitsreich: Benjamin Heisenberg in seinem Luzerner Büro. Der Wahl-Schweizer ist Regisseur, macht Kunst und schreibt auch Romane.</p>

Das Arbeitsreich: Benjamin Heisenberg in seinem Luzerner Büro. Der Wahl-Schweizer ist Regisseur, macht Kunst und schreibt auch Romane.

Joseph Khakshouri

Eine Unterhose in einem Pizzakarton verstecken und anschliessend die Schachteln des Lieferservices vertauschen. Was sich wie vorpubertärer Nonsens liest, stammt aus der Feder des 51-jährigen Drehbuchautors und Regisseurs Benjamin Heisenberg. Die Schlüpfer-Pizza-Tauschaktion ist Auftakt seiner Familienkomödie «Der Prank», die seit Kurzem in den Schweizer Kinos läuft – und in der es um einen aus dem Ruder gelaufenen Aprilscherz eines chinesischen Austauschschülers geht.

<p>Der Film: Ein Aprilscherz bringt das Leben einer Familie ziemlich durcheinander. «Der Prank» läuft aktuell im Kino.</p>

Der Film: Ein Aprilscherz bringt das Leben einer Familie ziemlich durcheinander. «Der Prank» läuft aktuell im Kino.

ZVG

«Ich arbeite gern mit Kindern, finde ihren Blick auf die Welt faszinierend», sagt Heisenberg. Am jüngst zu Ende gegangenen Zurich Film Festival (ZFF) heimste er gleich zwei Auszeichnungen für den Film ein: den «ZFF für Kinder»-Jurypreis und den «ZFF für Kinder»-Publikumspreis. «Ich habe mich wahnsinnig darüber gefreut. Sie geben mir das Gefühl, alles richtig gemacht zu haben.»

Als Benjamin selbst noch ein Kind war, musste er, wenn er einen Film gucken wollte, zu den Nachbarn. Heisenberg ist mit vier Geschwistern in einem kleinen bayrischen Dorf in der Nähe von Würzburg aufgewachsen. «Bei uns Zuhause gabs keinen Fernseher. Meine Eltern hatten das Gefühl, das sei zu viel Berieselung.» Flimmerte jedoch in der Nachbarschaft die Glotze, tauchte Benjamin völlig in die für ihn faszinierende Filmwelt ein. «Ich sass da wie ein hypnotisierter Hase vor der Schlange.» Später, als Jugendlicher, habe es ihn so oft wie möglich ins Kino gezogen, wo er vor allem Filmklassiker sah, die er sonst nie zu sehen bekommen hätte.

Imposante Familiengeschichte

Dass er letztlich Künstler wurde, ist bei Benjamin Heisenbergs Familiengeschichte nicht selbstverständlich. Sein Grossvater Werner Heisenberg gilt als Begründer der Quantenmechanik und zählt zu den bedeutendsten Physikern des 20. Jahrhunderts. Und sein Grossonkel ist der ehemalige deutsche Bundespräsident Richard von Weizsäcker. Beides «Big Shots» würde man heutzutage auf Neudeutsch sagen. Allerdings kann ein grosser Name auch eine Last sein. Heisenberg strich eine Zeit lang sogar das «H» aus seinem Familiennamen und nannte sich Benjamin Eisenberg. «Das war, als ich so 19, 20 war und mir sagte, ich lasse dieses ‹Familienerbe› jetzt alles hinter mir – und mache mein eigenes Ding.»

<p>Der Nachkomme: Benjamins Grossvater ist der Physiker Werner Heisenberg, sein Grossonkel der einstige deutsche Bundespräsident Richard von Weizsäcker.</p>

Der Nachkomme: Benjamins Grossvater ist der Physiker Werner Heisenberg, sein Grossonkel der einstige deutsche Bundespräsident Richard von Weizsäcker.

Joseph Khakshouri

Ein künstlerisches Vorbild gab es in Heisenbergs Familie allerdings doch: sein 2008 verstorbener Onkel Andreas von Weizsäcker. «Mit ihm verstand ich mich sehr gut, er inspirierte mich, und er hatte sicherlich einen wichtigen Einfluss auf mich, zumal er mir gezeigt hat, dass man auch Künstler von Beruf werden kann.» So studiert Benjamin nach der Schule zunächst Bildhauerei an der Kunstakademie in München. «Dass ich inzwischen von der Kunst leben kann, empfinde ich als grosses Geschenk.»

Ausstellung im legendären MoMa

Benjamin Heisenberg ist nicht nur Filmemacher, er schreibt Bücher und ist als bildender Künstler aktiv. Er erschafft neben Videoinstallationen auch grossformatige Bilder, die beispielsweise in der Berliner Galerie Ebensperger exklusiv ausgestellt und verkauft werden und Preise im vier- bis fünfstelligen Bereich erzielen. Seine Kunst wurde bereits im ZKM Karlsruhe, im Haus der Kunst München, bei den Filmfestspielen von Cannes, den Internationalen Filmfestspielen Berlin, im Kunstmuseum Stuttgart, der Videonale in Bonn und sogar im weltberühmten Museum of Modern Art (MoMA) in New York ausgestellt.

Seit 2010 lebt Heisenberg mit seiner Familie in der Schweiz. Seine Frau Alexandra (51) ist gebürtige Luzernerin. «Sie ist auf einem wunderschönen Bauernhof am Stadtrand aufgewachsen.» Kennengelernt hat sich das Paar an der Filmhochschule in München. Dort hatte Benjamin nach seinem Kunststudium noch ein Zweitstudium im Fach Spielfilmregie angehängt, Alexandra studierte in der bayrischen Metropole Schauspiel. Heute ist sie selbstständig und als Familientherapeutin tätig. Vor drei Jahren bezogen die Heisenbergs mit ihren Söhnen Johannes (18) und Lukas (16) eine wunderschön am Vierwaldstättersee gelegene Mietwohnung in einer historischen Villa.

<p>Die Ruheoase: Benjamin und Alexandra Heisenberg mit ihrem sieben Monate alten Mittelpudel Robin im Wohnzimmer ihrer Luzerner Mietwohnung.</p>

Die Ruheoase: Benjamin und Alexandra Heisenberg mit ihrem sieben Monate alten Mittelpudel Robin im Wohnzimmer ihrer Luzerner Mietwohnung.

Joseph Khakshouri

Seine Film-Hommage an Tinguely

Heisenberg ist unterdessen auch eingebürgert. Für ihn ein logischer Schritt. «Die Schweiz ist meine Heimat geworden.» Obwohl sein jüngster Film, «Der Prank», in Berlin spielt, gedreht wurde nicht nur in Deutschlands Hauptstadt, sondern auch in Zürich. Heisenberg ist zudem ein Fan von Jean Tinguely. Bereits in seiner Abiturarbeit beschäftigte er sich mit dessen maschinenähnlichen Skulpturen. Die Frühstücksmaschine in «Der Prank» ist eine Hommage des Regisseurs an den 1991 verstorbenen Schweizer Künstler. «Gebaut hat sie ein guter Freund von mir», erzählt Heisenberg begeistert.

<p>Das Ritual: Jeden Morgen schickt er einem Freund ein Selfie vom selben Ort am Vierwaldstättersee.</p>

Das Ritual: Jeden Morgen schickt er einem Freund ein Selfie vom selben Ort am Vierwaldstättersee.

Joseph Khakshouri

Er selbst sprüht vor Begeisterung bei allem, was er tut. Egal, ob es um eine Videoinstallation, ein Bild, ein Buch oder einen Film geht. Wenn er sich für eines entscheiden müsste? «Mir sind alle gleich lieb!» Darum schreibt er als Nächstes erst mal wieder einen Roman.

René Haerig, Ringier
René HaenigMehr erfahren
Von René Haenig vor 2 Stunden