1. Home
  2. Family
  3. Familientreff
  4. Umgangsformen, Anstand: Ab vier Jahren sollten Kinder Danke sagen

Romina weiss Rat

Ab diesem Alter sollten Kinder lernen, Danke zu sagen

Wenn Kinder weder grüssen noch sich bedanken wollen, kann das für Erwachsene unangenehm sein. Auch Familienexpertin Romina Brunner kennt die Situation – und verrät, wie sie darauf reagiert.

Artikel teilen

Romina Brunner, SI Online Familien Bloggerin, bei sich zu Hause in Birchwil ZH, am 09.11.2018, Foto Lucian Hunziker

Romina Brunner hat selber Kinder und weiss, wie wichtig Umgangsformen sind.

ALL RIGHTS RESERVED
Romina Brunner, SI Online Familien Bloggerin, bei sich zu Hause in Birchwil ZH, am 09.11.2018, Foto Lucian Hunziker
Romina Brunner

Mein Vierjähriger bringt mich zum Verzweifeln. Er will weder grüssen noch danken. Selbst wenn er von unserem Metzger ein Rädli Wurst bekommt, bleibt er stumm. Was soll ich tun? Was darf ich in diesem Alter überhaupt erwarten von meinem Bub? - Caro

Liebe Caro

Die Situation ist wohl vielen Eltern bekannt. Kaum stehst du vor der Fleischtheke, fragt der Metzger: «Möchtest du ein Würstchen haben?» Zwei Kinderaugen leuchten, das Händchen ist schnurstracks ausgestreckt – doch dann kommt nichts mehr. Wortlos verschwindet das Rädli im Kindermund. 

Fragt Romina!

Habt ihr auch ein Thema, das euch beschäftigt? Dann schreibt ein Mail an romina@schweizer-illustrierte.ch

Ab vier Jahren sollten Kinder Umgangsformen umsetzen können

Während die gängigen Anstandsregeln wie danken, bitten, sich entschuldigen Kinder zwischen zwei und drei Jahren sicher noch überfordern, ändert sich das später rasch. «Während ein Dreijähriges noch die Unterstützung seiner Eltern braucht, sollten sich ein Kindergartenkind ohne Aufforderung bedanken können», sagt Familiencoach Susanne Baldini. Dazu gehöre auch, der Kindergartenlehrerin zur Begrüssung die Hand zu reichen. Denn Höflichkeit drücke auch Respekt aus. «Die wichtigsten Wertvorstellungen, wie danken, grüssen und mit den Mitmenschen kommunizieren, sollten Eltern ihren Kinder beibringen. Dies geht aber nicht, ohne zu üben», sagt Baldini. 

Dabei ist es wirkungsvoller, möglichst auf allgemeine Formulierungen zu verzichten. Sätze wie: «Benehmt euch heute bei der Omi anständig» oder «Sei lieb zu deiner Tante», sind nicht sehr zielführend. Besser ist, wenn Eltern ihre Erwartungen klar formulieren: «Ich möchte, dass du deiner Tante heute freundlich hallo sagst und ihr zur Begrüssung die Hand reichst.»

Ein Tabu ist das Kind in der Öffentlichkeit blosszustellen oder es gar zu beschimpfen.

Susanne Baldini, Familiencoach
Niemals sollten Eltern ihr Kind blossstellen

Doch was wenn das Kleine partout den Mund nicht aufmacht? «Dann kann man ein Kind auch mal an der Hand nehmen und gemeinsam grüssen oder danken», so Baldini. Ein Tabu sei hingegen, das Kind in der Öffentlichkeit blosszustellen oder es gar zu beschimpfen. «Ein ‹Wie sagt man?› bringt das Kind nur in eine unangenehme Situation», erklärt Baldini. Besser sei, es dem Nachwuchs ein wenig auf die Sprünge zu helfen. «Na, schmeckt das Würstchen? Wollen wir das dem Metzger sagen?» oder «Dir geht es heute aber wieder gut. Da bedanken wir uns fest dafür, gäll Mia?»

Verständnis ist gefragt, auch bei unserer Familienexpertin

Ich ging auch davon aus, dass unseren Kindern das Grüssen in die Wiege gelegt wurde. Schliesslich lebe ich es ihnen ja täglich vor.

Doch Fehlanzeige. Während sie unseren direkten Nachbarn grüssen, als stünde Prinz Eisenherz persönlich vor ihnen, fällt dies unserer Schüchteren schwer, sobald Menschen vor ihr stehen, die sie selten sieht. Es scheint fast, als würden die beiden sich jeweils gegenseitig mit Schüchternheit anstecken und sich plötzlich nirgends wohler fühlen als hinter meinem Hosenbein.

Ich weiss aus eigener Erfahrung: Gerade bei scheuen Kindern erreicht man mit Druck nicht viel. Sie brauchen mehr Zeit als andere und viel Feingefühl.

Anderseits soll ja Höflichkeit auch kein Sammelsurium an antrainierten Floskeln sein. Doch zugegeben, als vor einigen Wochen die damals knapp vierjährige Freundin unserer ältesten Tochter bei uns zu Besuch war und sich danach bedankte, «dass ich bei euch spielen durfte», war ich tief beeindruckt und dachte, «oh, wow, da hat deine Mami aber einen guten Job gemacht. So schön!» Und fragte mich kurz: «Was habe ich verpasst?»

Liebe Caro, ja, ich glaube, dass du deinem Vierjährigen die Benimmregeln langsam aber sicher beibringen solltest. Eben weil er im Sommer in den Kindergarten kommt. Doch sei nachsichtig, wenn es nicht auf Anhieb klappt. Das kann sich bei Kindern schnell ändern. Während unsere Grosse zurzeit grad gut unterwegs ist, stinkt das ständige Grüssen ihrer Freundin gerade sehr.

Herzlich, Romina

Unsere Expertin für Familienfragen

Nie waren Eltern so gut informiert wie heute. Und nie war es schwieriger, im Dschungel aus Ratgebern und Internetforen den besten Weg für den eigenen Nachwuchs zu finden. Unsere Familien-Expertin Romina Brunner hilft, Ordnung zu schaffen. Regelmässig berät die zweifache Mutter und Journalistin die SI-Family-Community zu Themen und Fragen aus dem Familienalltag.

Von Romina Brunner am 24. Januar 2020 - 17:54 Uhr