Ich bekomme bald mein erstes Kind. Eine Freundin schwärmt von Tragetüchern. Sind die tatsächlich so gut? Ich habe keine Ahnung welche ich überhaupt kaufen soll. – Marcela
Liebe Marcela
Die Tragehilfen erfüllen somit ein Grundbedürnis von Säuglingen. «Die Enge, die Nähe und die Wärme sind im Tragetuch ähnlich wie im Mutterleib, vermitteln dem Baby Sicherheit und fördern die körperliche Entwicklung», erklärt Trage-Mama und Familien-Bloggerin Deborah Lacourrège von mamarocks.ch. Dies tue Mutter und Kind gleichermassen gut, denn das Tragen fördere die Ausschüttung von Oxytocin, dem sogenannten Kuschelhormon.
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Die Vorteile von Babytragen liegen auf der Hand: Du hast beide Arme frei, kannst rüsten, backen, kochen, putzen, und hast dein Kleines ständig bei dir, was für die Bindung gerade in den ersten Monaten entscheidend ist. Mit dem Kind in der Tragehilfe kommst du aber auch gut ins Tram, in den Zug, durch die Läden, ja kannst shoppen oder auch mal einen Schuh anprobieren – und falls dein Baby hungrig ist, kannst du es zur Not auch mal on the go stillen. Gut geeignet dafür sind Hemden mit Knöpfen oder Shirts mit weitem Ausschnitt. Ein Nuschi übers Köpfchen (aber Vorsicht, die Atemwege sollten frei blieben) und die Zwischenmahlzeit bleibt unbemerkt.
Mittlerweilen gibt es ganze Tragetuch-Communities, Trageberatungen und Trageläden – dagegen wirkt der gute alte Kinderwagen fast schon verstaubt. Ein Vehikel aus dem Mittelalter, sperrig, störend und so fast gar nicht mehr zeitgemäss – oder gerade noch gut für die Babysitter. Wobei mittlerweile auch schon Grosseltern mit in Tücher gewickelten Babys rumlaufen.
Ich bin ein grosser Fan von Tragehilfen. Noch heute liegt der Babybjörn bei uns im Schrank. Unsere Älteste hat den Snugli geliebt. Er gab mir Freiheit und Flexibilität. Später habe ich sie gedreht und sie sah sich die Baby-Welt von oben an. Gold wert war das Tragetuch nach intensiven Kita-Tagen, bei Zahnschmerzen oder Fieber. Kaum in der Trage, war die Welt wieder in Ordnung.
Als unsere zweite Tochter zur Welt kam, band ich die Grosse einfach auf den Rücken und trug die Kleine an der Brust. Allerdings war die Jüngere nicht annähernd so gerne im Tuch festgebunden.
Lacourrège sagt denn auch. «Es haben längst nicht alle Kinder das gleiche Nähebedürfnis und es wird auch nicht jedes gleich gerne getragen.» Und weiter: «Es gibt Kinder, die mögen die Enge des Tragetuches nicht. Da ist es wichtig, dass die Eltern darauf eingehen und nichts forcieren.»
Liebe Marcela, an deiner Stelle würde ich nicht auf einen Kinderwagen verzichten. Den brauchst du immer. Mit dem Tragetuch kannst du es langsam angehen lassen. Vielleicht kannst du dir aus deinem Umfeld zwei, drei Expemplare zum Vergleich ausleihen und erst eines anschaffen, wenn du dir sicher bist, dass das Tragen dir und deinem Baby entspricht.
Ich wünsche dir alles Gute!
Herzlich,
Romina
Wo kriege ich eine professionelle Trageberatung?
Trageberatungen gibt’s in allen grösseren Städten. Zum Beispiel: «Gut betucht» in Zürich. «Knirpsenland» in Frauenfeld, «tragen-bern.ch», «Verein Tragwerk», «Fortbildungs- und Trainingsuzentrum Babytragen» in Basel. Neisna Babytragetücher http://www.neisna.swiss/
Bekommt mein genügend Kind Luft im Snugli?
Viele Mamis befürchten, dass ihr Kind nicht genug Luft bekommt. Doch dem ist nicht so. Sofern die Atemwege nicht verdeckt sind und du den Säugling aufrecht trägst. Fragt zur Not einen Arzt oder eine Hebamme.
Wie sollte eine Babytrage sein?
Laut Laccourège ist die ideale Tragehilfe weich und die Stegbreite, eventuell auch die Länge des Rückenteils, verstellbar. Wichtig ist, dass das Baby in Anhock-Spreiz-Haltung sitzt. Das heisst: der Steg geht von Kniekehle zu Kniekehle. Zudem sollte vor allem bei kleinen Babys der Rücken gut gestützt sein.
Bis zu welchem Alter lassen sich Babys tragen?
Es gibt keine Altersgrenze. Man kann auch über das Babyalter hinaus tragen. Prinzipiell gilt: Man kann so lange tragen, wie es beide möchten und mögen. Es gibt Kinder, die ab Laufalter nicht mehr getragen werden möchten. Und es gibt Kinder, die werden sehr schnell sehr schwer. Dann mag die Mutter das Kind vielleicht nicht mehr oder nur noch für kurze Zeit tragen.
Unsere Expertin für Familienfragen
Nie waren Eltern so gut informiert wie heute. Und nie war es schwieriger, im Dschungel aus Ratgebern und Internetforen den besten Weg für den eigenen Nachwuchs zu finden. Unsere Familien-Expertin Romina Brunner hilft, Ordnung zu schaffen. Regelmässig berät die zweifache Mutter und Journalistin die SI-Family-Community zu Themen und Fragen aus dem Familienalltag.