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Hochsaison für Bisse

Wer glaubt noch alte Mythen über Zecken?

2025 hat sich als «schlimmes Zeckenjahr» einen Namen gemacht. Wenn das kein Grund ist, mal mit Falschinformationen rund um die kleinen Biester aufzuräumen!

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Medical tweezers grip a brown tick firmly during careful removal from human skin. The procedure demonstrates proper clinical technique targeting the parasite's head region for safe extraction. Macro detail reveals clear focus on precision tool placement against affected skin area

Eine Zecke mit der Pinzette zu entfernen, ist nicht die beste Idee. Wie es wirklich geht, erfahrt ihr im Text. 

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Zecken fühlen sich in der Schweiz pudelwohl. Seit 2019 gilt fast die ganze Schweiz als Hochrisikogebiet für von Zecken übertragene Krankheiten wie FSME oder Borreliose. Aktuell haben die kleinen Biester Hochsaison: Im Juni und Juli beissen Zecken besonders oft zu. Weil sich rund um ihre Existenz, ihr Vorkommen und das Risiko, das von ihnen ausgeht, immer noch viele Unwahrheiten halten, nehmen wir hier ein paar gängige Glaubenssätze unter die Lupe.

Ist eine Zecke eigentlich zu irgendetwas gut?

Klar doch! Eine Zecke ist eine leckere Mahlzeit für ihre natürlichen Feinde – zum Beispiel für den Fadenwurm. Der frisst eine Zecke von innen her auf. Aber auch die Erzwespe oder verschiedene Pilzarten machen den Zecken das Leben schwer. Zecken sind also nicht einfach überflüssig und mühsam, sondern haben ihren Platz in der Nahrungskette. Als Parasiten sorgen sie zudem dafür, dass sich gewisse Tier- oder Pflanzenbestände nicht übermässig vermehren.

Zecken beissen nicht... sie stechen

Obwohl der Volksmund häufig auch von einem «Zeckenbiss» redet, kommt der Vorgang, mit dem eine Zecke das Blut ihres Wirten abzapft, eher einem Stechen gleich. 

Zecken gibts nicht nur im Sommer

Die Zeckensaison dauert ungefähr von März bis November. Die Tiere sind ab einer Temperatur von etwa 8 Grad Celsius aktiv. Zecken sind jedoch mehrjährige Tiere, und wegen der milden Winter in Mitteleuropa trifft man sie zunehmend auch von Dezember bis Februar an – je nach Witterung. Dass es in den kühleren Monaten zu weniger Stichen kommt, hat noch einen zweiten Grund: Bei winterlichen Temperaturen streift man zwangsläufig seltener mit nackten Armen und Beinen durch die Natur.

Eine Zecke in der Arztpraxis entfernen zu lassen, kann nachteilig sein

Wegen eines Zeckenstichs panisch auf den Notfall zu rennen, ist nicht nötig. Im Gegenteil, es kostet nur wertvolle Zeit. Eine Zecke kann zwar manche Erreger schon ab dem Stich übertragen, aber die Borreliose-Bakterien, die bei der Zecke im Magendarmtrakt gelagert sind, brauchen ein paar Stunden, um auf einen Menschen überzugehen. Es gilt deswegen, eine Zecke so rasch wie möglich loszuwerden. «Man sollte die Zecke so schnell wie möglich entfernen, den Einstich desinfizieren und sich die Stelle merken, zum Beispiel, indem man mit einem Kugelschreiber einen Kreis markiert», sagt Dr. Christoph Fux, Chefarzt Infektiologie und Spitalhygiene am Kantonsspital Aarau. 

Der Arztbesuch kann jedoch zu einem späteren Zeitpunkt Sinn machen: «Tritt an der Einstich-Stelle eine Rötung auf, sollte man zum Arzt gehen, da dies ein Hinweis auf Borreliose sein kann.» Wichtig: Die Rötung durch Borreliose entsteht erst ab dem zweiten Tag nach dem Stich. Treten Grippesymptome auf, soll man wegen Verdachts auf FSME zum Arzt gehen.

Zecken mit der Pinzette herausdrehen? Lieber nicht!

Hartnäckig hält sich die Annahme, eine Zecke sollte mit der Pinzette aus einer Stichwunde gedreht werden. Diese Methode erhöht jedoch das Infektionsrisiko, denn durch das Quetschen und Drehen kann infektiöses Sekret über den Speichel der Zecke in den menschlichen Organismus gelangen. Zur Entfernung einer Zecke eignen sich speziell dafür entwickelte Zuckerzangen oder Zeckenkarten (erhältlich in Apotheken). 

Und so gehts: 

  1. Die Zecke so nahe an der Einstichstelle wie möglich greifen, ohne sie zu quetschen
  2. Die Zecke langsam und durch kontinuierlichen Zug herausziehen. Nicht ruckartig ziehen, nicht drehen. 
  3. Reinigen und Desinfizieren der Wunde und der Hände.

Diese Hilfsmittel lassen sich unter die Zecke schieben und diese dann unversehrt von der Haut abziehen. Keinesfalls sollte man die Zecke drehen oder quetschen. Sollte nur eine Pinzette zur Verfügung stehen, ist es wichtig, langsam, vorsichtig und kontrolliert vorzugehen, um die Zecke nicht zu quetschen.

Man while applying insect repellent on his hand. Prevention against mosquito bite in tropical destination.

Sich vor Zecken zu schützen, ist empfohlen. Und übrigens: «Als Teenager sind Zecken am gefährlichsten»

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Diese Hausmittel zur Zeckenentfernung sind Humbug:

Zecken auf der Haut in Öl, Nagellack, Leim, Zahnpasta oder ähnlichem zu «ertränken», um sie unschädlich zu machen, funktioniert nicht. Im Gegenteil: «Mit diesen Mitteln lassen sich Zecken nicht einfacher entfernen, vielmehr erhöhen diese möglicherweise das Infektionsrisiko», heisst es auf der Informationsseite der vom Bundesamt für Gesundheit BAG unterstützten Kampagne zecken-stich.ch.

Weder in den Bergen noch in der Stadt ist man vor Zecken sicher

Wer in der Schweiz vor Zecken flüchten möchte, muss schon hoch hinaus. Zecken kommen bis auf eine Höhe von 1500 bis 2000 Metern über Meer vor. Beliebte Bergdestinationen, wie etwa der Oeschinensee im Berner Oberland, liegen noch unter der Zecken-Grenze. Obwohl diese mit der Baumgrenze fast übereinstimmt, ist auch die Annahme, dass Zecken nur im Wald leben, falsch. Sie kommen in Büschen, in Wiesen, in Stadtgärten und auf bepflanzen Balkonen vor. Und manchmal sogar in unseren Wohnungen. Zecken können nämlich in abgelegten Kleidern unter den optimalen Bedingungen noch mehrere Tage weiterleben. 

Die «Zeckenimpfung» schützt nicht gegen alle übertragbaren Krankheiten

Auch der Begriff «Zeckenimpfung» ist eine Kreation von Freund Volksmund. Gegen Zecken impfen lassen kann man sich nicht. Die Impfung schützt auch nicht gegen alle von Zecken übertragbaren Erkrankungen, jedoch vor der Frühsommer-Meningitis FSME, die im schlimmsten Fall tödlich enden kann. «Grundsätzlich wird die Impfung der ganzen Bevölkerung empfohlen. Besonders gefährdet sind diejenigen Personen, die sich an Wegrändern mit oder ohne Unterholz bewegen. Biker, Personen mit Hunden, Pilzsuchende und ältere Kinder, welche eine Waldspielgruppe besuchen», sagt Dr. Urs Keller im «St. Galler Tagblatt». Die FSME-Impfung gilt als eine der wirkungsvollsten Impfungen überhaupt und optimiert zuverlässig den Schutz vor FSME-Viren. 

Übrigens: Obwohl FSME ausgeschrieben Frühsommer-Meningitis heisst, können die auslösenden Viren auch in allen anderen Jahreszeiten übertragen werden. Am aktivsten sind Zecken jedoch im Frühsommer, weswegen dann auch die meisten Fälle auftauchen.

Gegen Borreliose gibt es bislang keine Impfung. Allerdings lässt sich die Krankheit mit Antibiotika behandeln. Sie zu erkennen ist aufgrund der sehr diversen Symptome jedoch schwierig. Daneben können Zecken eine Vielzahl weiterer Erreger übertragen – eine Übersicht gibts beim nationalen Referenzzentrum für durch Zecken übertragene Krankheiten NRZK.

Hilft Kokosfett wirklich als natürlicher Zeckenschutz?

Dies ist umstritten, auch wenn es einzelne Studien gibt, die darauf hinweisen, dass das in Kokosfett enthaltene Laurinöl eine abwehrende Wirkung gegen Zecken hat, so braucht es weitere wissenschaftliche Untersuchungen, um eine Aussage dazu machen zu können, ob Kokosöl und andere Hausmittel zuverlässigen Schutz gegen Zeckenstiche bieten. Auch sind wissenschaftliche Hinweise zur Wirkung von Lavendel-, Schwarzkümmel oder Eukalyptusöl bislang nur sehr spärlich vorhanden. Erwiesen ist eine gewisse Schutzwirkung durch im Handel erhältliche Zecken-Sprays. Diese halten Zecken allerdings oft nicht sehr lange ab, weil sie durch Reibung und Schwitzen von der Haut entfernt werden. 

«Die Zecke» gibts gar nicht

Obwohl wir von «der Zecke» als Tier allgemein sprechen, gibt es nicht nur eine einzige Art, sondern ganze 850 verschiedene Zeckenarten. In der Schweiz beisst der Gemeine Holzbock am häufigsten zu. Die älteste Zecke der Welt wurde in einem 100 Millionen Jahre alten Bernstein konserviert.

Von KMY am 3. Juli 2025 - 07:00 Uhr