Der Mann, der die Welt in Atem hält und seine Meinung pausenlos auf allen Kanälen kundtut, will den Friedensnobelpreis unbedingt haben: Kambodscha und Pakistan haben den US-Präsidenten Trump für den Preis nominiert. Für 2025 allerdings zu spät, Donald Trump wird also auf der Nominiertenliste 2026 stehen.
Eine ganz andere Idee, wer den Preis 2026 bekommen sollte, lanciert Bernhard Hanel (57). Er schlägt vor, den Preis jenen zu geben, die in der Regel keine Stimme haben, kein Gehör finden. Hanel stellt die Frage in den Raum: «Was wäre, wenn 2026 allen Kinder der Erde gemeinsam der Friedensnobelpreis verliehen würde?» Der Deutsche, der im Schwarzwald lebt, sagt zu Blick: «Der Friedensnobelpreis für alle Kinder wäre keine romantische Verklärung, sondern würde uns allen eine existenzielle Frage stellen: Welche Welt wollen wir für die Kinder bauen?»
«Eingeständnis des Versagens der Erwachsenen»
Den gestrigen Weltkindertag hat Hanel für den Start seines Appells ausgesucht. In einer Mitteilung heisst es, weltweit müssten 152 Millionen Kinder arbeiten, 244 Millionen hätten keinen Zugang zu Bildung, über 400 Millionen lebten in Konfliktgebieten. «Angesichts dieser Fakten wäre der Nobelpreis das weltweite Eingeständnis unseres Versagens und gleichzeitig eine Selbstverpflichtung aller Erwachsenen.»
Wer ist der Mann, der zwei Milliarden Kinder auf dieselbe Liste setzen will wie Trump? Hanel hat sein Schaffen die vergangenen 30 Jahre Kindern gewidmet. Zum Gespräch schaltet er sich aus Athen zu, wo er gerade mit einer Gruppe Jugendlicher einen Schulhof gestaltet.
Spielplätze auch in Slums und Krisenregionen
Bernhard Hanel nennt sich Spielkünstler. Er hat Kunst studiert und gründete verschiedene Unternehmen – auch eins in der Schweiz –, die sich mit Spielräumen beschäftigen. Heute bereichern seine Spielplätze viele Schweizer Ortschaften.
Ein Spielplatz in Lausanne im Parc des Plaines du Loup, realisiert 2023 von Kukuk Schweiz, einem von Bernhard Hanel gegründeten Unternehmen.
Archiv Kukuk SchweizSie sind nie gleich und doch ist die Handschrift von Hanel und seinen Teams wiedererkennbar: Hier findet man oft geschliffene Holzstämme, hügelige Landschaften, Wasser – die naturnahen Anlagen sollen Kinder aktivieren und vielfältige Erlebnisse ermöglichen.
Hanels Arbeit hat ihn in alle Regionen der Welt gebracht; er realisierte Spiel- und Schutzräume für Kinder in Krisenregionen an Orten wie Nepal, an der syrisch-libanesischen Grenze, in Slums im äthiopischen Addis Abeba oder in São Paolo in Brasilien.
«Ich bin der Überzeugung, dass echtes Kindsein so viel mit dem Spiel zu tun hat», sagt er. «Wir müssen den Kindern einen guten Start in ihre Biografie ermöglichen. Denn wenn die Kindheit missglückt, dann ist es wahnsinnig schwer für die einzelne Person, das später wieder hinzukriegen. Der Rucksack ist dann mit den falschen Sachen gefüllt.»
World Child Forum ergänzt das WEF
Sein Engagement für die Kinder hat ihn auch zum Veranstalter gemacht: Im Sommer 2023 ging in Davos das erste World Child Forum (WCF) über die Bühne – in denselben Räumen, in denen jeweils im Januar das WEF stattfindet. Das Weltkinderforum sei keine Gegenveranstaltung, sondern eine komplementäre, lebendige Alternative, betont Hanel. Hier treffen sich junge Menschen aus aller Welt, arbeiten politisch, tragen die Ideen in ihre Herkunftsländer zurück.
2026 will der Spielkünstler am WEF die drei wichtigsten Fragen sammeln und diese in das WCF hineintragen. «Junge Menschen haben andere Zukunftsbilder und werden diese Fragen ganz anders beantworten als die älteren Herren am WEF.»
Wer wird die Kinder nominieren?
Unter der Schirmherrschaft des World Child Forum geht es nun zunächst darum, die Nobelpreisidee in die Welt hinauszutragen. Mit grossen Kinderschutz-Organisationen ist Hanel bereits im Gespräch, doch am allerliebsten wäre es dem Künstler, wenn die Pakistanerin Malala Yousafzai (28) die Kinder der Welt offiziell für den Preis nominieren würde. Die bislang jüngste Friedensnobelpreisträgerin erhielt die Auszeichnung 2014 im Alter von 17 Jahren. Hanel sagt: «Sie setzt sich weiterhin für junge Menschen ein. Deshalb fände ich das die schönste Botschaft.»