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Papas und ihre Hormone

Jeder zehnte Vater leidet an einer postnatalen Depression

Nicht nur Mütter, auch Papas leiden an postnatalen Depressionen. Diese sind bei Vätern nicht hormonell bedingt, sondern durch äussere Faktoren wie Stress und Existenzängste verursacht. Trotzdem beeinflusst die Vaterschaft auch die Hormone der Männer.

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<p>Studien zeigen, dass während dem Bonding mit dem Nachwuchs auch bei Männern sich die Hormone anders verhalten.</p>

Studien zeigen, dass während dem Bonding mit dem Nachwuchs auch bei Männern sich die Hormone anders verhalten.

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Bei einer Geburt erleben beide Elternteile hormonelle Veränderungen. Obwohl die bei der Mutter weit tiefgreifender sind, beobachten Forschende auch klare Verschiebungen im Hormonhaushalt beim Vater. 

«Während der Schwangerschaft der Partnerin kommt es bei Männern ebenfalls zu spannenden Veränderungen bei den Hormonen», sagt der Hormonexperte Stephan Fischli im Podcast Durchblick. «Diese ziehen sich auch über die Schwangerschaft nach der Geburt hinaus.»

So nimmt beispielsweise das Testosteron ab. Väter von Neugeborenen weisen einen durchschnittlich tieferen Testosterongehalt auf. Gleichzeitig beobachtet man auch eine Abnahme von Östrogen, das Männer ebenfalls natürlicherweise im Blut haben. Generell haben Männer in monogamen Beziehungen weniger Testosteron als Singles.

Studien zeigen, dass eine Korrelation zwischen einem tiefen Testosterongehalt und einer engen Bindung zum Baby besteht. «Das würde ich aber nicht alleine dem Hormon zuschieben, meist ist dabei auch die Gesamtsituation eine andere», betont Fischli, der Chefarzt für Endokrinologie am Luzerner Kantonsspital ist.

Postnatale Depressionen auch Vatersache

Die Gesamtsituation ist auch bei Veränderungen nach der Geburt wichtig. Eine von sieben Frauen leidet an postnatalen Depressionen, meist ausgelöst von den starken Veränderungen im Körper und Hormonhaushalt. 

Laut Fischli leidet jeder zehnte Vater ebenfalls an einer postnatalen Depression. Diese stehe aber nicht mit dem niedrigen Testosteron oder anderen Hormonen in Verbindung. Hier sind die Risikofaktoren äusserlicher Natur und situativ bedingt, wie beispielsweise viel Stress, Existenzängste während der Schwangerschaft oder andere Sorgen und Druck, die den Vater belasten.

Die Bedeutung des Bondings

Ein zentraler Punkt, der auch Einfluss auf den männlichen Hormonhaushalt und das Stressniveau hat, ist dabei das Bonding. Schon wenn Väter ihr Kind halten, zeigen sie eine Zunahme des Kuschelhormons Oxytocin und eine Abnahme des Stresshormons Cortisol.

Ausserhalb des Bondings kann der Cortisolgehalt aber auch ansteigen. «Die ersten Wochen sind für neue Eltern oft sehr stressig», sagt Fischli. «Besonders auch der Schlafmangel trägt dazu bei.» Auch bleibe der Zustand nicht dauerhaft. Ihr könnt davon ausgehen, dass nach gut zwei Jahren sich alles wieder eingependelt und normalisiert hat. Darauf ist unser System nämlich ausgelegt.

 

Von Olivia Ruffiner am 15. Juni 2025 - 07:00 Uhr