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Gutschein und Schulstart-Pakete zu gewinnen! 

 «Lesen ist weit mehr als eine schulische Kompetenz»

Ist euer Kind ein Lesemuffel? Eine Expertin erklärt im Interview, wie man Kids zum Lesen motiviert. Dazu verlosen wir einen Bücher-Gutschein und Schulstart-Pakete. Natürlich auch für kleine – und grössere – Leseratten.

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<p>Eltern können mit beeinflussen, ob das Kind ein Lesemuffel oder Bücherwurm wird – zum Beispiel, indem sie mit gutem Beispiel voran gehen. </p>

Eltern können mit beeinflussen, ob das Kind ein Lesemuffel oder Bücherwurm wird – zum Beispiel, indem sie mit gutem Beispiel voran gehen. 

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Carlotta Binder hat Germanistik und Geschichte studiert und war anschliessend elf Jahre lang Lehrerin an der Bezirksschule Spreitenbach. Seit 2024 ist sie im Bereich Literale Förderung am Schweizerischen Institut für Kinder- und Jugendmedien SIKJM tätig. Es stärkt schweizweit Lesen und Sprachentwicklung, verbindet Forschung und Praxis und berät Fachpersonen und Eltern.

<p>Carlotta Binder ist im Bereich Literale Förderung am Schweizerischen Institut für Kinder- und Jugendmedien SIKJM tätig.</p>

Carlotta Binder ist im Bereich Literale Förderung am Schweizerischen Institut für Kinder- und Jugendmedien SIKJM tätig.

ZVG

Laut Pisa-Studie nimmt die Lesekompetenz der Schweizer Kinder ständig ab. Woran liegt das, Carlotta Binder?
Die Gründe sind vielfältig: Kinder wachsen heute in einer Welt auf, in der schnelle Informationen und kurze Texte dominieren. Das vertiefte Lesen, welches für eine gute Lesekompetenz wichtig ist, wird weniger geübt. Dafür braucht es Zeit, Wiederholung und Ruhe. In vielen Familien wird zudem weniger Zeit mit Büchern verbracht. Heute konkurrieren Bücher mit unzähligen digitalen Reizen, was die Motivation zu lesen zusätzlich senkt. Diese Entwicklung lässt sich übrigens nicht nur in der Schweiz beobachten, sondern auch in vielen anderen Ländern. Entscheidend ist: Lesefreude und Lesepraxis entstehen, wenn Kinder regelmässig, vielfältig und selbstbestimmt lesen können.

Es wird immer bemängelt, dass Kinder zu Hause zu wenig lesen. Wäre es nicht Aufgabe der Schule, hier Gegensteuer zu geben?
Schule kann und muss einen wichtigen Beitrag leisten – etwa durch regelmässige Lesezeiten, vielfältige Lektüreangebote und gezielte Förderung. Dennoch ist Lesen weit mehr als eine schulische Kompetenz und die Erfahrungen mit Lesen sollten sich nicht auf diesen Ort beschränken. Lesefreude beginnt schon lange vor der Schule – zuhause, in Kitas, mit viel Sprache, Erzählen, Bilder betrachten und Vorlesen. Wenn Kinder früh erleben, dass Geschichten und Bücher zum Alltag gehören, sind das die besten Voraussetzungen. Damit Kinder Lesefreude entwickeln, braucht es also auch im Alltag ausserhalb der Schule Raum und Vorbilder. Wenn Schule und Elternhaus gemeinsam am gleichen Strang ziehen, ist der Effekt am grössten.

Kann man Kinder wirklich durch Vorlesen dazu animieren, selbst gern zu lesen?
Ja, absolut. Vorlesen ist einer der wirksamsten Wege, Kinder für das eigene Lesen zu begeistern. Es senkt die Hürde zum Selberlesen, welches ja lange ziemlich anstrengend ist. Kinder erfahren idealerweise schon vor dem Lesenlernen in der Schule, wie spannend und bereichernd Geschichten sein können. Wer lesende Vorbilder hat, lernt, dass sich zwischen zwei Buchdeckeln ganze Welten verbergen. Gleichzeitig eröffnet das Vorlesen den Zugang zur Welt der Bücher auf eine sehr persönliche Weise: Gemeinsam in eine Geschichte einzutauchen, Figuren kennenzulernen und Abenteuer zu erleben, schafft nicht nur Leseinteresse, sondern auch wertvolle Beziehungsmomente. Studien zeigen deutlich: Kindern, denen regelmässig vorgelesen wird, fällt das Lesen- und Schreibenlernen leichter. Sie verfügen oft über einen grösseren Wortschatz, eine bessere Sprachkompetenz und mehr Lesefluss. Darüber hinaus fördert Vorlesen Empathie, Fantasie und Vorstellungskraft. Und das Beste: Schon wenige Minuten pro Tag reichen, um diesen Effekt zu entfalten.

Soll man die Geschichten auf Deutsch vorlesen oder auf Schweizerdeutsch «übersetzen»? 
Am besten fragt man das Kind, was ihm in diesem Moment lieber ist. Wichtig ist, dass die Sprache, in der vorgelesen wird, für Vorlesende und Zuhörende natürlich und vertraut klingt. Das kann Hochdeutsch sein, Schweizerdeutsch oder auch eine andere Herkunftssprache. Gerade das Vorlesen in der Sprache, die «am besten geht», hat grosse Vorteile: Kinder spüren, wenn jemand sich in einer Sprache wohlfühlt – die Ausdrucksweise ist reicher, die Betonung lebendiger, und so macht die Geschichte mehr Freude. Wer in seiner Herkunftssprache vorliest, stärkt zudem den Wortschatz, das Sprachgefühl und die Bindung zu dieser Sprache. Das wirkt sich auch auf andere Sprachen positiv aus: Ein gutes Verständnis für Sprachmuster, Erzählstrukturen und Wortbedeutungen in einer Sprache lässt sich leicht auf eine neue Sprache übertragen. So baut ein Kind auf einer stabilen sprachlichen Basis auf und kann später auch in einer Zweitsprache wie Hochdeutsch schneller Lesefähigkeit und Textverständnis entwickeln

Wenn Eltern nicht so gerne vorlesen: funktionieren auch Hörbücher oder Podcasts?
Ja, Hörbücher oder Podcasts sind ebenfalls eine sehr gute Möglichkeit – Hauptsache, Kinder kommen mit Geschichten in Berührung. Allerdings hat das Vorlesen durch eine vertraute Person einen zusätzlichen Wert: Es stärkt die Beziehung, schafft gemeinsame Momente und erlaubt, auf Fragen oder Unklarheiten sofort einzugehen. Beim Hörbuch entfällt dieser direkte Austausch, und auch das Tempo kann nicht individuell angepasst werden. Trotzdem sind Hörbücher ein wertvolles Medium – gerade auch als Entlastung für Eltern oder Lehrpersonen. Sie können helfen, Kinder, die Mühe mit dem Lesen haben, trotzdem in spannende Geschichten eintauchen zu lassen und so den Zugang zur Literatur offen zu halten. 

Wie wichtig ist die Vorbildfunktion der Eltern?
Die Vorbildfunktion der Eltern ist enorm wichtig. Kinder orientieren sich stark an dem, was sie im Alltag sehen. Wenn Eltern selbst gerne lesen – sei es ein Buch, eine Zeitung oder auch ein spannender Artikel auf dem Tablet – nehmen Kinder wahr: Lesen gehört zum Leben dazu. Wer sieht, dass Mama oder Papa mit einem Buch gemütlich auf dem Sofa sitzt, versteht: Lesen kann Freude machen und ist etwas Wertvolles. Vorlesen, gemeinsames Schmökern oder auch über Gelesenes sprechen, zeigt Kindern, dass Geschichten und Wissen bereichern – und weckt die Lust, es selbst auszuprobieren.

Wie motiviert man kleine Kinder sonst noch zum Lesen?
Lesen beginnt lange vor dem ersten selbst gelesenen Wort. Lesen baut auf Sprache auf. Deshalb ist es so wichtig, dass Kinder von klein auf einen reichen, vielfältigen Sprachalltag erleben. Dazu gehört, viel mit dem Kind zu sprechen, gemeinsam Reime, Lieder oder Versli zu entdecken und spielerisch mit Sprache umzugehen. Auch gemeinsames Anschauen von Bilderbüchern, die die Interessen des Kindes aufnehmen, das Erzählen eigener Geschichten oder das Beschreiben von Alltagsereignissen – etwa, was man auf dem Heimweg sieht – stärkt das Sprachgefühl. Solche Erlebnisse erweitern den Wortschatz, schärfen das Hörverständnis und legen das Fundament für späteres Leseverständnis.

Und ältere? Gerade bei Teenagern dürfte das eher schwierig sein…
Ja, bei Jugendlichen ist es oft eine grössere Herausforderung – vor allem, wenn Lesen bisher keine grosse Rolle gespielt hat. Wichtig ist, ihre Interessen ernst zu nehmen und passende Lektüre anzubieten: Comics, Graphic Novels, Sachbücher zu Hobbys, spannende Reihen oder Bücher, die gerade in ihrem Freundeskreis im Gespräch sind. Manchmal hilft es auch, das Medium zu wechseln – zum Beispiel mit E-Books oder Hörbüchern, die man unterwegs hören kann. Entscheidend ist, dass Jugendliche erleben, dass Lesen etwas mit ihrem Leben zu tun hat und nicht nur eine Schulaufgabe ist. Ausserdem ist es ganz normal, dass Lesen in der Pubertät zeitweise in den Hintergrund rückt – es gibt viele andere Themen, die Aufmerksamkeit fordern. Aber Jugendliche, die zuvor gerne gelesen haben, finden oft später wieder zurück. Lesegewohnheiten verändern sich in kleinen Schritten. Wenn Jugendliche merken, dass sie frei wählen dürfen, was und wie sie lesen, steigt die Chance, dass sie dranbleiben. Und: Vorlesen sollte nicht enden, sobald Kinder selbst lesen können. Aus meiner Zeit als Lehrerin weiss ich: Auch Teenager hören noch gerne zu. Gemeinsames Zuhören kann eine entspannte, verbindende Pause im Alltag sein – und eröffnet oft Gespräche, die sonst nicht stattfinden würden. Für alle, die Inspiration für passende Titel suchen, stellt das SIKJM laufend aktualisierte Medienlisten zusammen – mit Empfehlungen für verschiedene Altersgruppen und Interessen. So findet sich für alle die richtige Geschichte.

Haben Sie zum Schluss noch ein paar persönliche Buch-Tipp? 
Sehr gerne! 
Zum Vorlesen für Vorschulkinder: Doris Lecher: Hokus Pokus Oktopus. Peter Hammer Verlag 2025. 32 S. 
Zum Vorlesen Unterstufe: Martin Muser: Das ist nicht lustig! Carlsen 2024.
144 S. 
Zum Vorlesen Mittelstufe: Markus Orths: Badabamba und die Insel der Zeit. Reihe, Bd.1. Ueberreuter 2022. 352 S. 
Zum Vorlesen / Selberlesen Teenager: Sarah Welk: FREI – Bester Sommer. Reihe, Bd. 1. Ars Edition 2025. 272 S.

In ihrer Back-to-School-Kampagne, die noch bis zum 6. September läuft, schenkt Orell Füssli allen Kinderclub-Mitgliedern (der Beitritt ist kostenlos), die in die erste Klasse der Primarschule kommen, ein Schulstart-Paket, bestehend aus einer Tasche mit einem Lese-Buch, einem Stundenplan, Sticker und einem Lesezeichen (solange der Vorrat reicht).  «Mit der Kampagne und dem Geschenk möchten wir den Schulstart möglichst lesefreundlich gestalten und Freude am Lernen und Lesen vermitteln. Und dabei auch Eltern und Bezugspersonen ermutigen, da gemeinsame Eintauchen in Geschichten zu schätzen», sagt Christine Roth, Leiterin Marketing & Kommunikation & CRM bei Orell Füssli.

Wir verlosen einmal ein Schulstart-Paket inklusive 50-Franken-Bücher-Gutschein, sowie zweimal je ein Schulstart-Paket.  Teilnahmeschluss ist Freitag, der 29. August 2025. Mitmachen und gewinnen! Viel Glück!

Im Übrigen gelten die Teilnahmebedingungen unter https://www.ringiermedienschweiz.ch/de/gewinnspiel-teilnahmebedingungen

Die Datenschutzbestimmungen sind verfügbar unter https://www.ringiermedienschweiz.ch/de/datenschutz/

 

 

Anrede
Familienbloggerin Sandra C.
Sandra CasaliniMehr erfahren
Von Sandra Casalini am 23. August 2025 - 07:00 Uhr