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25 Jahre Bildhauer

Stephan Schmidlin feiert grosses Jubiläum

Vom gefeierten Komiker zum international gefragten Bildhauer: Anlässlich seines 25-Jahre-Jubiläums als Künstler beschenkt sich Stephan Schmidlin mit einem neuen Atelier in Cham ZG und feiert mit seinen Liebsten.

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<p>Kunst mit Gewicht: «Am Anfang hiess es oft: Kann der das überhaupt? Heute fragt das keiner mehr», sagt Bildhauer Stephan «Schmidi» Schmidlin.</p>

Kunst mit Gewicht: «Am Anfang hiess es oft: Kann der das überhaupt? Heute fragt das keiner mehr», sagt Bildhauer Stephan «Schmidi» Schmidlin.

David Biedert

Früher war ich der Angefressenste und Beste von allen. Heute habe ich das schlechteste Handicap», gesteht Stephan Schmidlin und lacht. Seine 24-jährigen Zwillingssöhne Niels und Jens sowie Partnerin Geraldine Dondit (49) necken ihn gern damit. «Bäbbel, du musst wieder mehr üben», ruft Niels schelmisch dazwischen. Auf dem heimischen Putting-Green hinter dem Haus in Affoltern am Albis ZH wird traditionell darum gegolft, wer den Abwasch erledigt. Diesmal übernehmen die Jungs freiwillig.

Vor dem Spiel wurde Pasta gekocht – simpel und schnell wie immer, wenn die Familie zusammen ist. «Wir essen oft auswärts, deshalb schätzen wir das Einfache», erklärt Stephan. Hinzu kommt, dass die Zeit, in der alle vereint sind, seit einigen Jahren begrenzt ist. Niels studiert in den Staaten PR und Kommunikation am Sport-College, während Jens eine eigene Social-Media-Agentur führt. «Ich bin enorm stolz zu sehen, wie die Buben ihren Weg gehen und sich ihre Zukunft aufbauen», meint «Schmidi» und ergänzt: «Aus eigener Erfahrung weiss ich, wie wertvoll es ist, wenn man seinen Träumen nachgeht und diese verwirklicht.»

<p>«Wir mögen es simpel und schnell»: Stephan Schmidlin und seine Zwillingssöhne Niels und Jens (r.) geniessen die «Jungszeit» in der Küche.</p>

«Wir mögen es simpel und schnell»: Stephan Schmidlin und seine Zwillingssöhne Niels und Jens (r.) geniessen die «Jungszeit» in der Küche.

David Biedert

Der 62-Jährige weiss, was es bedeutet, sein Leben umzukrempeln und Neues zu wagen. 2001, auf dem Höhepunkt seiner Comedy-Karriere, liess er die Schmirinskis hinter sich. «Aussenstehende verstanden das nicht. Für mich hingegen war das ein naheliegender Entscheid und eine logische Fortsetzung meines Werdegangs», erklärt Schmidlin nüchtern. Schon als Bub zeichnete Stephan und liebte das Schnitzen. Nach der Schreinerlehre absolvierte er die renommierte Schule für Holzbildhauerei in Brienz BE. «Hat man das vor Augen, sieht man, dass mir der Erfolg als Komiker einfach dazwischengekommen ist.» Trotz Ausbildung und Passion verläuft der Wechsel ins neue Metier nicht entspannt – ganz im Gegenteil. «Am Anfang hiess es oft: Kann der das überhaupt? Heute fragt das keiner mehr.» Kein Wunder, nach einem Vierteljahrhundert ist er einer der gefragtesten Künstler des Landes. Seine monumentalen Skulpturen aus Holz und Bronze stehen in Parks, auf Plätzen und in Sammlungen weltweit. Die Preisspanne reicht von ein paar 1000 bis zu mehreren 100 000 Franken.

Neuer Abschnitt im neuen Atelier

«Die 25 Jahre sind unglaublich schnell vergangen. Das zeigt mir, dass ich im Leben genau das mache, was ich liebe», meint Stephan Schmidlin merklich erfüllt. «Dieses Jahr schaue ich gezwungenermassen häufiger zurück und muss gestehen, dass ich mir hie und da selber auf die Schulder klopfe und sage: Guet gmacht, alte Haas.»

<p>Ein Perfektionist voller Vorfreude: Stephan Schmidlin bei den Vorbereitungen in seinem neuen Atelier für die 25-Jahr-Feier.</p>

Ein Perfektionist voller Vorfreude: Stephan Schmidlin bei den Vorbereitungen in seinem neuen Atelier für die 25-Jahr-Feier.

David Biedert

Pünktlich zum Jubiläum beschenkt sich Stephan Schmidlin selbst mit einem neuen Atelier in der Nähe von Cham ZG. «Dort habe ich Platz für meine grossformatigen Projekte und kann gleichzeitig Besucher empfangen.» Die Halle ist Werkstatt und Showroom zugleich. Um auf diesen Meilenstein anzustossen, hat der bekennende Geniesser jüngst Familie, Freunde, Bekannte und Kunden eingeladen. «Mit meinen Werken entführe ich Menschen gern in andere Welten. Für mich gibt es kaum etwas Schöneres, als das Staunen in den Gesichtern der Betrachter zu sehen.»
Auch privat hat sich vieles gefügt. Seit über zehn Jahren lebt Schmidlin mit Geraldine Dondit zusammen. Die ehemalige Profi-Tennisspielerin und frühere Medienchefin von Roger Federer bezeichnet er als «perfekte Ergänzung». «Es macht unsere Beziehung spannend, dass jeder seinen Teil hat», erklärt «Gerry» und führt aus: «Ich habe den Sport, meine Freunde und die Arbeit. Er hat seine Männerrunden am Stammtisch und ist beruflich eingespannt. Wir sitzen nicht konstant beieinander und geniessen die gemeinsame Zeit deshalb umso mehr.»
Der Anfang als Patchworkfamilie war nicht einfach. «Wir wollten Bäbbel eigentlich für uns allein haben», erinnert sich Sohn Jens. «Wir waren beschützerisch und haben es ihr nicht ganz leicht gemacht.» Geraldine drängte sich nicht auf, gab den Teenagern Freiraum, übernahm keine Mutterrolle – und gewann so ihr Vertrauen.

Heute sind die vier eine eingeschworene Einheit. Der Sport half, Brücken zu bauen. «Wenn wir gemeinsam auf dem Platz stehen, zählt nur das Spiel», ruft Niels aus dem Wintergarten. Das Verhältnis zu seinen Kindern beschreibt Schmidlin als «ein Geschenk» und sagt schmunzelnd: «Ich muss doch das meiste richtig gemacht haben.» Auch fernab vom Alltag verbringt das Quartett gern Zeit zusammen. So auch in den Ferien. Dabei führt der Weg konsequent dorthin, wo ein Golfplatz in Reichweite liegt. «Wir brauchen nicht viel», meint Stephan, «aber ein Platz zum Spielen gehört einfach dazu.»

<p>Für Stephan Schmidlin und Partnerin Geraldine Dondit geht es in den nächsten Ferien über Silvester nach Südafrika – selbstverständlich mit Schlägern im Gepäck.</p>

Für Stephan Schmidlin und Partnerin Geraldine Dondit geht es in den nächsten Ferien über Silvester nach Südafrika – selbstverständlich mit Schlägern im Gepäck.

David Biedert

Ruhestand? Niemals!

Beruflich bleibt es ebenfalls spannend: Gleich mehrere Grossprojekte stehen an – monumentale Skulpturen, die im öffentlichen Raum ihren Platz finden sollen. «Wirklich coole Sachen», sagt «Schmidi» geheimnisvoll. Konkretes darf er noch nicht verraten. Sicher ist: Er bleibt sich treu und sucht stets den künstlerischen Kraftakt.

<p>Die Arbeit am Holz geht in den Rücken: «Schmidi» entspannt ab und an im heimischen Massagesessel – «leider viel zu selten».</p>

Die Arbeit am Holz geht in den Rücken: «Schmidi» entspannt ab und an im heimischen Massagesessel – «leider viel zu selten».

David Biedert

Von Rückzug also keine Spur. «Vielleicht verarbeite ich irgendwann keine Mammutbäume mehr, das wird körperlich zu schwer. Aber kleinere Werke entstehen immer.» Für ihn ist die Kunst Berufung, nicht Job. «Es ist wie bei Musikern, die auch mit 70 noch auftreten. Man macht es nicht fürs Geld, sondern weil man es liebt.» Dann lehnt er sich zurück, schaut zu seinen Söhnen, die draussen im Garten den Putt-Wettkampf fortsetzen. Ein typisches Bild im Hause Schmidlin. «Das ist mein Leben», sagt er. «Familie, Golf und Kunst – mehr brauche ich nicht.»

Toni Rajic von Schweizer Illustrierte
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Von Toni Rajic vor 29 Minuten