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Bergsturz in Bondo GR

Varlin-Tochter erleichtert: «Die Bilder meines Vaters sind in Sicherheit»

Patrizia Guggenheim, Tochter des berühmten Malers Willy Guggenheim alias Varlin lebt in Bondo. Nach dem Bergsturz vom vergangenen Mittwoch rettete ihr Freund die Kunstwerke ihres Vaters.

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Patrizia Guggenheim Bondo

Künstlertochter Patrizia Guggenheim: «Zum Glück sind alle Bilder meines Vaters Varlin nun in Sicherheit.»

PASCAL MORA

Patrizia Guggenheim, 51, ist die Tochter des 1977 verstorbenen Kunstmalers Varlin – und kümmert sich um dessen Nachlass, der sich im Bergeller Bergdorf Bondo befindet. Beim Bergsturz vom vergangenen Mittwoch war sie in Basel. 

«Ich trat in die Stube und sah, wie Tobias Eichelberg, mein Mann, nachdenklich aufs Handy starrte», sagt sie der «Schweizer Illustrierten». «Schlechte Nachrichten», brachte er nur noch hervor. «Freunde hatten ihm einen Film von der Schlammlawine geschickt. Sofort setzten wir uns ins Auto und machten uns auf nach Bondo.»

Nicht nur war Guggenheim in Sorge um ihr eigenes Hab und Gut – sie wollte auch die Bilder ihres Vaters retten. Die Liebe verschlug den Zürcher Varlin, der mit bürgerlichem Namen Willy Guggenheim heisst, ins Bergell. Sein Spätwerk entstand in Bondo und gilt als Höhepunkt seines Schaffens. Ihre Mutter hat damals das Archiv an zwei Standorten in Bondo untergebracht, aus Angst vor Bränden.

Varlin

Der Maler Varlin (1900-1977), mit buergerlichem Namen Willy Guggenheim, 1967 in Zürich.

Keystone/Str

Am Mittwoch kommen Guggenheim und ihr Freund Tobias Eichelberg aber nur bis Maloja. Dort erfahren sie, dass Bondo vollkommen blockiert ist, also entschliessen sie sich, im Fextal bei der Grossmutter zu übernachten. «Weil wir sowieso nicht schlafen konnten, standen wir am Donnerstag früh auf und fuhren nach Bondo. Es sah gewaltig aus, diese Schlammmassen und die Felsen.»

Während sie erzählt, klingelt ihr Handy. Am anderen Ende ist ein Museumsdirektor. «Alle sorgen sich um die Bilder meines Vaters.»

Patrizia Guggenheim Bondo

Patrizia Guggenheim rettete beim Bergsturz von Bondo mit ihrem Mann Tobias das Werk ihres Vaters Varlin.

PASCAL MORA

Am Freitag konnten sie in ihr Haus in der grünen Zone. «Die Szenerie im Dorf war gespenstisch: Im Haus der Nachbarn stand noch das Frühstück auf dem Tisch, die Brunnen waren ohne Wasser, die Früchte in den Gärten überreif. Wir streiften durchs Dorf, wollten uns das ansehen – dann gab es wieder Alarm, ein neuer Rutsch war unterwegs. Gemeinsam mit den anderen mussten wir wieder aus dem Dorf fahren.» Sie übernachten in ihrem Ferienhäuschen in Promontogno.

Patrizia Guggenheim wirkt erschöpft. «Schlafen konnte ich etwas, doch gegessen habe ich praktisch nichts.»

Am Samstag dann endlich die Erlösung: Ihr Mann und ein Freund konnten die Bilder ihre Vaters aus dem Haus holen und abtransportieren. «In einem Lieferwagen für Gemüse.» Nach dem Mittag dann die gute Nachricht: «Die Bilder sind an einem sicheren Ort.» 

Auch ihr Mann und sie sind mittlerweile nicht mehr in Promontogno, sondern in einem Haus weiter talaufwärts. Sie wirken erschöpft, angespannt auch. «Ich rechne nicht damit, dass wir bald nach Bondo zurückkönnen.»

Von Jürg Wirth am 31. August 2017 - 17:57 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 13:17 Uhr