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Warnzeichen

Machen Sie die Nagelprobe

Nagelveränderungen können Zeichen einer Krankheit sein. Dermatologe Severin Läuchli erklärt, weshalb sie entstehen und wie man Querrillen und Co. am besten behandelt.

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Erläuterungen zu Nagelveränderungen siehe Text.
Henning Riediger

Uhrglas- oder Tüpfelnägel, Nägel mit Pilzen oder Ölflecken, raue, brüchige oder verfärbte Nägel, Nägel mit Rillen, Furchen oder Grübchen. Nagelerkrankungen sind vielfältig und ein häufiges Problem. In einigen Fällen können die Symptome auch Zeichen einer Grunderkrankung sein wie zum Beispiel bei den Hautkrankheiten Schuppen- und Knötchenflechte (Psoriasis und Lichen ruber) oder Diabetes. Erkrankungen der Nieren, Leber oder der Lungen können sich ebenfalls an den Nägeln zeigen. «Generell führt jede schwere Krankheit zu einer vorübergehenden Wachstumsstörung. Oft äussert sich das in Querrillen, die damit den Wachstumsstopp anzeigen», erklärt Dr. Severin Läuchli, Oberarzt an der Dermatologischen Universitätsklinik Zürich und tätig in seiner eigenen Praxis, ebenfalls in Zürich.

Nagelpilz ist die häufigste Erkrankung der Zehennägel. Ursache ist der Fusspilz, und davon ist in der Schweiz rund jeder Dritte einmal im Leben betroffen. «Wird der Fusspilz nicht sofort behandelt, befällt er mit der Zeit den Nagel», sagt Dr. Läuchli. Wie alle Therapien bei Nagelerkrankungen ist auch diese schwierig und langwierig. Es braucht die Zeit, die ein Nagel benötigt, um sich zu erneuern, also drei bis sechs Monate.

Ganz wichtig bei einem Nagelpilz ist die korrekte Diagnose. «Oft wird ein Nagelpilzmittel verschrieben, ohne dass der Pilz nachgewiesen wird. Eine Nagelveränderung durch Psoriasis kann aber genau gleich aussehen wie ein vom Pilz befallener Nagel», gibt der Dermatologe zu bedenken. Die Diagnose wird auf Grund einer Pilzkultur gestellt. Rezeptpflichtige Tabletten, über mehrere Monate eingenommen, sind momentan die einzige zuverlässige Therapie bei Nagelpilz. Allerdings hilft auch diese Behandlung nicht hundertprozentig. Lacke, die ebenfalls vom Arzt verordnet werden, helfen nur bei einem äusseren, oberflächlichen Nagelpilz und auch nur dann, wenn nicht mehr als drei Nägel betroffen sind.

Eingewachsene Zehennägel gehören ebenfalls zu den häufigen Nagelerkrankungen. Ursache ist hier oft der falsche Schnitt: «Der Zehennagel muss gerade und nicht zu tief gekürzt werden, die Ecken dürfen nicht abgerundet werden», erklärt Dr. Severin Läuchli. Früher wurden eingewachsene Nägel immer operiert. Ein schmerzhafter Eingriff mit längerer Auszeit. «Ein eingewachsener Zehennagel muss heute nicht in jedem Fall operiert werden. Oft genügen konventionelle Methoden wie seitliche Schienen, oder man legt das Nagelbett frei und gibt damit dem Nagel wieder Platz.»

Ist die Nagelplatte verformt, oder wächst der Nagel trotz Therapie immer wieder ein, hilft nur noch die Operation. Dr. Severin Läuchli wendet dabei eine schonendere Methode an als bei der früheren Operation. «Bei der Phenolisierung schneidet man seitlich nur einen schmalen Streifen weg, die Haut über der Wurzel wird nicht beschnitten, sondern nur die Nagelwurzel wird verödet. Diese Methode ist viel weniger invasiv und nicht so schmerzhaft», erklärt der Dermatologe. «Zudem sind die langfristigen Erfolge besser, und der Nagel sieht danach weniger entstellt aus.»

Brüchige Nägel sind ein rein mechanisches Problem. Die Symptome betreffen vor allem Personen, die viel mit den Händen arbeiten wie zum Beispiel Geigenspieler oder Personen, deren Hände ständig mit Wasser in Berührung kommen. «Der viel zitierte Eisen- oder Vitaminmangel als Ursache für brüchige Nägel trifft höchstens auf 10 Prozent der Betroffenen zu», sagt Dr. Severin Läuchli. Biotin, ein Vitamin aus der B-Gruppe, fördert das Nagelwachstum. «Ein Nagel, der schneller wächst und stärker wird, ist nicht mehr so anfällig auf Brüchigkeit», fügt der Dermatologe hinzu.

Längsrillen in den Nägeln haben keine krankhafte Ursache, sie sind ganz simpel eine Alterserscheinung. Auch weisse Flecken sind meist ein harmloses, unspezifisches Problem. Sie können durch zu heftige Maniküre hervorgerufen werden, sind also Zeichen kleinerer Verletzungen.

Raue, abgelöste, bräunlich verfärbte oder teilweise zerstörte Nägel können Symptome einer Psoriasis, also Schuppenflechte, sein. Im Zusammenhang mit Ölflecken spricht der Facharzt ebenfalls von Psoriasis. «Man kann aber nicht auf Grund der Nagelveränderungen alleine eine Psoriasis sicher diagnostizieren. Ganz selten gibt es Fälle, wo die Schuppenflechte nur die Nägel befällt», betont Dr. Läuchli. Eine Diagnose ist nur durch eine Biopsie möglich.

Lichen ruber, eine entzündliche, nicht ansteckende Hautkrankheit, führt häufig zu total zerstörten Nägeln. «Beide dieser Hautkrankheiten sind Verhornungsstörungen und äussern sich deshalb auch an den Nägeln», präzisiert Läuchli. Weisslich verfärbte Nägel können Zeichen einer inneren Krankheit sein. Uhrglasnägel findet man oft bei Patienten mit einer Lungenkrankheit.

Nagelveränderungen, egal welcher Art, sollten frühzeitig einem Hautarzt oder einer Hautärztin gezeigt werden, bevor es zu einer Schädigung der Nagelwurzel kommt. Denn ist diese durch ein mechanisches Trauma oder durch eine länger dauernde Krankheit mal beschädigt oder sogar zerstört, kann auch der Dermatologe nicht mehr helfen.

CHECK
Das sollten Sie wissen!

  • Generell sollte jede Nagelveränderung frühzeitig einem Dermatologen gezeigt werden. Er kann erkennen, welche harmlos sind und welche er behandeln muss.
  • Diese Nagelveränderungen sind harmlos
  • Brüchige Längsstreifen
  • Weisse Flecken
  • Brüchige Nägel Diese Nagelveränderungen können auf eine Krankheit hindeuten
  • Querrillen
  • Gefleckte Nägel
  • Löffelnägel
  • Uhrglasnägel
  • Weisslich verfärbte Nägel Tipps für gesunde Nägel
  • Lassen Sie Fusspilz schnell behandeln, sonst kann er den Nagel befallen.
  • Biotin fördert das Nagelwachstum.


Zum Bild:

Finger 1: Brüchige Längsstreifen sind keine Symptome einer Krankheit. Die Längsrillen sind eine Alterserscheinung.

Finger 2: Weisse Flecken sind ein harmloses unspezifisches Problem. Sie sind meist Folge von kleinen Verletzungen durch zu heftige Maniküre.

Finger 3: Querrillen können Zeichen einer schweren inneren Krankheit sein. Die Rillen sind das Ergebnis eines Wachstumsstopps.

Finger 4: Gefleckte Nägel, man nennt sie auch Ölnägel, werden durch Schuppenflechten (Psoriasis) hervorgerufen.

Finger 5: Spaltnägel entstehen durch Verletzungen oder Quetschungen.

Finger 6: Löffelnägel können durch chronischen Eisen- oder Vitaminmangel, durch feuchte Wärme, chemische Substanzen oder mechanische Verletzungen entstehen.

Von Verena Thurner am 16. August 2011 - 17:02 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 20:56 Uhr