Die häufigste Ursache von Schulterbeschwerden bei Patienten über 60 Jahre sind Rissbildungen in den Sehnen der Rotatorenmanschette. Dabei handelt es sich um die tiefe Muskelschicht im Bereich der Schulter, deren Sehnen wegen Abnutzung im Alter reissen können. Da diese kleinen Muskeln nicht in erster Linie eine Kraft-, sondern eher eine Steuerfunktion haben, gehen viele Risse anfangs nur mit Schmerzen einher. Die Patienten haben Schmerzen in der Nacht sowie bei Belastungen über der Horizontalen. Werden die Risse grösser, kann neben den Schmerzen auch ein Kraftverlust und mit der Zeit sogar ein Funktionsverlust des Armes auftreten. Patienten schaffen es dann nicht mehr, den Arm anzuheben.
Die Behandlung von kleineren Rissen kann zu Beginn durch die Physiotherapie erfolgen. Wünscht der Patient eine sichere Diagnose, wird ein MRI oder eine Ultraschalluntersuchung vorgenommen. Bei jüngeren Patienten bevorzugt man heute die operative Versorgung von solchen Rissen. Der Grund ist einfach: Ohne Operation wird der Riss mit der Zeit grösser und kann am Schluss unter Umständen nicht mehr repariert werden.
Bei älteren Patienten hat sich gezeigt, dass trotz erfolgreicher Operation die Sehne am Knochen oft nicht mehr anheilen kann und wieder reisst. Meist führt das zu kleineren Rissbildungen, die der Patient anfänglich gar nicht bemerkt. Nach zwei oder drei Jahren treten dann wieder die gleichen Symptome auf. Deshalb wird seit Jahren versucht, dem älteren Patienten eine Operation anzubieten, die den biologischen Voraussetzungen gerecht wird. Eines dieser Verfahren findet in letzter Zeit immer mehr Beachtung. Dabei wird die Sehnenhaube mit einem Patch verstärkt: Eine Membran wird über die Sehne genäht, und sie verstärkt so die Funktion der Sehne. Die Heilung wird länger geschützt. Solche Membranen gibt es in verschiedenen Ausführungen. Sie können je nach Fall arthroskopisch oder offen auf die reparierte Sehne genäht werden.
Die Rehabilitation verläuft wie nach einer normalen Rekonstruktion. Der Patient muss den Arm in der ersten Phase auf einem Kissen ruhen lassen. Nach sechs bis acht Wochen kann die aktive Bewegung wieder beginnen. Eine Belastung ist vor drei bis vier Monaten nicht erlaubt. Ist die Rissbildung zu gross, besteht eine zusätzliche Arthrose oder ist die Muskulatur der Rotatorenmanschette bereits zu schwach geworden, kann der Defekt mit einer sogenannten Umkehr-Prothese überbrückt werden. Der Einbau der Prothese verschiebt den Drehpunkt des Schultergelenkes so, dass die Funktion der Rotatorenmanschette durch andere, äussere Muskeln übernommen wird. Nach der Operation kann mit einer schmerzfreien, guten Funktion gerechnet werden. Die Kraft ist selbstverständlich nicht mehr voll rekonstruierbar. Bei dieser Operation wird die Prothese durch einen offenen Zugang ins Schultergelenk eingebaut. Nach der Operation muss der Patient für einige Wochen den Arm zur Schonung in einer Schlinge tragen. Die unbelastete Bewegung ist aber relativ früh wieder möglich. Mit der Belastung sollte nicht vor sechs bis acht Wochen begonnen werden.
Mit diesen beiden Verfahren hat man nun eine gute Möglichkeit gefunden, auch bei älteren, aktiven Patienten eine gute Schulterfunktion schmerzfrei wiederherzustellen.
CHECK Schulterbeschwerden
Schmerzfreie Schultern
Mit welchen Symptomen sollte man einen Schulterspezialisten aufsuchen?
- Schulterschmerzen in der Nacht.
- Plötzlich auftretende Bewegungseinschränkungen (steife Schulter).
- Kraftverlust bei Überkopfarbeiten.
- Schmerzen bei Belastungen über der Horizontalen.
- Schulterausrenkungen. Dabei rutscht der Oberarmknochen aus der Gelenkpfanne.