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Anakolodge

Das Nichts und wie man darin zur Ruhe kommt und die Natur erkennt

Im kleinen Walliser Weiler La Forclaz Evolène beherbergen seit Anfang Juli sechs orginale Maiensässe und Heuschober Gäste aus aller Welt. Sie sind begeistert. 

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Ferien im Wallis, Maiensässe und Schober La Forclaz Evolène

Alte Walliser Schober.

Nicolas Sedlatchek

Wow, wow, wow! Dieser Ort ist atemberaubend», lässt Matthew aus Lausanne seiner Begeisterung auf Airbnb freien Lauf. Michael aus San Francisco schwärmt von den fantastischen kleinen «Blockhäusern» in der Abgeschiedenheit. Und ein Paar aus London rief die Nachbarn auf den Plan, weil es nur vor den Häuschen sass. «Wieso sollen wir etwas tun?», fragten die beiden erstaunt. Diesen Erfolg für das innovative Projekt im Val d’Hérens hätte niemand erwartet. Schon gar nicht die Banken, als der Architekt Olivier Cheseaux ihnen die Idee präsentierte, sechs dem Abbruch geweihte Maiensässe und Schober in den einsamen Ort La Forclaz Evolène zu versetzen, sie fachgerecht wieder aufzubauen und innen modern auszustatten. «Da hat es ja nichts», haben ihm die Kreditgeber gesagt. «Eben», war seine Antwort. Schliesslich hat es geklappt, und Ende Juni kamen über 600 Personen zur Eröffnung der Anakolodge.

Der Tourismus braucht neue Ideen, ist Cheseaux überzeugt. Neben grossen Stationen würden vermehrt kleine, ursprüngliche Feriengebiete nachgesucht. Und genau hier positioniert er sich. Der Blick von den sechs Maiensässen geht über Wiesen hinunter zum Flüsschen Borgne, weit weg sieht man die Strasse nach Arolla, und über allem thront die Dent Blanche – 4357 Meter hohes Wahrzeichen des Val d’Hérens. Am Hang hinter den Lodges erhebt sich das 134-Seelen-Dorf La Forclaz, sonnengebräunte, mit Blumen geschmückte Walliserhäuser. Die einzigen Geräusche sind das Grillenzirpen und das Rauschen der Borgne. Oder Kuhglocken, wenn die Tiere von der Alp zurückkommen. Cheseaux sagt, er wolle die Häuschen nicht voll auslasten. Die Gäste würden es geniessen, auch mal allein zu sein. Klar ist für ihn zudem, dass die Lodges nur für ein paar Tage oder ein, zwei Wochen vermietet werden. Damit hat er auch die Umweltorganisation Helvetia Nostra überzeugt, die das Projekt als gesetzeskonform beurteilten.

Das Zmorge kann man bei der Buchung mitbestellen. Aber man muss es holen, im Dorf, bei Gusti, dem Ladenbesitzer. Er füllt einen Korb mit frischem Brot, Alpkäse, Walliser Trockenfleisch, selbstgemachter Konfi. Bei Gusti kauft man auch Lebensmittel ein, wenn man in den einfachen Küchen selber kochen will. Wenn nicht, geht man ins nahe gelegene Restaurant Le Grenier.

Wer sich bewegen will, findet in der Umgebung idyllische Wanderwege, einen Arvenwaldpfad beim Kurhaus Arolla, die SAC-Hütte an der Dent Blanche oder die spektakulären Pyramiden von Euseigne. Aber wie gesagt, man darf, man muss nicht.Die Lodge liegt an der Einfahrt zum Calakmul-Nationalpark. Ein feiner Maschendraht ersetzt die Fenster der Bungalows und lässt Dschungelgeräusche unfiltriert in den Raum. Schlafen kann man trotzdem, Tiger und Pumas sollen sich tiefer im Park aufhalten (www.puertacalakmul.com.mx). Am folgenden Morgen bringt uns eine zweistündige Autofahrt weit in den Nationalpark hinein, zu den Ruinen von Calakmul. Pfauentruthühner durchqueren immer wieder die Fahrbahn, um schnell im Dickicht zu verschwinden. Ihr Gefieder leuchtet blau-grün.

Von Kati Moser am 16. August 2016 - 19:00 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 14:57 Uhr