Am 31. März 1999, und damit vor exakt 25 Jahren, erschien mit «Matrix» der bislang wohl grösste Mindfuck der Filmgeschichte in den US–amerikanischen Kinos. Die Geschwister Lilly (56) und Lana Wachowski (58), die damals noch relative Newcomer auf der Hollywood–Bühne waren, inszenierten eine schier atemberaubende Mischung aus Sci–Fi–Noir und hartem Actionfilm mit legendären Martial–Arts– und Kung–Fu–Elementen – und garnierten das Ganze mit einem gewaltigen Schuss Philosophie, Mystik und Systemkritik.
Einen nicht zuletzt auch überaus smarten Mainstream–Blockbuster wie «Matrix» hatte es zuvor noch nicht gegeben. So diverse nachfolgende Erfolgsfilme wie etwa «Deadpool» oder Christopher Nolans (53) «Inception» und die «Dark Knight»–Trilogie desselben Filmemachers wurden in den 25 Jahren seit dem Erscheinen von «Matrix» merklich vom Sci–Fi–Meilenstein der Wachowskis inspiriert und beeinflusst.
Bullet Time–Overkill in den 2000er Jahren
Vieles an «Matrix» fasziniert auch heute noch, und auch im Wissen um einen der grössten Twists der Filmgeschichte, nämlich – Achtung: Spoiler – dass die meisten Menschen in der Welt von Neo (Keanu Reeves, 59), Morpheus (Laurence Fishburne, 62) und Co. in einer von intelligenten Maschinen erschaffenen Simulation leben – der Matrix. Das liegt nicht zuletzt an der technischen Qualität des Filmklassikers, dessen Effekte auch heute noch eine exzellente Figur abgeben – ganz im Unterschied zum nur wenige Wochen später erschienenen «Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung».
Der wohl bekanntesten Special–Effects–Szene aus «Matrix» liegt das Konzept der sogenannten Bullet Time zugrunde: Der von Keanu Reeves gespielte Neo weicht auf dem Dach eines Wolkenkratzers den Schüssen eines Agenten (Robert Taylor, 60) aus, indem er sich nach hinten lehnt – und die Kamera der Wachowskis bewegt sich für diesen grandiosen Effekt, der Neos in diesem Moment übermenschlich erhöhte Wahrnehmung darstellt, in normaler Geschwindigkeit auf einer digital erzeugten Kreisfahrt um Neo herum, während der sich ebenso wie die durch die Luft fliegenden Kugeln in Zeitlupe bewegt.
Als «Liquid Space», also auf Deutsch «flüssigen Raum», haben die Wachowskis diesen wahnsinnig innovativen Spezialeffekt im Drehbuch zum Film beschrieben. Ganze zwei Jahre soll es gedauert haben, bis besagte Szene zufriedenstellend im Kasten war. Schätzungsweise 750.000 US–Dollar sind angeblich nur in diese eine Einstellung geflossen.
Doch diese Mühen haben sich im Rückblick mehr als gelohnt, denn im Actionkino der 2000er Jahre gab es schlicht kein Vorbeikommen an diesem Bullet Time–Effekt, der letztlich so oft eingesetzt und parodiert wurde, dass er beinahe jeden Reiz verlor.
Eine starke Heldin
Technische Meisterschaft alleine sorgt jedoch noch nicht für einen Kultfilm. So liessen sich unzählige Aspekte von «Matrix» herauspicken, um ansatzweise zu versuchen, den gigantischen Erfolg des Films nachzuvollziehen.
Doch gerade aus heutiger Sicht beeindruckt an «Matrix» auch die von der kanadischen Darstellerin Carrie–Anne Moss (56) fulminant verkörperte Figur Trinity. Sie ist alles andere als eine klassische Jungfrau in Nöten oder schlichtes Love Interest für Held Neo.
Moss spielt hier eine obercoole, in schwarzes Leder gehüllte Actionheldin, die überaus abgebrüht und kampfstark daherkommt. Wie ihr späterer Partner Neo stürzt sich Trinity verlässlich mitten hinein ins Getümmel – und war damit Vorreiterin für Figuren wie Uma Thurmans (53) Braut in den «Kill Bill»–Filmen, Charlize Theron (48) in «Atomic Blonde» oder Gal Gadots (38) «Wonder Woman».
Drei Sequels zum Vergessen
In den ersten drei «Matrix»–Teilen unterscheidet Trinity von Neo schlicht die Tatsache, dass sie nicht die Auserwählte ist. Doch selbst dieses Manko korrigierten die Wachowskis in der Schlussszene des anderweitig vergessenswerten «Matrix Resurrections» aus dem Jahr 2021. Hier fliegen Neo und Trinity als gleichberechtigtes Superhelden–Paar in ihren ganz persönlichen Sonnenuntergang.
Über die drei «Matrix»–Fortsetzungen «Reloaded», «Revolutions» und «Resurrections» sollte jedoch lieber der Mantel des Schweigens gehüllt werden. All denjenigen, die sich neben dem Original «Matrix» weiteren Content aus der von den Wachowskis erdachten dystopischen Cyberpunkt–Welt wünschen, sei stattdessen eher der Animationsfilm «Animatrix» aus dem Jahr 2003 ans Herz gelegt, an dessen Produktion die Wachowskis in federführender Rolle beteiligt waren.