«Wer wird Millionär?» feiert 25. Jubiläum – und damit auch Günther Jauch (68), der die RTL–Quizsendung von Beginn an moderiert. Die erste Folge lief am 3. September 1999. Dass er auch ein Vierteljahrhundert und 54 Staffeln später noch auf dem berühmten Stuhl sitzen würde, hätte er damals wohl nicht gedacht. Der Moderator stand dem neuen Format ursprünglich skeptisch gegenüber.
«Da hat sich mir so eine Spannung vermittelt»
«Ich sollte ein Quiz übernehmen und Quiz war völlig aus der Zeit gefallen, das interessierte keinen mehr, das war Schwarz–Weiss–Fernsehen der 60er und frühen 70er Jahre», verriet er anlässlich des 25. Geburtstags im RTL–Interview. Doch dann habe er sich das englische Vorbild auf einer Videokassette an einem Sonntag angeschaut, «und da hat sich mir so eine Spannung vermittelt». Diese sei durch das Licht, das Studio, die Töne, die Nervosität der Kandidaten und die Art und Weise, dass fast jedes Mal die Gewinnsumme mit jeder Frage verdoppelt wurde, erzeugt worden. Er habe gemerkt, dass das Format etwas habe.
RTL habe damals vier Sendungen gewollt, die probeweise auf den Sender gehen sollten. «Da habe ich gedacht, das Schlimmste, was passieren kann, ist, nach vier Wochen stampft man es wieder ein. Genauer gesagt, nach einer Woche stampft man es ein, weil die Sendung an vier Tagen nacheinander ausgestrahlt wurde, und dann wäre die Sache vergessen gewesen.»
Glücksgriff: So simpel wie möglich
Doch genau das ist nicht passiert. Im Gegenteil: Die Sendung etablierte sich zum festen Bestandteil im RTL–Programm und brachte im Lauf der Zeit einige Spezial–Ausgaben hervor. Für Jauch liegt das Erfolgsgeheimnis im schlichten Konzept: «Ich glaube, dass tatsächlich die Erfinder einen Glücksgriff getan haben, dass sie es so simpel wie möglich gemacht haben. Es gab dann tausend Kopien und denen merkte man die Angst der Verantwortlichen im Hintergrund an, dass womöglich doch bitte niemand eine Million gewinnen soll, während bei uns sofort der Anspruch da war: Du kannst da eine Million gewinnen.»
Das war am Anfang noch eine Million D–Mark. «Nun war der erste Gewinner ein Professor. Da hätte man denken können: ‹Oh, das sind also nur Intellektuelle, die mindestens promoviert haben, die die Million gewinnen können›, und siehe da: Als Zweites gewann eine arbeitslose Hausfrau die Million. Und in dem Moment, glaube ich, war jedem klar: In der Sendung ist alles möglich.»
Hätte Jauch als Kandidat eine Chance auf die Million?
Er selbst würde übrigens «relativ oft» mit Antworten daneben liegen. So habe er manchmal schon während der 100–Euro–Frage «ein echtes Brett vor dem Kopf». Überhaupt würde er es seiner Meinung nach nicht mal mehr auf den Quizstuhl schaffen, weil er bei der Auswahlfrage nicht schnell genug wäre. «Ich könnte die zwar vielleicht lösen und in die richtige Reihenfolge bringen, aber ich wäre regelmässig zu langsam.» Den Millionengewinn hätte er sich am ehesten zwischen seinem 25. und 35. Lebensjahr zugetraut. «Da war ich mehr oder weniger alleinstehend. Da habe ich als Journalist gearbeitet, da lief den ganzen Tag der DPA–Ticker, da hatte ich montags um 12 den ‹Spiegel› schon ausgelesen und am Donnerstag bis 16 Uhr auch ‹Die Zeit›.» Damals habe er «unheimlich viel gewusst».
Obwohl sich am Konzept der Sendung seit 1999 kaum etwas geändert habe, seien immer Überraschungen möglich. «Es gibt eben kein Drehbuch und die Leute merken: Das passiert gerade in dem Moment, und es ist in jedem Fall spannend, es ist oft eben auch lustig, kann natürlich auch mal langweilig sein, aber ehrlich gesagt: So ist das Leben.» Genauso vielfältig seien auch die Themen, findet Jauch: «Rückblickend muss ich sagen, dass ich keine andere Sendung jemals moderiert habe, wo ich eigentlich jedes Thema mit den Leuten behandle.» Er könne von Ehekrisen bis hin zur Karriereplanung alle menschlichen Dinge ansprechen.
Vielleicht führt auch genau das dazu, dass der Moderator noch immer Spass an der Sendung hat, wie er in dem Jubiläumsgespräch betont. «Ich habe ihr am Anfang etwas skeptisch gegenübergestanden, aber ich konnte dann diese Faszination, die ich selber beim Zuschauen des englischen Formats hatte, tatsächlich nach Deutschland übertragen. Das ist natürlich etwas Schönes und das macht mir Freude.» Ein «akutes Ende» sei auch nicht abzusehen, sagt der Mann mit Anzug und Krawatte, der die Kandidaten durchweg siezt.
Apropos Ende: 2049 will Günther Jauch «Wer wird Millionär?» nicht mehr präsentieren. «Also, wenn ich nochmal 25 Jahre draufpacke, würde ich mich im 93. Lebensjahr befinden. Das möchten selbst Sie nicht mehr erleben.» Ob er das Alter überhaupt erreichen könne, sei fraglich: «Das Durchschnittsalter des deutschen Mannes, also wie alt er werden kann, liegt glaube ich im Moment bei 78,3 Jahren. Warum sollte ich das um fast 15 Jahre überschreiten? So vital bin ich nun auch wieder nicht.»
Etwas Angst vor der Jubiläumsshow am 17. Oktober
Jetzt aber steht erstmal die Jubiläumssendung an, in der Günther Jauch mit prominenten Gästen auf eine Reise durch 25 Jahre «Wer wird Millionär?» geht. Die Spezialausgabe sendet RTL am Donnerstag, 17. Oktober, ab 20:15 Uhr. Was ihn darin genau erwartet, ist für den versierten Moderator eine Überraschung: «Ich weiss es nicht und das bereitet mir doch einige Sorgen. Das Schlimmste sind für mich Überraschungs–Sendungen.» Er habe Angst, «dass irgendwelche Damen aus irgendwelchen Torten mit einer grossen 25 obendrauf herausspringen». Er sei vor einer «Wer wird Millionär?»–Sendung nie nervös, aber in der Jubiläumsshow rechne er «tatsächlich mit dem ‹Schlimmsten› in Anführungsstrichen».