Erst zum zweiten Mal geht das neue Berliner «Tatort»–Team Susanne Bonard (Corinna Harfouch, 69) und Robert Karow (Mark Waschke, 52) auf Verbrecherjagd. «Am Tag der wandernden Seelen» (Sonntag, 5. Mai, ab 20:15 Uhr im Ersten) stellt die beiden Ermittler vor grosse psychische Herausforderungen, die sowohl Bonard als auch Karow mehr fordern, als den beiden lieb ist. Ohne zu viel zu verraten: Nach der Doppelfolge «Nichts als die Wahrheit» zum Auftakt aus dem April 2023 gelingt den beiden ein herausragender Krimi, der Lust auf mehr Fälle aus Berlin macht. Doch der Reihe nach.
Darum geht es in «Am Tag der wandernden Seelen»
Die Ermittler Susanne Bonard (Harfouch) und Robert Karow (Waschke) werden zu einem brutalen Tatort in Berlin–Lichtenberg gerufen. Ein Mann wurde in seinem eigenen Zuhause durch zahlreiche Messerstiche getötet, doch die Tat gibt viele Rätsel auf: Es gibt keine Einbruchsspuren oder Anzeichen für einen Raubmord. Die ersten Ermittlungen führen ins Leere, bis Karow eine verborgene Tür im Haus entdeckt, die eine verstörende Entdeckung offenbart.
Während sie nach einer flüchtigen und vermutlich verletzten Person fahnden, tauchen Bonard und Karow tief in die vietnamesische Lebenswelt Berlins ein. Dabei kreuzen sie den Weg von Dr. Lê Müller (Mai–Phuong Kollath, 61), einer Tierärztin aus Charlottenburg, die den Toten von früher kannte und mehr weiss, als sie preisgibt. Doch ihr Misstrauen gegenüber der Polizei erschwert die Ermittlungen.
Die LKA–Beamtin Pham Thi Mai (Trang Le Hong, 37) führt die Kommissare auf die Spur einer jungen Vietnamesin – ist sie die Gesuchte? Während sich Karow weiter in die Ermittlungen vertieft, führen ihn die Spuren zu einer Pagode in Lichtenberg, einem Ort, an dem die Seelen der Ahnen ruhen. Doch diese kulturelle Oase ist vom Abriss bedroht, was die Ermittlungen zusätzlich kompliziert.
Um diesen herausfordernden Fall zu lösen, müssen Bonard und Karow nicht nur ihre professionellen Fähigkeiten einsetzen, sondern auch emotional als Team zusammenwachsen.
Lohnt sich das Einschalten?
In jedem Fall. «Am Tag der wandernden Seelen» ist ein durch und durch gelungener «Tatort». Zum einen handelt es sich um einen spannenden, gruseligen Fall, der bis zum Ende fesselt. Zum anderen wurde das Drehbuch mit eindrucksvollen Bildern und verstörenden Szenen modern inszeniert – ohne dabei zu überdrehen. Gleichzeitig bekommt der Zuschauer einen Einblick in die grosse vietnamesische Gemeinde in Berlin und deren Lebensweise. Bonard und Karow kommen in ihrem zweiten gemeinsamen «Tatort» an ihre Grenzen und rücken dadurch eng zusammen: «Am Tag der wandernden Seelen» macht Lust auf mehr.