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Klimakrise? - «Wir können auch anders»

Anke Engelke und Bjarne Mädel verzichten auf «Inlandsflüge» und «Auto»

In «Wir können auch anders» präsentieren Anke Engelke und Bjarne Mädel gute Ideen im Umgang mit der Klimakrise. Was sie privat in diesem Zusammenhang bereits geändert haben, verraten die beiden im Doppelinterview.

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«Wir können auch anders»: Die Schauspielerinnen und Schauspieler (v.l.) Annette Frier, Axel Prahl, Bjarne Mädel, Anke Engelke, Pheline Roggan und Aurel Mertz zeigen gute Ideen und Lösungen für altbekannte Probleme aus den Bereichen Verkehr, Wohnen und Ernährung.
«Wir können auch anders»: Die Schauspielerinnen und Schauspieler (v.l.) Annette Frier, Axel Prahl, Bjarne Mädel, Anke Engelke, Pheline Roggan und Aurel Mertz zeigen gute Ideen und Lösungen für altbekannte Probleme aus den Bereichen Verkehr, Wohnen und Ernährung. SWR/Florida Film/2Pilots/Martin Rottenkolber

In der sechsteiligen Doku-Serie «Wir können auch anders» (20.3., 23:35 Uhr, das Erste) geht es um einen konstruktiven Umgang mit der Klimakrise. Anke Engelke (57), Bjarne Mädel (55), Annette Frier (49), Axel Prahl (62), Sebastian Vettel (35), Pheline Roggan (41) und Aurel Mertz (33) machen sich auf die Suche nach guten Nachrichten in den Bereichen Energie, Mobilität, Landwirtschaft, Ernährung, Wohnen und Natur. Die zentrale Frage lautet dabei: Wie können Menschen ihren Lebensstil in Richtung Nachhaltigkeit verändern, ohne an Lebensqualität einzubüssen?

Den Auftakt machen die beiden mehrfachen Grimme-Preisträger Anke Engelke (Auszeichnung fürs Lebenswerk etc.) und Bjarne Mädel («Sörensen hat Angst» etc.) mit der Folge «Besser unterwegs». Wie sie sich kennengelernt haben, welches Beispiel im Film sie besonders überrascht hat und welche klimafeindlichen Gewohnheiten sie privat schon verändert haben, erzählen sie im Doppelinterview mit spot on news.

Wie haben Sie beide sich kennengelernt?

Anke Engelke: Miteinander gespielt haben wir, glaube ich, zum ersten Mal an der Kunsthochschule für Medien Köln (KHM) in einem Kurzfilm, unter der Regie von Isa Prahl [geb. 1978, Red.]. Hui, das ist wirklich lange her - vor 15 Jahren vielleicht?

Bjarne Mädel: Ich spielte einen verzweifelten Mann, der sich das Leben nehmen wollte, und Anke eine Fee in Ausbildung. Vor dieser schönen Arbeit kannte ich Anke nur aus der Ferne als bewundernder Fan und wurde sofort schnell ein bewundernder Fan aus der Nähe.

Welches Projekt finden Sie vom anderen ganz besonders gut?

Engelke: Kann mich gar nicht entscheiden. Ich fand zum Beispiel Bjarnes Figur und sein Spiel in «Mord mit Aussicht» [2008-2014, Rolle: Polizeioberkommissar Dietmar Schäffer] oft so rührend. Aber Bjarnes Understatement-Spiel ist immer brillant und besonders. Das sieht man bei all seinen Filmen, finde ich.

Mädel: Oh, das fällt mir so spontan auch schwer. Bei Anke denke ich zunächst an ihre Verwandlungskunst, an ihr wahnsinniges Talent für Dialekte und Sprachen, ihre Beobachtungsgabe, ihr musikalisches Gespür, ihre Furchtlosigkeit. Und wenn ich sie in ernsten Rollen sehe, gefällt mir, dass sie mich schnell all ihre extrem lustigen Figuren, die wir von ihr zum Beispiel aus ihrem Format «Ladykracher» [2001-2004, 2008-2013] kennen, vergessen lässt.

Warum wollten Sie bei «Wir können auch anders» mitmachen?

Mädel: Bei einer vorherrschenden, allgemein eher negativen Stimmung zur Weltlage und unserer Zukunft fand ich die Idee toll, auch mal gute Nachrichten verbreiten zu dürfen. Und ich war neugierig auf diese positiven Beispiele und die Leute, die uns zeigen, dass wir eben tatsächlich anders können, wenn wir wollen. Und Lebenszeit mit Anke Engelke zu verbringen, fand ich, neben allen Inhalten eigentlich auch schon Grund genug.

Engelke: Aus drei Gründen: Thema, Bjarne Mädel, Lars Jessen [53, Regisseur und Drehbuchautor].

Im Film binden Sie einen ehemaligen Formel-1-Star für Ihre Recherchen in Zürich mit ein. Inwiefern interessieren Sie sich privat für Autorennen?

Engelke: Null.

Mädel: Als Michael Schumacher [54, Formel-eins-Legende, aktiver Rennfahrer: 1991-2006 und 2010-2012] noch ganz vorne mitgefahren ist, habe ich ein, zwei Mal den Start und die letzten Runden von Formel-eins-Rennen geguckt. Aber mich langweilt das doch schon sehr, ich stell mich aber auch nicht auf Autobahnbrücken und winke runter. Das ist für mich vergleichbarer «Spass». Was mich allerdings fasziniert, ist die Tatsache, dass Rennfahrer wohl in jedem Rennen mehrere Kilo Gewicht verlieren, also das finde ich vom Ergebnis her gedacht nicht uninteressant.

In der ersten Episode geht es um das Thema Verkehr: Kann man wirklich von heute auf morgen alles umstellen?

Engelke: Nö, aber das Beispiel Gent [Belgien] zeigt, dass die Planung zeitaufwendig ist, nicht die Umsetzung: Zweieinhalb Jahre planen und organisieren, an einem Wochenende umstellen - zack.

Mädel: Vielleicht ist das auch ein falscher Anspruch, gleich «alles» und dann auch noch «in einer Nacht» umstellen zu wollen. Wir haben uns ja auch jahrzehntelang, vielleicht sogar jahrhundertelang, Zeit genommen, uns in eine umweltzerstörende, krankmachende und stressige Verkehrssituation hineinzumanövrieren. Es gibt definitiv zu viele Autos auf unseren Strassen, die uns gerade in den Ballungsgebieten den Platz zum Leben nehmen. Daran etwas zu verbessern, ist alternativlos. Und es gibt auch nicht den Anspruch, dass eine Veränderung dann sofort reibungslos zu laufen hat. Ich denke, wir zeigen in unserem Format, dass wir Möglichkeiten haben, uns umweltfreundlicher zu bewegen, als wir es im Moment tun. Je schneller wir diese Möglichkeiten auch ergreifen, umso besser für das Klima und somit für uns.

Knotenpunkt in Hamburg, Fahrradstadt Karlsruhe etc. - welches Stadtbeispiel aus dem Film bzw. der Reihe hat Sie persönlich besonders beeindruckt?

Engelke: Inzwischen entflamme ich bei jedem Beispiel, bei jedem Ort, jedem Stadtteil, jeder Stadt, wo man erkannt hat, dass wir freiwillig und selbstbestimmt umdenken müssen, wenn wir nicht zu Verzicht gezwungen werden wollen: Jetzt haben wir es noch in der Hand, jetzt können wir unseren Mobilitätsalltag noch selbst gestalten. Hamburg und Gent machen es vor, und viele Projekte können folgen, individuell und doch im Kern vereint: Verkehrswende JETZT!

Mädel: Mir war vor meinem Besuch dort nicht bekannt, dass Karlsruhe [Baden-Württemberg] eine Fahrradstadt ist. Ich kannte international bisher nur Kopenhagen [Dänemark] und Amsterdam [Niederlande] und bei uns vielleicht Münster [Nordrhein-Westfalen] und Erlangen [Bayern] als Städte mit Vorbildcharakter. Und beeindruckend war für mich, dass sich Karlsruhe auf Druck von der eigenen Bevölkerung in diese Richtung entwickelt hat.

Manchmal braucht man ein bisschen Mut, um Sachen zu verändern. Was haben Sie privat denn schon verändert, was Überwindung gekostet hat?

Engelke: Naja, leider ist das zurzeit noch Privilegierten vorbehalten, sich den Verzicht selber auszusuchen, das ist fast schon Luxus bei mir: Zum Beispiel nutze ich keine Inlandsflüge, weil ich genug Zeit und Geld habe, um mit dem Zug durch Europa zu juckeln; mehr Secondhand-Klamotten als Neueinkäufe, weil ich für sogenannte Events Kleidung geliehen bekomme; tierproduktfreie Ernährung, weil ich es mir leisten kann, bio und vegan einzukaufen.

Mädel: Ich besitze seit vielen Jahren schon kein eigenes Auto mehr, was aber weder Mut noch Überwindung gekostet hat, sondern eine wahnsinnige Erleichterung für mich ist. Keine Reparaturen, kein Tanken und keine Parkplatzsuche. Traumhaft. Bei meinen Essgewohnheiten muss ich mich tatsächlich ein wenig überwinden. Ich möchte weniger Fleisch essen, was ich aber eigentlich sehr gern tue. Aber auch da gilt für mich, dass ich meine Ernährung ja nicht von heute auf morgen komplett umstellen muss. Ich kann aber sehr einfach reduzieren und auf Produkte aus Massentierhaltung verzichten, was dann wiederum der Umwelt, aber auch mir selbst zugutekommt.

Die nächste Episode bestreiten Axel Prahl und Annette Frier. Es geht um «Bauen und Wohnen». Wie wäre Ihre persönliche Traumwohnsituation, die dennoch nachhaltig ist?

Engelke: Ein Flickenhaus zusammengetackert aus Zirkularbauteilen - das ist doch herrlich.

Mädel: Ein kleines Häuschen mit Blick aufs Meer oder auf einen glasklaren See, durch eigene Solar- und Mini-Windanlage auf dem Dach energieautark, angebunden an irgendeine gemeinschaftliche Fortbewegungsmöglichkeit... also sowas in der Richtung... oder ein Hausboot auf der Aussenalster.

Von spot on news AG am 20. März 2023 - 13:00 Uhr