Am 26. Mai erscheint mit «Blood & Gold» der nächste Netflix-Film des deutschen Regisseurs Peter Thorwarth (51) - nach dem überaus erfolgreichen Vampir-Horror «Blood Red Sky» aus dem Jahr 2021, der in der ewigen Netflix-Rangliste auf Platz zwei der innerhalb der ersten 28 Tage nach Erscheinen am meisten geschauten, nicht-englischsprachigen Filme aller Zeiten liegt.
Im hochunterhaltsamen Genre-Film «Blood & Gold» nimmt es in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs ein desertierter deutscher Soldat mit einer marodierenden SS-Truppe auf, die einem verschwundenen Goldschatz hinterherjagt. Regisseur Thorwarth berichtet im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news von der langen Produktionsgeschichte seines Werks, der beeindruckenden Stunt-Arbeit seiner Darsteller und von dem Wahnsinn verfallenen SS-Männern in der Endphase des Zweiten Weltkriegs.
Von Vampiren in «Blood Red Sky» zum Zweiten Weltkrieg und Nazis, die zwar aussehen wie Zombies, aber keine sind. Wie ist bei Ihnen die Idee zum Stoff gekommen?
Peter Thorwarth: Die Idee stammt nicht von mir, sondern vom Drehbuchautor Stefan Barth. Er hatte sie schon 2006. Als er mir damals das erste Buch zu lesen gab, war ich sofort Feuer und Flamme. Nach der Überarbeitung mit einem Historiker hatten wir 2007 auch schon einen ziemlich grossen Cast zusammen, aber die Finanzierung fehlte. Es war wahrscheinlich in Deutschland noch nicht die Zeit dafür.
Jetzt, 17 Jahre später, kam Netflix, ein echter Game-Changer. Mit «Blood Red Sky» ist es ja ähnlich gewesen. Das war auch eine Geschichte, mit der ich 15 Jahre lang durch die Gegend gerannt bin, und die keiner finanzieren wollte. Durch die Streamer, allen voran Netflix, hat sich da einiges geändert.
Ich hatte zwischendurch eine harte Phase als Filmemacher. Es war nicht so, dass ich keine Filme hätte machen können, aber die Filme, die mir angeboten wurden, waren einfach nicht mein Ding.
Nicht nur für mich war es eine Chance, sondern auch für die Schauspieler und Schauspielerinnen und all die Leute, die im Team mitarbeiten. Wir bekamen die Möglichkeit, plötzlich international gesehen und wahrgenommen zu werden.
In «Blood & Gold» gibt es viel Humor. Gab es bei Ihnen angesichts des Settings in der Endphase des Zweiten Weltkriegs aber auch Bedenken, zu respektlos mit der Geschichte umzugehen?
Thorwarth: Ehrlich gesagt nicht. Wir wollten uns natürlich auch nicht über alles lustig machen. Es gibt ja etwa auch einen Flashback in der Geschichte, der die Vertreibung und Ermordung einer jüdischen Familie zeigt. Das haben wir in einem anderen Ton gezeichnet.
Mir ging es auch nicht darum, einen historischen Film zu machen. Letztendlich ist es eine Genre-Nummer, ein Spaghetti-Western. Aber trotzdem hat der Film auch eine Haltung und die ist mir wichtig.
Ich wollte nie einen Mainstream-Film machen, der möglichst alle Leute mit ins Boot holt. Das ist einfach nicht mein Ding.
Inwiefern war es auch Ihre Motivation, gerade dieses völlig Verrückte der Nazi-Ideologie in «Blood & Gold» zu zeigen?
Thorwarth: Ein Deutscher kämpft gegen Deutsche - diese Idee hat mich sofort gepackt. Meistens bekommen es in Filmen über den Zweiten Weltkrieg ja Alliierte mit Deutschen zu tun. Ein deutscher Soldat, der an der Front war, und es hinterher mit einem ganzen Trupp abtrünniger SS-Soldaten aufnimmt, das fand ich spannend.
Alexander Scheer spielt den SS-Obersturmbannführer von Starnfeld, der komplett dem Wahnsinn verfallen ist, wie er redet und sich inszeniert. Er hat tatsächlich noch diese Vorstellung von der Alpenfestung, während um ihn herum die Moral der Truppe komplett zerfällt. Ich glaube, die letzten Tage des Zweiten Weltkriegs waren irgendwann ein rechtsfreier Raum. Da war sich jeder selbst am nächsten.
In «Blood & Gold» kommen auch starke weibliche Figuren vor. Wie hatten Sie das konzipiert, was ist Ihnen an Ihren weiblichen Figuren und besonders Elsa wichtig gewesen zu zeigen?
Thorwarth: Es fängt schon damit an, dass gleich am Anfang - ohne jetzt zu viel zu spoilern - Heinrich von Elsa das Leben gerettet wird. Als Figur ist sie wehrhaft und an den Kämpfen beteiligt. Da greift nicht nur der Wehrmachtssoldat zur Waffe. Sie kann das auch.
Elsa-Darstellerin Marie Hacke soll auch all ihre Stunts selbst gemacht haben?
Thorwarth: Alle haben ihre Stunts selbst gemacht, auch Florian Schmidtke und sogar Simon Rupp, der den Paule spielt. Es gibt da eine Szene, in der Simon unter Wasser gedrückt wird. Ursprünglich wollten wir ihn da doubeln, aber ich wollte auch gern sein Gesicht sehen. Für Simon war das überhaupt kein Problem. Er ist übrigens auch Mitglied der deutschen Schwimmstaffel für die Special Olympics, die dieses Jahr in Berlin stattfinden. Er hat also keine Berührungsängste mit Wasser, will ich damit sagen (lacht).
Robert Maaser kommt vom Bodenturnen und ist 14-facher Rhönrad-Weltmeister. Robert liebt Actionfilme und ist Schauspieler und Stuntman in Personalunion. Er hatte alle anderen mit seiner Energie angesteckt und brachte noch einen Fight-Designer mit, mit dem wir fünf Wochen vor Drehbeginn die Kampfszenen gemeinsam entwickelt haben. Das hat sich ausgezahlt.
Für die Actionszenen und besonders das grosse Finale sollen Sie viel auf handgemachte Effekte gesetzt haben. Was war da der Hintergrund? Warum bevorzugen Sie das gegenüber digitalen Tricks?
Thorwarth: Ich habe nichts gegen digitale Effekte, wenn sie so eingesetzt sind, dass sie als solche nicht auffallen. Aber wenn man die Möglichkeit hat, mit Schauspielerinnen und Schauspielern zusammenzuarbeiten, die die Stunts selber machen, ist das natürlich toll. Dann kann man vieles in-camera drehen. Ich finde, man spürt es, wenn so etwas handgemacht ist. Das hat eine andere Wirkung.