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Es hat alle erwischt

Brian «Head» Welch: Korn-Mitgliedern geht es nach Corona wieder «gut»

Alle Korn-Mitglieder haben eine Corona-Infektion durchgemacht - zuletzt Gitarrist Brian «Head» Welch. Im Interview erzählt er, wie die Musiker Covid-19 überstanden haben.

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Brian "Head" Welch, James "Munky" Shaffer, Jonathan Davis und Ray Luzier (v.li.) bilden die aktuelle Besetzung von Korn.
Brian "Head" Welch, James "Munky" Shaffer, Jonathan Davis und Ray Luzier (v.li.) bilden die aktuelle Besetzung von Korn. Tim Saccenti

Für ihr neues Album, das am 4. Februar erscheint, haben sich Korn einmal mehr ein düsteres Thema ausgewählt: Der Longplayer der Nu-Metal-Band trägt den Titel «Requiem». «Wir haben seit Beginn der Pandemie so viele Menschen verloren, dass wir ihn für passend hielten», erklärt Gitarrist Brian «Head» Welch (51) die Wahl dieses Namens im Interview mit spot on news. Ausserdem verrät der Musiker, wie er mit dem Thema Tod umgeht und ob er an ein Leben danach glaubt. Darüber hinaus spricht er über seine Covid-19-Erkrankung und wie es den anderen Korn-Mitgliedern Jonathan Davis (51), James «Munky» Shaffer (51) und Ray Luzier (51) nach ihren Corona-Infektionen geht.

Ihr neues Album heisst «Requiem», was auch «Totenmesse» oder «Ruhe» bedeutet. Wieso haben Sie diesen Titel gewählt?

Brian «Head» Welch: Wir haben schon seit einiger Zeit über den Titel «Requiem» gesprochen. Es geht um die Ehrung der Toten in der katholischen Messe. Es ist kein Ereignis, sondern eine Zeremonie zur Ehrung der Toten. Wir haben alle einen Hintergrund mit der katholischen oder der Episkopalkirche in unserem Leben. Wir fanden den Titel einfach toll, er klang cool und wir mochten seine Bedeutung. Wir haben seit Beginn der Pandemie so viele Menschen verloren, dass wir ihn für passend hielten. Beinahe hätten wir unser Korn-Livestream-Event während der Pandemie «Requiem» genannt, aber ich war derjenige, der sagte: «Hört mal, das ist ein zu guter Titel, lasst uns den für die nächste Platte verwenden», und das haben wir getan.

Der Tod gehört zum Leben dazu, vielen macht die Vorstellung davon dennoch Angst. Wie ist das bei Ihnen?

Welch: Es ist die Angst vor dem Unbekannten, denke ich. Ich habe keine Angst vor dem Tod, weil ich meinen Glauben gefunden habe und mit Gott im Gespräch bin. Ich habe die Dinge aufgegeben, die nicht gut für mich waren, und ich fühle mich bereit. Hoffentlich werde ich erst in vielen Jahrzehnten sterben, aber ich fühle mich bereit und habe meinen Frieden damit gemacht. Aber ich fürchte mich vor den Schmerzen, ich fürchte mich vor der Art und Weise, wie ich sterben werde, davor, dass ich keine Luft mehr bekomme. Wird es plötzlich passieren, wird es langsam und schmerzhaft sein? Das ist eine normale Angst, die wohl viele von uns haben.

Aber wenn man sich manche Kinder anschaut, die jung sterben - wenn sie mutig und das durchstehen können, dann denke ich, dass keiner von uns Angst haben sollte. Wir sollten uns an ihnen ein Beispiel nehmen. Wenn ich an solche Menschen denke - die, die es nicht verdient haben zu sterben, die aber sterben mussten - dann gibt mir das Kraft.

In Ihrem Song «Start The Healing» geht es unter anderem um Wiedergeburt. Glauben Sie an ein Leben nach dem Tod?

Welch: Zu 100 Prozent. Das Verrückte ist, dass es einen Weg gibt, wie man eine Interaktion mit dem Jenseits entwickeln kann. Was ich fühle, was ich glaube, was ich gelernt habe, ist, dass Jesus Christus der Herrscher über das Leben nach dem Tod ist. Eine Beziehung zu ihm ist wie ein Portal ins Jenseits und man kann mit ihm interagieren. Das ist meine Erfahrung. Ich weiss, dass andere Menschen ähnliche oder andere Erfahrungen gemacht haben. Ich glaube es nicht nur, ich weiss es, und ich habe mir selbst bewiesen, dass es wahr ist.

Wegen der Corona-Pandemie hatten Sie für das Album viel Zeit. Wie hat sich das auf Ihre gemeinsame Arbeit und das Endergebnis ausgewirkt?

Welch: Die Pandemie hat unseren Tourplan komplett über den Haufen geworfen. Wir hatten überhaupt nichts für die Zukunft geplant und wussten nicht, ob es sechs Monate, ein Jahr oder zwei Jahre dauern würde. Es war das erste Mal in der Geschichte von Korn, dass wir keine Pläne hatten, wir sagten: «Hey Jungs, was macht ihr so? Ich sitze auf meiner Couch. Und ihr?» - «Ich tue das Gleiche und alle meine Kinder springen mir auf den Schoss und ich muss aus dem Haus. Können wir an Musik arbeiten? Los geht's!» Und so ist es passiert.

Ehrlich gesagt, wir lieben unsere Familien. Aber wenn man mit seinen Familien in einem Haus festsitzt, das sich wie ein Gefängnis anfühlt, dann will man weg. Für die mentale Stabilität muss man etwas tun, was man liebt, und das ist Musik. Das hat uns geholfen. Wir haben in der dunkelsten Zeit der Welt, die wir vielleicht seit langem gesehen haben, einen Moment der Positivität eingefangen. Und wir freuen uns sehr, unseren Fans diese Positivität zu präsentieren.

2022 stehen Sie in Deutschland bei den Festivals Rock im Park und Rock am Ring auf der Bühne. Freuen Sie sich schon darauf?

Welch: Mehr als ich Ihnen beschreiben kann. Ich erinnere mich an die Zeit, als wir noch jung waren und für ein oder zwei Monate in Europa spielten. Ich fühlte mich immer so deprimiert, weil ich so weit weg von zu Hause war und nie wirklich Trost in meinem Leben hatte. Als ich die Band verliess, fand ich meinen Frieden im Leben. Als ich dann zurückkam, entdeckte ich eine so grosse Liebe, vor allem für Deutschland, Frankreich, Grossbritannien und Polen. Es gibt so viele Orte dort, so viele Städte, und ich liebe es jetzt, dorthin zu reisen. Ich fühle mich nicht mehr deprimiert und habe kein Heimweh mehr, weil ich innerlich stark bin. Wir hoffen, dass wir bei Rock am Ring und Rock im Park dabei sein können. Wir haben so viele Jahre in der Geschichte mit diesen Festivals und den Leuten dort verbracht und wir freuen uns mehr darauf, als ich es beschreiben kann!

2021 waren mehrere Mitglieder der Band an Covid-19 erkrankt. Wie haben Sie Ihre Erkrankungen überstanden? Wie geht es Ihnen heute?

Welch: Ich hatte Covid noch bis vor einer Woche. Ich habe es also nicht auf der Tour bekommen, sondern erst kürzlich. Ich war zu Fotoshootings in Los Angeles. In der Nacht, als ich dort ankam, sagte ich: «Oh, ich fühle mich ein bisschen seltsam.» Am nächsten Tag habe ich einen Test gemacht und dann war ich zehn Tage lang in einem Hotel eingesperrt. Es war nicht allzu schlimm, Ibuprofen und Paracetamol haben mir sehr geholfen. Ich habe mich nur ausgeruht. Bei Jonathan war es ein Auf und Ab. Er fühlte sich sehr verwirrt und schwach, hatte keine Kraft. Er ruhte sich aus und war bei vielen Ärzten, weil er einfach nur sicher sein wollte.

Munky hat es auch erwischt und er war genau wie ich zehn Tage lang in einem Hotel. Ray war auf einem Rolling-Stones-Konzert mit 50.000 Leuten. Ich sagte: «Keine gute Idee, oder?», und er hat es bekommen. Aber ich glaube, er war nicht so schlecht beisammen, also ist alles in Ordnung. Heute geht es uns gut, Jonathan hat immer noch ein paar Nachwirkungen, aber es ist so gut wie normal. Bei mir, James und Ray auch.

Was haben Sie für Ihr bevorstehendes 30. Jubiläum geplant?

Welch: Noch nichts, aber wir werden darüber reden. Wir würden gerne etwas ganz Besonderes machen und ich weiss noch nicht, was das ist. Vielleicht könnten wir unsere Fans nach Ideen fragen, denn wir haben die Fans immer mit einbezogen. Das könnte eine coole Idee sein, also danke für diese Frage.

Wie blicken Sie auf die Jahre seit Ihrer Gründung zurück?

Welch: Es ist eine Achterbahnfahrt mit vielen Höhen und Tiefen. Hauptsächlich nach oben, aber es gab auch eine Menge Tiefen. Es ist, als ob diese Korn-Jahre ein Spaziergang durch die Natur gewesen wären. Manchmal wirken die Elemente wie der Schnee und der Wind auf uns ein, und manchmal geniessen wir einfach die Sonne. Es ist fantastisch, und wir gehen einfach weiter durch sehr gute Zeiten und sehr tiefe Tiefs. Ich bin einfach sehr dankbar, denn all das hat uns stärker gemacht und wir sind jetzt stärker als je zuvor.

Von spot on news AG am 3. Februar 2022 - 12:05 Uhr