Moderatorin Carolin Reiber (85) kannte die Kessler–Zwillinge Alice und Ellen (1936–2025) nicht nur beruflich gut, die Frauen waren auch Nachbarinnen und Freundinnen. Die legendären Show–Tänzerinnen starben am Montag durch einen assistierten Suizid. Zuvor regelten sie ihre privaten Angelegenheiten – und dachten auch an ihre langjährige Weggefährtin. Wie Carolin Reiber mehreren Medien berichtete, fand sie am Samstag ein Päckchen der Schwestern in ihrem Briefkasten mit dem Hinweis, dieses erst am 18. November zu öffnen.
Paket mit «wunderschönen Schmuckstücken» und einem Abschiedsbrief
Wie die Münchner «Abendzeitung» berichtete, öffnete sie das Paket jedoch dann schon am Montag, nachdem sie vom Tod der Zwillinge erfahren hatte – in telefonischem Beisein der Redaktion. Die Moderatorin entdeckte darin «wunderschöne Schmuckstücke, die ich immer an ihnen bewundert hatte, teils mit Jadesteinen». Diese hätten die beiden ihr wohl vererbt. Mit der Zeitung sprach sie auch über den letzten persönlichen Kontakt: «Es war ursprünglich geplant gewesen, dass wir, wie üblich, zusammen ins Deutsche Theater fahren, zur Musical–Premiere ‹Pretty Woman›. Da hatten mir die Kesslers kurzfristig abgesagt, es sei ihnen gerade zu viel.»
Auch mit dem «Merkur» sprach Reiber über den letzten Gruss, in dem sich nicht nur ein «unglaubliches persönliches Abschiedsgeschenk» befunden habe, sondern auch ein Abschiedsbrief. Zum Tod ihrer Freundinnen sagte sie der Zeitung: «Für Ellen und Alice war es gut, also muss ich es akzeptieren.» Sie liess auch noch einige letzte schöne gemeinsame Erinnerungen Revue passieren, etwa an ein «zauberhaftes Abendessen mit Chris de Burgh und seiner Frau in Fulda» zur Weltpremiere seines Robin–Hood–Musicals Ende August sowie den Besuch des «Festivals der Nationen» in Bad Wörishofen im September.
Carolin Reiber erinnert an das «Traumleben» der Kessler–Zwillinge
Gegenüber der «AZ» resümierte Reiber, die Kessler–Zwillinge hätten «ein Traumleben gehabt, alles im Leben erreicht, im Sommer noch den ‹Bayerischen Verdienstorden› erhalten und waren fast 90 Jahre alt.» Doch nach einem Hirnschlag sei Ellen Kessler «nicht mehr gut beinander» gewesen.
Ellen und Alice Kessler, die als Sängerinnen und Tänzerinnen jahrzehntelang in europäischen Shows auftraten, hatten ihren gemeinsamen Tod geplant. Wie die Deutsche Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS) am Montag bestätigte, handelte es sich um einen assistierten Suizid. Demnach waren die Schwestern seit Längerem Mitglieder im Verein und befassten sich mit dem Thema. Sie hätten ihr Todesdatum 17. November selbst festgelegt und Vorgespräche mit einem Juristen sowie einer Ärztin geführt, die sie in ihrem Haus in Grünwald dann auch beim Sterben begleiteten.
Hilfe bei Depressionen, Suizidgedanken und der Bewältigung von Krisen bietet in Deutschland Tag und Nacht die Telefonseelsorge unter den kostenlosen Rufnummern 0800/111 0 111 und 0800/111 0 222 oder unter der 116 123. Anrufende bleiben anonym.
