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Zu Gast in Berlin und Hamburg

Charles III. kommt zu Besuch: Wie deutsch ist der König von England?

König Charles III. kommt ins Land seiner Ahnen. Das britische Königshaus ist von seinen deutschen Wurzeln geprägt. Sogar der ursprüngliche Familienname stammt aus Deutschland.

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König Charles und seine Frau Camilla besuchen Ende März Deutschland.
König Charles und seine Frau Camilla besuchen Ende März Deutschland. imago/i Images

Noch vor seiner Krönung im Mai besucht der britische König Charles III. (74) und seine Frau Camilla (75) Deutschland. Vom 29. bis zum 31. März stehen Visiten in Berlin, Brandenburg und Hamburg auf dem Programm. In Berlin will der Monarch auch eine Rede im Bundestag halten.

Charles kommt wie ein guter alter Freund. Und das ist er ja auch, mehr noch: Charles ist eine Art entfernter Verwandter. Der 74-Jährige schaut mal wieder im Land seiner Ahnen vorbei. Da stellt sich die Frage: Wie deutsch ist der König von England eigentlich noch?

Von Battenberg zu Mountbatten

Charles heisst mit Nachnamen Mountbatten-Windsor. Mountbatten ist der Nachname seines Vaters Prinz Philip (1921-2021), Windsor der seiner Mutter Königin Elizabeth II. (1926-2022). Philips Vater war Prinz Andreas von Griechenland und Dänemark (1882-1944) und entstammte dem deutschen Hochadelsgeschlecht Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg, einer Nebenlinie des Hauses Oldenburg.  Als Philip 1947 die britische Staatsangehörigkeit wegen seiner Ehe mit Elizabeth annahm, wählte er den Namen seiner Mutter Alice von Battenberg (1885-1969), deren Familie sich seit 1917 in der englischen Übersetzung Mountbatten nannte.

Das Haus Hannover auf dem britischen Thron

Mütterlicherseits reichen die deutschen Wurzeln von König Charles noch viel tiefer: Von 1714 bis 1901 sassen ausschliesslich Regenten, die vom Haus Hannover (engl.: House of Hanover) abstammten, auf dem britischen Thron. Deshalb wird die Epoche in der englischen Geschichtsschreibung auch als «Hanoverian England» bezeichnet. Diese jüngere Linie des Welfengeschlechts stellte seit 1692 die Kurfürsten von Braunschweig-Lüneburg, inoffiziell auch Kurfürstentum Hannover genannt.

Der erste Kurfürst Ernst August von Braunschweig-Calenberg (1629-1698) - übrigens ein Ahnherr des aktuellen Prinzen und Ehemanns von Caroline von Monaco (66) Ernst August von Hannover (68) - war mit Sophie von der Pfalz (1630-1714) verheiratet, die wiederum eine Tochter des pfälzischen Kurfürsten Friedrich (1574-1610) und seiner Gemahlin Elisabeth Stuart (1596-1662), Prinzessin von England und Schottland, war. Die schottische Adelsdynastie Stuart stellte zwischen 1371 und 1587 die Könige von Schottland und ab 1603 in Personalunion auch die Monarchen von England und Irland.

Neue Grundlage der protestantischen Thronfolge

Die letzte Stuart auf dem britischen Thron war Königin Anne (1665-1714). Vor ihrer Regentschaft hatte das englische Parlament nach grossen politischen Krisen im Act Settlement 1701 eine neue Grundlage für die protestantische Thronfolge im Königreich England geschaffen, das 1707 mit dem Act of Union mit dem schottischen Königreich zum Königreich Grossbritannien vereinigt wurde.

Im Act of Settlement, der bis heute gültig ist, wurde die protestantische Sophie von der Pfalz (1630-1714) als direkte Cousine von Anne Stuart als designierte Thronfolgerin der britischen Monarchie ernannt, weil Annes Kinder bereits in jungen Jahren verstorben waren. Sophie von der Pfalz verschied im Juni 1714, ihr Anspruch auf die britische Krone ging auf ihren ältesten Sohn Kurfürst Georg von Braunschweig-Lüneburg (1660-1727) über, der nach dem Tod von Königin Anne am 1. August 1714 als George I. der neue König von Grossbritannien wurde.

Bei dieser Linie blieb es fast 200 Jahre lang. Das Haus Hannover stellte die britischen Monarchen, die nach dem Act of Settlement eine Bedingung zu erfüllen hatten: Sie mussten protestantisch sein und durften keinesfalls zum katholischen Glauben konvertieren oder katholische (oder ehemals katholische) Partner heiraten. Die letzte in dieser Reihe des «House of Hanover» war die legendäre Königin Victoria (1819-1901), die Ururgrossmutter von Queen Elizabeth II., der Mutter von König Charles.

Warum aus «Sachsen-Coburg und Gotha» Windsor wurde

Mit Victorias Tod 1901 endete die «Vorherrschaft» der Hannoveraner, jedoch nicht der deutsche Einfluss auf die nächste britische Königsdynastie: Victoria hatte 1840 den deutschen Prinzen Albert von Sachsen-Coburg und Gotha (1819-1861) geheiratet. Fortan nannte sich die königliche Familie Saxe-Coburg and Gotha. Nach Victorias Tod wurde mit ihrem Sohn Eduard VII. (1841-1910) erstmals ein Saxe-Coburg and Gotha König von Grossbritannien.

Sein Sohn und Nachfolger Georg V. (1865-1936) verfügte 1917 wegen des innenpolitischen Drucks und einer landesweiten Aversion gegen Deutschland während des Ersten Weltkriegs eine erneute Namensänderung. Das Königshaus nannte sich nach dem Schloss Windsor Castle in der Grafschaft Berkshire nun Windsor. Ohne diesen Beschluss von Georg V. hiesse der amtierende König Charles III. Mountbatten-Saxe-Coburg and Gotha.

Charles spricht fast fehlerfreies Deutsch

Insgesamt war Charles seit seinem ersten Besuch 1962 über 30 Mal in Deutschland, gelegentlich auch privat wie 2013 bei einem Verwandtschaftsbesuch auf Schloss Langenburg in Baden-Württemberg. Er ist ein Onkel zweiten Grades von Philipp Fürst zu Hohenlohe-Langenburg (53). Dort überraschte er mit seinen exzellenten Sprachkenntnissen. Charles spricht wie sein verstorbener Vater Philip ein fast fehlerfreies, wenn auch ungeübtes Deutsch.

Zuletzt war er im November 2020 mit seiner Frau Camilla in Deutschland. In einer Rede vor dem Deutschen Bundestag in Berlin erinnerte er an die engen Beziehungen zwischen Engländern und Deutschen. Hamburg hatte er zuletzt 1987 besucht, damals noch in Begleitung seiner ersten Ehefrau, Prinzessin Diana (1961-1997).

Von spot on news AG am 28. März 2023 - 12:00 Uhr