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Sie wäre heute 75 Jahre alt geworden

Christina Onassis: Der Reichtum hat ihr Leben vergiftet

Christina Onassis wuchs im Schatten eines gigantischen Reichtums auf – und zerbrach daran. Vier Ehen, extreme Einsamkeit, familiäre Tragödien und ein Leben im Übermass prägten die Milliardärstochter, die mit nur 37 Jahren starb. Am 11. Dezember hätte sie ihren 75. Geburtstag gefeiert.

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Christina Onassis mit ihrer Tochter Athina.
Christina Onassis mit ihrer Tochter Athina. Action Press

Armes, reiches Mädchen. Sie hat es oft genug zu hören bekommen. Ob sie wollte oder nicht. Meist wollte sie nicht, doch danach hat kaum jemand gefragt. Am Ende blieb sie allein zurück, mit all dem Geld, um das sie jeder beneidete – und genau dort lag ihr eigentliches Unglück.

«Der Schmerz eines kurzen Lebens»

Christina Onassis (1950–1988) starb nicht an ihrem sagenhaften Reichtum, sondern an der Macht, der Gier und jeder Menge anderer Begehrlichkeiten, die ihre vielen Millionen ausgelöst hatten. So jedenfalls bleibt eine Frau in Erinnerung, die bis heute als Bestätigung der banalen Allerweltsthese, dass Geld nicht glücklich mache, herhalten muss.

Am 11. Dezember hätte Christina Onassis ihren 75. Geburtstag gefeiert – ein Alter, das statistisch betrachtet keineswegs aussergewöhnlich wäre. Frauen in der EU erreichen im Schnitt 84,4 Jahre, in Griechenland, der Heimat ihrer Familie, sogar 84,5. Die allerwenigsten von ihnen sind Millionärinnen, geschweige denn Milliardärinnen. Christina Onassis aber starb am 19. November 1988 – mit nur 37 Jahren.

«Der Schmerz eines kurzen Lebens», steht in einem Titel eines der zahlreichen Bücher über sie. Obwohl viele Unwahrheiten und dummes Zeug über die Frau geschrieben wurden, dürfte diese Umschreibung der Wahrheit ziemlich nahekommen.

Der Aufstieg von Aristoteles Onassis

Sie wurde in eine gewisse Heimatlosigkeit hineingeboren. Ihre Familie fühlte sich dem griechischen Kulturkreis zugehörig und verehrte die klassischen hellenistischen Ideale, hatte aber ihre Wurzeln in Kleinasien. Der Vater, Aristoteles Onassis (1906–1975), kam in Smyrna, dem heutigen Izmir, Türkei, als Sohn des griechischen Tabakhändlers Sokrates Onassis zur Welt.

Smyrna gehörte zum Osmanischen Reich, wurde aber etwa zur Hälfte von Griechen bevölkert. Allein die Wahl der Vornamen des Sohnes lassen auf eine fast grössenwahnsinnige Kulturbeflissenheit des vermögenden Geschäftsmannes schliessen. Er nannte ihn nach antiken Geistesgrössen Aristoteles, Sokrates, Homer. Seine Tochter hiess Artemis, wie die griechische Göttin der Jagd.

Während des Griechisch–Türkischen Kriegs (1919–1922) flüchtete Aristoteles Onassis wie fast alle Christen aus Smyrna und emigrierte als 16–Jähriger nach Argentinien, mittellos und staatenlos. Er fasste in der Geschäftswelt von Buenos Aires Fuss, gründete ein Handelsunternehmen für türkischen Tabak, bald auch eine Zigarettenfabrik für die eigene Marke «Omega», bekam die argentinische Staatsbürgerschaft und kurz danach auch die griechische.

Später handelte er mit Fellen und Häuten aus der argentinischen Rinderzucht, kaufte aus der Konkursmasse kanadischer Reedereien seine ersten Schiffe und baute eine Tankerflotte für den Ölhandel auf. Aristoteles Onassis wurde zu einem weltweit handelnden Geschäftsmann mit legendärem Reichtum. Er baute Wolkenkratzer in New York, besass die Fluglinie Olympic Airways, hatte das Casino, einige Luxushotels und andere wertvolle Immobilien in Monte Carlo. Und er war Herr von rund 30 Reedereien, seine Flotte umfasste über 900 Schiffe, meist Tanker.

Eine Kindheit im Luxus

Das war die Welt, in der seine Tochter Christina Onassis 1950 in New York zur Welt kam. Ihre Mutter war Athina Livanos (1929–1974), die Tochter des griechischen Reeders Stavros Livanos (1891–1963). Aristoteles Onassis hatte sie 1946 geheiratet – sie war damals 17. Zwei Jahre später kam ihr gemeinsamer Sohn Alexander (1948–1973) zur Welt. Durch die Hochzeit mit Athina vergrösserte Onassis sein Vermögen.

Tochter Christina wuchs in den USA auf, kam in die Schweiz auf ein Internat und wurde als junges Mädchen zum Studium am Queen‹s College nach London geschickt. Bereits als Kind begann für sie, die angeblich mit fünf Jahren fast ein Jahr lang aufgehört hatte zu sprechen, eine weltweite Odyssee mit Stützpunkten in Athen, Paris, New York, Monte Carlo, an der Côte d›Azur und in den Schweizer Wintersportorten.

Ihr Vater war mittlerweile ein Jetset–König. Je grösser seine Schiffe wurden, desto weniger Zeit nahm sich Onassis für seine Kinder. Seine jahrelange Liebschaft mit der griechischen Operndiva Maria Callas (1923–1977) führte 1960 zur Scheidung von seiner Frau Athina, die als alkoholkrank und tablettensüchtig galt und nach der Ehe mit Onassis noch zweimal heiratete: 1961 den englischen Lord John Spencer–Churchill, 1971 den griechischen Reeder Stavros Niarchos, den Witwer ihrer Schwester Eugenia. 1974 nahm sie sich im Alter von 45 Jahren in Paris das Leben. Sie hinterliess ihrer Tochter mehrere hundert Millionen Dollar.

Hilfe bei Depressionen, Suizidgedanken und der Bewältigung von Krisen bietet in Deutschland Tag und Nacht die Telefonseelsorge unter den kostenlosen Rufnummern 0800/111 0 111 und 0800/111 0 222 oder unter der 116 123. Anrufende bleiben anonym.

Ihre neue Stiefmutter

Christina Onassis haderte mit ihrem Aussehen. Sie hatte die markante Nase und die tiefen Augenringe ihres Vaters geerbt – mit 17 wurde beides von einem Schönheitschirurgen behandelt. Zudem schwankte ihr Gewicht stark. Es folgten radikale Abnehmphasen. Sie war überzeugt, nur als schlanke Frau einen Mann finden zu können, der sie um ihrer selbst willen liebte – und nicht wegen ihres Vermögens.

Von ihrem Vater soll sie auch ihr Temperament geerbt haben, das laut Peter Evans' Biografie «Ari: The Life and Times of Aristotle Socrates Onassis» (1986, Dt. «Die Onassis–Chronik») mal launenhaft, mal hinreissend sein konnte. Einer seiner engsten Vertrauten hat Aristoteles Onassis demnach als «einen charmanten Psychopathen» beschrieben. Auch Christina soll empfindsam, impulsiv und dickköpfig gewesen sein.

Ein Schock für sie ist die zweite Ehe des Vaters, der 1968 Jackie Kennedy (1929–1994), die Witwe des 1963 ermordeten US–amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy, heiratet. Christina Onassis glaubt, dass Kennedy nur hinter dem Geld des Vaters hinterher sei – und das glaubt auch bald der Vater.

Schwere Schicksalsschläge: Sie verliert ihre komplette Familie

Dann wird das Nomadenleben der Christina O. durch schwere Schicksalsschläge erschüttert: 1973 kommt ihr Bruder Alexander bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Der Todesfall wirft auch den Vater, der den Sohn als Kronprinz aufgebaut hatte, völlig aus der Bahn, er wird depressiv.

Immerhin holt er die Tochter von der internationalen Partyszene weg und integriert sie in das Familienunternehmen in Manhattan. Sie soll sich fleissig in die komplexe Welt der Tanker und Schiffsversicherungen eingearbeitet und den Konzern später auch erfolgreich geleitet haben. Über allem steht die späte Erkenntnis des Vaters: «Wer behauptet, mit Geld sei alles möglich, beweist nur, dass er nie welches gehabt hat.»

Ein Jahr später nimmt sich ihre Mutter Athina das Leben. Und wiederum ein Jahr darauf stirbt Aristoteles Onassis mit 69 Jahren an den Folgen einer Lungenentzündung. Der Suizid der Mutter sowie der Tod des Vaters lösen bei Christina schwere Depressionen aus. Sie hat innerhalb kurzer Zeit ihre gesamte Familie verloren – und fast eine Milliarde Dollar geerbt.

Sie war viermal verheiratet

Ihre vier Ehen geben ihr auch keinen Halt: Die erste mit einem 26 Jahre älteren US–Immobilienmakler scheitert nach neun Monaten. Die zweite Ehe mit einem griechischen Reedereierben wird nach 14 Monaten geschieden. 1978 heiratet sie einen russischen Beamten (und KGB–Agenten) und lebt ein Jahr in Moskau, Scheidung: 1980. Und 1984 heiratet sie ein letztes Mal: den französischen Pharma–Erben Thierry Roussel (72). Ein Jahr später wurde ihre Tochter Athina geboren.

Sie sagt, sie sei des Partylebens überdrüssig und wolle nur noch eine treue Ehefrau sein. Roussel schafft es zeitweise, die von Christina finanzierten Begleiter aus ihrem Alltag fernzuhalten. Auch sie hatten ihren zunehmenden Medikamentenmissbrauch mit Amphetaminen und Barbituraten nicht eindämmen können. Nach zwei Jahren erfährt Christina, dass Roussel seine langjährige Freundin, das schwedische Model Gaby Landhage, kurz nach der Geburt von Tochter Athina ebenfalls geschwängert hat. Die Ehe wird 1987 geschieden.

Die letzten Monate ihres Lebens verbringt Christina Onassis mit ihrer Tochter in der Schweiz und widmet sich ausschliesslich dem Management des Konzerns. Dann flieht sie nach Buenos Aires, dem einstigen Exil ihres Vaters. Sie möchte auch Athina nach Argentinien holen, um dort ein neues Leben zu beginnen. Während eines Wochenendes bei Freunden ausserhalb von Buenos Aires versagt ihr Herz. Der Infarkt wird ausgelöst durch ein Lungenödem aufgrund jahrelangem Alkohol– und Tablettenmissbrauchs.

Tochter Athina bleibt mit drei Jahren als Alleinerbin zurück, ähnlich wie ihre Mutter. Die passionierte Reiterin soll nach der Scheidung ihrer ersten Ehe zurückgezogen in Belgien leben. Bleibt zu hoffen, dass sie nicht auch die Einsamkeit ihrer Mutter geerbt hat.

Von SpotOn vor 6 Stunden