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Neues Album «Boblikov's Magical World»

Das schätzt die schwedische Band Mando Diao an der deutschen Kultur

Björn Dixgård und Patrik Heikinpieti von Mando Diao sprechen über ihre Liebe zu Deutschland, ihren ruhiger gewordenen Touralltag und die besondere Geschichte hinter ihrem neuen Album «Boblikov's Magical World».

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Patrik Heikinpieti (2.v.l.) und Björn Dixgård (3.v.l.)
Patrik Heikinpieti (2.v.l.) und Björn Dixgård (3.v.l.) Daniel Olsén

Mando Diao veröffentlichen am 28. April ihr neues Album «Boblikov's Magical World». Die Arbeit an der Platte war besonders für die Band, wie Sänger und Frontmann Björn Dixgård (41) im Interview mit spot on news verrät. «Wir hatten keine Songs mehr übrig, weil wir während der Pandemie so viel aufgenommen haben. Also sind wir ins Studio gegangen und haben uns vorgenommen, jeden Tag einen Song zu schreiben und abends aufzunehmen. Und das taten wir, zwölf Tage lang, dann war das Album fertig. Ein absoluter Rekord für uns.»

Ein geheimnisvoller Charakter

Die Band liebe es, «sich Geschichten zum Album auszudenken, nachdem wir die Songs fertig haben», erzählt er weiter. «Dieses Mal hatte unser Bassist CJ die Idee zu der Figur Boblikov, ein gieriger Mann, der kleine Teufel, der auf all unseren Schultern sitzt. Er hat aus dem Industrialismus seine Vorteile gezogen, jetzt bereut er es und versucht, alles richtigzumachen.» Das Cover des Albums zeigt ein Bild der Figur, das ein Künstler gestaltet hat. «Björns Sohn hat eine erste Zeichnung gemacht, auf dieser Idee basiert das Cover», erzählt Schlagzeuger Patrik Heikinpieti. «Es gibt auch eine Maske und ein Kostüm, Boblikov wird also auch auf Tour dabei sein», ergänzt Dixgård.

Das Vorgängeralbum «I solnedgången» veröffentlichten die Musiker 2020 auf Schwedisch. «Die schwedische Sprache ist unsere Muttersprache, das Englische ist in gewisser Weise theatralischer. Wir lieben aber beides», sagt Dixgård. Als das schwedische Album entstanden sei, «hatten wir ein Konzept, als wir ins Studio kamen, weil wir die Songs vorher hatten. Dieses Mal sind sie im Studio entstanden, wir haben sie wenig verändert, sie sind Rock ‹n› Roll», sagt Dixgård. «An dem Tag hatten wir diesen Modus und diese Stimmung, an einem anderen war wieder alles anders, das spiegeln die Songs wider», sagt Heikinpieti zu dem vielfältigen Sound der Platte. Der Song «Stop the Train» beschreibt den Wunsch, den schnellen Zug voller Hass und Gier zu verlassen und zu entfliehen. «Man muss nur die Nachrichten lesen, um dieses Gefühl zu bekommen», erklärt Dixgård zur Songidee. «Aber wir sind sehr gesegnet in dieser Band, weil wir immer an der Kreativität und der Musik festhalten können. Das würde ich auch jedem Politiker auf der ganzen Welt empfehlen. Vergesst nicht die schönen Dinge im Leben, nämlich Musik und Kultur.»

Die Bandzusammengehörigkeit hat die Musiker auch über die Pandemie-Zeit hinweg geholfen. «Es war in gewisser Weise schön, eine Pause zu machen und auf die Bremse zu drücken», sagt Heikinpiet. «Wir hätten sie uns nie genommen, wenn die Pandemie nicht gekommen wäre. So hatten wir die Möglichkeit, aufzunehmen und zu schreiben und kreativ zu sein. Natürlich verdient man nicht das gleiche Geld wie bei einer Tour, aber wir hatten Glück, dass es trotzdem funktioniert hat.» Zweifel an ihrem beruflichen Dasein hat die Pandemie nicht aufkommen lassen. «Ich hatte nie wirklich einen anderen Job, ausser dass ich mit 16 Jahren Würstchen auf einer Pferderennbahn verkauft habe und mich der Chef als nutzlos bezeichnete», sagt Dixgård lachend. «Ich war Musiklehrer, aber das war nichts für mich», erzählt Heikinpieti. «Ich könnte höchstens ein Outdoor-Guide sein, den ganzen Tag in der Natur verbringen und Feuer für Menschen machen. Der Crocodile Dundee von Mando Diao (lacht).»

Treue Fans aus Deutschland

Die Band freut sich nun auf die Live-Auftritte in diesem Jahr, insbesondere hierzulande. «Wir lieben Deutschland und die Menschen dort und vor allem die deutsche Kultur», schwärmt Dixgård. «Die Veranstaltungsorte, die Festivals, sind ziemlich beeindruckend. In Schweden gibt es nur wenige Festivals wie das Lollapalooza in Stockholm, also nur städtische. Meine Kinder können leider nie in Zelten schlafen, campen und im Schlamm baden. Das ist eine tolle Sache in Deutschland.»  An den deutschen Fans schätzen sie vor allem deren Treue. «Die nehmen wir nicht für selbstverständlich. Solange wir Rock‹n›Roll bleiben, spüren wir, dass wir eine Verbindung zu euch Deutschen haben», sagt der Sänger. «Ich denke, wir haben die Kernfans in Deutschland», ergänzt Heikinpieti. «Wir haben die Leute, die uns auf allen Touren durch Deutschland folgen und zu allen Gigs kommen. Wir sind also wirklich gesegnet und dankbar.»

Für die deutschen Fans begeben sich die Musiker dann auch gerne auf andere Wege: Im vergangenen Februar spielten sie für einen Radiosender in einer Strassenbahn in Hannover. «Es war wackelig», erklärt Dixgård. «Wir machen gerne albernes Zeug mit der Band, da kam das genau richtig. Es hat Spass gemacht. Ich kenne Hannover jetzt in- und auswendig (lacht).» Die Musiker, die sich beide für den Umweltschutz einsetzen, versuchen auch mit der Band umweltbewusst zu reisen. «Wir geben unser Bestes, versuchen, Flugzeuge so gut es geht zu vermeiden und mit Zügen zu fahren», sagt Dixgård, der vor allem den Konsum als Problem der Menschheit sieht. «Das Plastik zum Beispiel ist so sinnlos. Die Supermärkte in Schweden prahlen damit, dass sie jetzt Papiertüten haben und das ist natürlich gut, aber dann gehst du in den Laden und es ist nur Plastik überall. Es zerstört die Erde. Auch auf Festivals wäre weniger Plastik eine gute Sache.»

«Betrunken sein funktioniert nicht»

Mando Diao existieren seit über 20 Jahren, die Band hatte in dieser Zeit auch einige Ausstiege von Musikern zu verzeichnen, allen voran Gustaf Noréns im Jahr 2015. «Um ehrlich zu sein, waren alle Veränderungen gut», blickt Dixgård zurück. «Gustafs Abschied war zum einen schwierig, weil wir eine lange Zeit eine enge Beziehung hatten. Zum anderen hatten wir uns aber extrem auseinanderentwickelt. Unsere jetzige Besetzung ist die Beste, die wir je hatten und an der wir festhalten. Das Dreamteam.» Für ihn sei es die perfekte Besetzung, ergänzt Heikinpieti. «Damals haben Björn und Gustaf die Songs zusammen geschrieben, heute ist es offener für die ganze Band, etwas zu kreieren und kreativ zu sein.»

Nicht nur die Besetzung, auch die Rituale der Band haben sich in den Jahren verändert. «Früher haben wir Rum getrunken und ein paar wirklich schlechte Shows gespielt», erklärt der Frontmann. «Ich musste mich mal bei unserer Crew entschuldigen, weil ich so betrunken war und in CJs Mikrofon gesungen oder mit falschen Songs begonnen habe. Heute gilt: zwei Bier oder ein Glas Wein, mehr nicht. Wir müssen unsere Energie sparen und spielen lieber Videospiele.» «Betrunken sein, das funktioniert nicht», sagt auch Heikinpiet. «Wir wollen nicht rausgehen und die Fans enttäuschen. Wir nehmen das ernst. Sie bezahlen viel Geld für die Tickets.»

Im Februar veröffentlichte Björn Dixgård seine erste Solosingle «Higher», der Titelsong der Dramaserie «Limbo». «Es ist für mich nur ein weiteres Forum für all die Musik, die wir machen, für die nicht einmal in Mando Diao genug Platz ist», erklärt der Sänger, der ein ganzes Soloalbum plant. «Es ist eine Seite von mir, die ich ein wenig erforschen und sehen möchte, was passiert.» Auswirkungen auf seine Band habe dies aber nicht. Für diese wünsche er sich, «dass die Leidenschaft, die wir für die Kreativität und die Musik haben, einfach weiterbrennt, weil sie stark ist. Und ich hoffe, dass wir alle gesund bleiben, das ist das Wichtigste.»

Von spot on news AG am 28. April 2023 - 18:15 Uhr