Am Sonntag, dem 10. Dezember 2023, gehen die beiden Kult–«Tatort»–Ermittler Boerne und Thiel ab 20:15 Uhr zum insgesamt 44. Mal gemeinsam in Münster auf Verbrecherjagd. Dabei bleiben sie sich einmal mehr treu: «Der Mann, der in den Dschungel fiel» ist erneut ein herrlich extravaganter Krimi, der in vielen Szenen und Dialogen der gewohnten Krimi–Comedy aus Münster ausreichend Raum darbietet.
Das Besondere an dem neuesten Fall mit Axel Prahl (63) und Jan Josef Liefers (59): Ihnen wurde mit Detlev Buck (61) ein Schauspieler als Episodenhauptrolle an die Seite gestellt, der bisher immer durch seine Originalität in Erscheinung trat – sowohl als Darsteller als auch als Filmemacher. Das scheint auf dem Papier und auf den ersten Blick wie die Faust aufs Auge zum Münster–«Tatort» zu passen. Doch zu seiner exaltierten Rolle später mehr.
Darum geht's im «Tatort: Der Mann, der in den Dschungel fiel»
Kriminalhauptkommissar Frank Thiel (Prahl) sieht sich im «Tatort: Der Mann, der in den Dschungel fiel» mit einer ungewöhnlichen Situation konfrontiert: Anstatt einen Mordfall zu lösen, steht er diesmal vor der Aufgabe, einen zu verhindern. Währenddessen engagiert sich der Rechtsmediziner Professor Karl–Friedrich Boerne (Liefers) als Förderer der Künste, während seine Assistentin Silke Haller (ChrisTine Urspruch, 53) gemeinsam mit Kommissar Mirko Schrader (Björn Meyer, 34) auf Beweissuche geht, um dem potenziellen Täter schon vor der Tat das Handwerk zu legen.
Der Auslöser dieser Ereignisse ist Stan Gold (Buck), ein früher für verschollen gehaltener Sohn von Münster, der nach einem Flugzeugabsturz aus den Tiefen des Dschungels Paraguays nach vielen Jahren zurück in seine Geburtsstadt kommt. Gold hat sich nicht nur als gefeierter Schriftsteller etabliert, sondern ist auch zum Stadtschreiber von Münster (dank Boerne) ernannt worden – und er ist zudem ein alter Schulkamerad von Thiel. Das Sonderbare: Früher war der Künstler als Hotte Koslowski bekannt. Ein eher einfältiger Junge und durchschnittlicher Schüler, der nicht gerade als von der Muse geküsst auffiel.
Doch Golds Triumph als Schauspieler wäre beinahe extrem kurzlebig gewesen, hätte Professor Boerne nicht mutig eingegriffen, der ihm dank seines beherzten Einsatzes das Leben in letzter Sekunde rettet. Denn kurz nach seiner Ernennung zum Stadtschreiber erleidet Gold einen beinahe tödlichen anaphylaktischen Schock. Ein Unfall? Ein Mordanschlag? Oder steckt was völlig anderes dahinter? Dieser Vorfall ist nur der Beginn einer Reihe dramatischer Geschehnisse, in die Stan Gold verstrickt wird, der immer absurdere Erklärungen für die Vorkommnisse findet...
Lohnt sich das Einschalten?
Ja, alleine schon wegen Detlev Buck. Sowohl die Rolle als auch die Interpretation des skurrilen Stan Gold passt wie angegossen auf den Kult–Filmemacher Buck, der im neuesten Münster–Krimi tatsächlich seinen allerersten (echten) Einsatz als Schauspieler im «Tatort»–Universum liefert. Zwar inszenierte er 2020 den legendären Udo–Lindenberg–«Tatort: Alles kommt zurück» mit Maria Furtwängler (57) in der Hauptrolle als Regisseur. Er selbst war aber nur für wenige Minuten in einem Mini–Auftritt dort zu sehen und kann damit getrost als «Tatort»–Neuling bezeichnet werden.
Jetzt schlüpft er erstmals in eine tragende Episodenhauptrolle und ergänzt mit seiner Art des Schauspiels und seiner ganzen Erscheinung das manchmal bizarr anmutende Münster–«Tatort» mit den nicht weniger kruden Hauptcharakteren Boerne und Thiel ideal. Das eingespielte Duo Lafers und Prahl entpuppt sich mit Buck wie ein massgeschneidertes Team, das für Fans der Comedy–Crime–Ausgabe innerhalb der «Tatort»–Reihe eigentlich Lust auf mehr macht. Fast schon schade, dass es aller Voraussicht nach bei einer einmaligen Sache bleiben wird.
Der eigentliche Fall rückt aufgrund der geballten Schauspielpräsenz der Protagonisten ein wenig in den Hintergrund, das tut dem Vergnügen aber überhaupt keinen Abbruch. Der Plot von «Der Mann, der in den Dschungel fiel» führt den Zuschauer mit einigen Spannungskurven souverän durch die 90 Minuten Sonntagabend–Krimi. Einziges Manko: Man ahnt früh, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln wird. Echte Aha–Effekte hält dieser «Tatort» nicht bereit, unterhält aber dennoch spielend leicht.