Der Sommerurlaub ist gerade erst vorbei, doch das Fernweh weiterhin ungebrochen? Dann kommt diese Heimkino–Premiere gerade recht. Mit dem zweiten Teil von Denis Villeneuves (56) Science–Fiction–Epos «Dune» landet ab dem 6. September wahlweise via Sky oder Wow der optisch beeindruckendste Eskapismus dieses Kinojahres im Wohnzimmer. Die Fortsetzung der Verfilmung von Frank Herberts (1920–1986) Auftaktroman «Der Wüstenplanet» ist Opulenz pur, die massiv von der harten Arbeit des Vorgängers profitiert – und einige erzählerische Minenfelder gekonnt zu umschiffen weiss.
Zwischen Rachegelüsten und Retterkomplexen – darum geht es
«Dune: Teil 2» setzt unmittelbar an die Geschehnisse des Vorgängers an: Der junge Paul Atreides (Timothée Chalamet, 28) wurde kurz nach der Ankunft auf dem harschen Wüstenplaneten Arrakis Zeuge einer Intrige galaktischem Ausmasses: Das gesamte Haus Atreides ist soeben im Zuge eines Komplotts des Imperators (Christopher Walken, 81) und der barbarischen Harkonnen abgeschlachtet worden. Einzig Paul und seine Mutter Lady Jessica (Rebecca Ferguson, 40) scheinen dem Blutbad, das seinen Ursprung im Kampf um die mächtige wie lukrative Droge Spice fand, entkommen zu sein.
Ihre Lage ist dennoch kaum besser: Zwar wurden sie inmitten der tödlichen Wüste von einer Gruppe der einheimischen Fremen aufgenommen. Die meisten der Ureinwohner stehen den vermeintlichen Invasoren aber höchst skeptisch gegenüber und würden sie am liebsten den riesigen Sandwürmern zum Frass vorwerfen. Einen Verbündeten finden sie ausgerechnet mit Fremen–Anführer Stilgar (Javier Bardem, 55), der in Paul die Inkarnation des Lisan al Gaib sieht – eines messianischen Retters. Paul selbst treibt hingegen zunächst nur eines an: Er will Rache an Baron Vladimir Harkonnen (Stellan Skarsgård, 73) und dessen Gefolgsleuten nehmen. Sein Glück: Auch auf Arrakis verbindet nichts so sehr wie ein gemeinsamer Feind...
Jeder Frame hat Poster–Qualität
Schon nach dem Kinostart im Februar deutete sich an, dass es schwer ist, sich der Faszination von Arrakis zu entziehen. Nur drei Filme konnten 2024 bislang weltweit mehr Zuschauer ins Kino locken, unter Sci–Fi–Streifen suchte man derweil vergebens nach Konkurrenz für «Dune: Teil 2». Dabei hatte es nicht nur für Jubelstürme gesorgt, als rund drei Jahren zuvor der Abspann des Vorgängers über die Leinwand gerollt war. Schliesslich endete der Auftakt der inzwischen als Trilogie geplanten Sci–Fi–Reihe in der Tat ziemlich antiklimaktisch und genau zu einem Zeitpunkt, an dem die Geschichte an Fahrt aufnahm.
Von der harten Arbeit des Auftaktfilms profitierte aber umso mehr die Fortsetzung: «Dune» kümmerte sich darum, den Zuschauern die ungemein komplexe Sci–Fi–Welt, die Autor Frank Herbert vor rund 60 Jahren ersann, an die Hand zu geben. «Dune: Teil 2» erntet nun die Früchte und streicht rückwirkend einige Kritikpunkte, die an Teil eins lautgeworden waren.
Das liegt nicht nur daran, dass es nach der ausführlichen Exposition in Teil eins nun von der ersten bis zur letzten der rund 170 Minuten Schlag auf Schlag geht. Auch «Dune: Teil 2» gönnt sich ruhige Momente, dank derer das Schlachtengetöse erst so richtig zur Geltung kommt. «Dune: Teil 2» kann zu einer beliebigen Sekunde angehalten werden – das Standbild würde ein vorzügliches Poster ergeben. Einen schöneren Film, der zugleich mit bildgewaltigeren Schauwerten gekonnt für Immersion sorgt, wird es dieses und wohl viele weitere Jahre nicht geben.
Einen schmalen Grat gekonnt abgeschritten
Dass in Person von Paul Atreides ein Mitglied der herrschenden Klasse zum Heilsbringer der unterdrückten Masse wird, ist eine problematische Narrative. «Dune» schafft es aber auf clevere Weise darzulegen, wie ausgerechnet die über Jahrhunderte kultivierte Mär vom Erlöser überhaupt erst dafür sorgte, die Bevölkerung des Wüstenplaneten zu unterjochen. Es mag zwar stimmen: «Wer das Spice kontrolliert, kontrolliert das Universum». «Dune: Teil 2» legt jedoch nahe, wie religiöse Manipulation im Hintergrund bestimmt, wer letztendlich das Sagen hat.
Hauptdarsteller Timothée Chalamet vermag es gekonnt, die Mischung aus Rachegelüste, ungewollte Heldenverehrung, Trauer um gefallene Freunde und Liebe für neue Verbündete in sich zu vereinen. Ebenso wie Rebecca Ferguson legt sein Schauspiel aber auch nahe, dass es ein schmaler Grat ist, ehe aus hehren Absichten opportunistische Manipulation werden kann. Kurzum: Paul Atreides wird in «Dune: Teil 2» ein komplexer Facettenreichtum verliehen.
Das genaue Gegenteil ist beim neuen grossen Schurken Feyd–Rautha Harkonnen der Fall. In David Lynchs (78) Verfilmung von 1984 schlüpfte hierfür noch Sting (72) in die Rolle – und seinen ikonischen Space–Speedo. In der Neuauflage ist es «Elvis»–Darsteller Austin Butler (33), der sich von seiner bösesten Seite zeigen darf – er tut dies mit diebischer Freude und besser gekleidet als Sting, dafür komplett kahlgeschoren.
Das «Dune»–Universum wächst und wächst
Mit dem dritten Teil, der sich an Herberts Roman «Der Herr des Wüstenplaneten» orientieren wird, soll in derzeit noch unbestimmter Zeit die Filmtrilogie von Villeneuve abgeschlossen werden. Neues aus dem «Dune»–Universum wird es aber noch in diesem Jahr geben. Für Ende 2024 ist die Serie «Dune: Prophecy» angekündigt worden.
Diese wird sich rund 10.000 Jahre vor den Geschehnissen rund um Paul Atreides zutragen und die Gründung der mysteriösen Sekte der Bene Gesserit zum Thema haben. Das Schauspieler–Ensemble umfasst unter anderem Emily Watson (57), Mark Strong (61) sowie Olivia Williams (56), wie «Dune: Teil 2» wird auch «Dune: Prophecy» hierzulande ihre Premiere bei Sky und Wow feiern. Ein genaues Datum ist hierbei aber noch nicht bekannt.