Der ehemalige südafrikanische Paralympics–Champion Oscar Pistorius (37) ist rund elf Jahre nach dem Mord an seiner damaligen Freundin Reeva Steenkamp (1983–2013) wieder auf freiem Fuss. Wie unter anderem die britische Zeitung «The Sun» berichtet, wurde er am Freitag auf Bewährung aus der Haft entlassen. Im November hatte Pistorius einen entsprechenden Antrag gestellt, dem stattgegeben wurde. Der Ex–Sportler büsste seine Strafe in der Haftanstalt in Atteridgeville, einem Vorort von Pretoria in Südafrika, ab. Er sass rund die Hälfte seiner Haftstrafe ab. Die Bewährung läuft bis zum 5. Dezember 2029.
Nach mehreren Verfahren sah es ein Gericht schlussendlich als erwiesen an, dass Pistorius am Valentinstag 2013 absichtlich Steenkamp mit mehreren Schüssen durch eine geschlossene Badezimmertür tötete. Die Richter verurteilten ihn zu 13 Jahren und 5 Monaten Gefängnis. Im März 2023 scheiterte eine vorzeitige Haftentlassung. Die nun ausgesprochene Bewährung erfolgt unter strengen Auflagen. Wie die zuständige Behörde mitteilte, müsse der als «Blade Runner» bekannte Pistorius ein Programm zur Resozialisierung durchlaufen, dürfe seinen Wohnort Waterkloof nur mit Erlaubnis verlassen und stehe «unter ständiger Aufsicht».
Es werde ihm ausserdem ein Bewährungshelfer zur Seite gestellt, er dürfe keinen Alkohol trinken und keine Interviews geben. Für Pistorius würden die identischen Regeln wie für alle anderen Straftäter auch gelten, liess ein Behördensprecher mitteilen. Wie zudem ein Sprecher der Opfer–Familie erläuterte, werde Pistorius gemeinnützige Arbeit leisten sowie eine Therapie für Gewalttäter und ein Anti–Aggressionstraining absolvieren.
Oscar Pistorius beteuerte stets, dass es sich um einen Unfall gehandelt habe
Pistorius bestritt nie, die Schüsse auf Steenkamp abgegeben zu haben. Er habe seine Lebensgefährtin jedoch für einen Einbrecher gehalten, der sich im Badezimmer verschanzt habe. Er wollte demnach Steenkamp nie verletzen, bei dem Vorfall handele es sich um einen tragischen Unfall. Zunächst wurde Pistorius 2014 nur wegen fahrlässiger Tötung für schuldig gesprochen. Nachdem die Staatsanwaltschaft ein Berufungsverfahren eingeleitet hatte, verurteilte ihn ein neues Gericht 2015 wegen «Mordes mit verminderter Tötungsabsicht». Wegen mildernder Umstände wurde die Strafe zunächst auf sechs Jahre festgesetzt, 2017 wurde diese in einem neuen Verfahren dann auf das endgültige Strafmass angehoben.
Pistorius, dem aufgrund einer Fehlbildung beide Beine unterhalb der Knie im Alter von elf Monaten amputiert wurden, gilt bis heute als einer der erfolgreichsten und schillerndsten Paralympics–Sportler der Geschichte. Bei den Spielen in Athen, Peking und London konnte er insgesamt sechs Goldmedaillen in unterschiedlichen Sprint–Disziplinen gewinnen. Zudem hielt er lange Zeit die Weltrekorde im 100– und 200–Meter–Lauf in seiner Startklasse. Über 400 Meter lief bis heute niemand schneller als Pistorius. 2012 nahm er als erster beinamputierter Sportler sogar an den regulären Olympischen Spielen in London teil.