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Musical-Star feiert runden Geburtstag

Für immer Mary Poppins: Julie Andrews wird 90 Jahre alt

Ihre Stimme verzauberte Generationen: In «Mary Poppins» und «The Sound of Music» wurde Julie Andrews zur unvergesslichen Legende. Doch die Schauspielerin ist viel mehr als nur «die gute Fee von Hollywood». Am 1. Oktober wird sie 90 Jahre alt.

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Julie Andrews wird am 1. Oktober 90 Jahre alt.
Julie Andrews wird am 1. Oktober 90 Jahre alt. imago/ABACAPRESS

Sie ist eine der letzten lebenden Legenden des klassischen Hollywood–Kinos: Am 1. Oktober 2025 feiert Dame Julie Andrews ihren 90. Geburtstag. Für Generationen von Zuschauerinnen und Zuschauern bleibt sie unvergessen als die zauberhafte Nanny, die mit ihrem Regenschirm durch die Lüfte schwebt, oder als Maria, die singende Gouvernante in den Alpen. Doch die Schauspielerin ist weit mehr ist als das Image der perfekten Kindermädchen–Figur.

Kindheit als Musicalstar

Geboren am 1. Oktober 1935 in Walton–on–Thames als Julia Elizabeth Wells, wuchs sie während des Zweiten Weltkriegs in England auf. Es war ihr Stiefvater, der ihre aussergewöhnliche Stimme entdeckte – schon mit neun Jahren bewegte sie sich über vier Oktaven. «Little Julie» wurde daraufhin Teil der Vaudeville–Show ihrer Eltern und reiste mit ihnen durchs Land. Mit nur zwölf Jahren trat sie dann in Musicals wie «Starlight Roof» oder «Humpty Dumpty» bereits öffentlich in London auf.

Als Teenagerin musste Andrews die Familie schliesslich komplett allein versorgen, da ihr Stiefvater Alkoholiker war. «Wir brauchten dringend Geld. Also tourte ich, als ich etwa 15 war, allein durch ganz England, immer wieder und wieder», erinnerte sie sich im Gespräch mit «CBS News». Damals glaubte die junge Schauspielerin nicht an ihren Erfolg: «Ich machte es, weil es half und ich es musste. Als Teenager dachte ich: ‹Wofür ist das alles? Wohin wird es führen?› Und dann öffnete sich plötzlich die Welt.»

Mit 19 Jahren kam schliesslich der Ruf an den Broadway – ohne, dass Julie Andrews jemals Schauspielunterricht genommen hatte. Sie spielte die Hauptrolle in «The Boy Friend», ein Jahr später folgte der Sensationserfolg «My Fair Lady» (1956). Die Rolle der Guinevere in «Camelot» wurde ihr 1960 eigens auf den Leib geschrieben.

Die singende Nanny

Dadurch wurde auch Walt Disney (1901–1966) persönlich auf sie aufmerksam, der in der jungen Britin seine Mary Poppins erkannte. Der Disney–Gründer formte aus Julie Andrews ein Idol. Am 27. August 1964 kam «Mary Poppins» in die Kinos und spielte über 100 Millionen US–Dollar ein. Die Rolle als zauberhafte Nanny in dem aufwendigen Disney–Musical war Andrews' allererster Spielfilmauftritt überhaupt: Noch 1964 hatte Produzent Jack Warner sie für die Verfilmung von «My Fair Lady» übergangen und sich für die bekanntere Audrey Hepburn (1929–1993) entschieden. Doch Disney glaubte an sie – und sollte recht behalten. 1965 stand Andrews strahlend mit dem Oscar als beste Hauptdarstellerin auf der Bühne.

Ein Jahr später folgte «The Sound of Music – Meine Lieder, meine Träume» – wieder als bezauberndes Kindermädchen, diesmal in Österreich. Der mit fünf Oscars gekrönte Hollywoodfilm mit Liedern wie «Do–Re–Mi» wurde besonders in den USA zum Kultklassiker.

Mehr als nur die singende Nanny

Doch Julie Andrews wollte nie nur «die gute Fee von Hollywood» sein. In den Folgejahren suchte sie sich bewusst Rollen, die sich vom Musical–Zuckerguss unterscheiden: 1966 spielte sie in Alfred Hitchcocks Politthriller «Der zerrissene Vorhang» an der Seite von Paul Newman (1925–2008). Ihr zweiter Ehemann Blake Edwards (1922–2010), Regisseur der «Pink Panther»–Reihe, besetzte sie ab 1970 ebenfalls in konträren Rollen: In «Darling Lili» wurde sie beispielsweise zur Spionin, in «Die Frucht des Tropenbaumes» (1974) zur Beamtin des Innenministeriums – und mit «Victor/Victoria» (1982) zur Queer–Ikone. Darin spielte sie eine Sängerin, die sich als Mann ausgibt, der wiederum eine Frau imitiert.

Verlust ihrer Singstimme

Parallel begeisterte Andrews Zuhörerinnen und Zuhörer auf der ganzen Welt mit ihren Konzerten. Bis 1997: Nach einer verpfuschten Operation wegen «Knötchen» an den Stimmbändern verlor sie beinahe ihre berühmte Stimme. «Man hat mir damals mein grösstes Talent geraubt», betonte sie 2004 im Gespräch mit dem «stern». Die rechtliche Auseinandersetzung mit den behandelnden Ärzten endete im September 2000 mit einem Vergleich.

Vier Jahre nach dem Eingriff meldete sich Julie Andrews, inzwischen von Queen Elizabeth II. (1926–2022) in den Adelsstand erhoben und seitdem eine «Dame», mit der romantischen Komödie «Plötzlich Prinzessin» an der Seite von Anne Hathaway (42) zurück. Dafür konnte sie auch erstmals wieder einen Song besteuern, allerdings nur mit einer Oktave. Am 8. Mai 2010 wagte sie in der Londoner O2–Arena dann ein Comeback als Sängerin, begleitet vom Royal Philharmonic Orchestra. 20.000 Fans feierten sie mit Ovationen. Bis heute hat Andrews ihre volle Singstimme aber nicht zurückerlangt.

Sprechrollen und Kinderbücher

Ebenfalls seit 2010 ist Julie Andrews kaum noch in Kinofilmen zu sehen. Stattdessen konzentriert sie sich auf Sprechrollen: Unter anderem war sie in den «Shrek»–Filmen und bei «Ich – Einfach Unverbesserlich» zu hören. Seit 2020 ist sie zudem in der Netflix–Erfolgsserie «Bridgerton» im Original die Stimme der geheimnisvollen Lady Whistledown.

Ihre neue Stimme fand Andrews aber auch als Kinderbuchautorin. Gemeinsam mit ihrer Tochter Emma Walton Hamilton (62) – insgesamt hat sie fünf Kinder, zwei davon sind Stiefkinder und zwei adoptiert – hat sie mittlerweile 35 Bücher veröffentlicht.

Mit 90 Jahren bleibt Julie Andrews also eine Ikone – nicht nur als Mary Poppins, sondern als Künstlerin, die sich immer wieder neu erfunden hat.

Von SpotOn vor 5 Stunden