H.P. Baxxter (60), Jay Frog (47) und Marc Blou (24) veröffentlichen am 22. März das neue Scooter–Album «Open your mind and your trousers». Ab Ende März geht das Trio zudem auf grosse «Thirty, Rough and Dirty»–Jubiläumstour, auf der sie unter anderem in Stuttgart (28.3.), Hamburg (30.3.), Berlin (9.4.) oder München (11.4.) 30 Jahre Scooter feiern werden. Seit vergangenem Jahr ist die EDM–Band mit neuer Konstellation am Start, Jay Frog kehrte zur Gruppe zurück, Marc Blou ist neu mit dabei.
Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news verrät H.P. Baxxter, inwiefern sich die Band dadurch verändert hat, wie er auf seine musikalischen Anfänge zurückblickt, wie er sich auf ein Scooter–Konzert vorbereitet und was die Fans von der Jubiläumstour erwarten können.
Das neue Album heisst «Open your mind and your trousers». Was steckt hinter dem ungewöhnlichen Titel?
H.P. Baxxter: Ich sammle immer gerne Ideen für Textzeilen, die schreibe ich mir unterwegs ins Handy. Manchmal fällt einem dann eben so Quatsch ein (lacht). Im Kopf hatte ich «Open your mind», mit dem ich gerne was machen wollte. «Open your mind and your trousers» war wie eine Eingebung. Aus der Zeile für den Song «Rave and Shout» wurde dann der Albumtitel. Ich fand, er klingt verrückt, witzig und ein bisschen provokant – ein perfekter Name für eine Scooter–Platte.
Auf dem Album gibt es den Titel «Berliner Luft». Ist es eine Hommage an die Hauptstadt?
H.P. Baxxter: Auf jeden Fall. Die Idee ist entstanden, als ich mit ein paar Leuten ein richtiges Berlin–Wochenende hatte und wir durch die Clubs gezogen sind. Das finde ich immer ganz toll. Irgendwie kam mir das mit der Zeile «Luft Luft Luft», die gut zu einer Bass Drum passt.
Apropos Clubnächte. Im Backstage wird bei Scooter–Konzerten auch gerne gefeiert?
H.P. Baxxter: Bei einer Tournee ist es natürlich schwierig, wenn du viele Shows hintereinander hast, die immer knapp zwei Stunden gehen, dann noch bis morgens um fünf irgendwo abzuhängen. Da beschränkt sich das meistens wirklich auf den Backstage–Raum, wo wir ein Warm–up machen und nach der Show noch ein bisschen zusammen sind. Wenn wir allerdings einen Off Day ohne Konzerte haben, gehen wir natürlich auch aus. Das macht immer noch grossen Spass. Auch bei den Festivals im Sommer ist es einfacher, da ist der Auftritt meistens nur so eine Stunde, da bleibt noch ein bisschen mehr Zeit, um zu feiern.
Die Konstellationen in der Band haben sich im Laufe der Jahre immer wieder verändert. Hat sich dadurch auch die Stimmung verändert?
H.P. Baxxter: Nein, der Vibe, dieser Spirit, ist bei Scooter immer geblieben. Und dazu gehört eben auch dieser Partyfaktor. Das liegt in der Natur der Sache, dass wir, bevor wir auf die Bühne gehen, uns schon mal ein bisschen aufwärmen mit dem entsprechenden Sound dazu. Ich höre meistens die neuesten DJ–Sets, die ich gut finde, mit voller Lautstärke, dann bin ich richtig in der Stimmung, dann geht es raus und auf die Bühne.
Mit «Hyper Hyper» hat der grosse Scooter–Erfolg 1994 begonnen. In der Doku «Fck 2020 – Zweieinhalb Jahre mit Scooter» erklärten Sie, dass ein Höhenflug gar nicht drohte, da die Band auch immer Gegenwind bekommen hat. Wie blicken Sie heute auf Kritiker?
H.P. Baxxter: Wenn es mal einen Verriss gab, hat mich das noch nie gross aus dem Gleichgewicht gebracht (lacht). Wenn man merkt, jemand hat sich Gedanken gemacht oder war vielleicht sogar in der Show und schreibt dann ein paar spitze Bemerkungen, finde ich es selber amüsant und kann gut damit leben. Aber natürlich freue ich mich, dass kritische Stimmen seltener geworden sind und doch so viele das gut finden oder auch mal positiv schreiben.
In Ihren musikalischen Anfängen haben Sie sogar mit Ihrer Schwester Musik gemacht...
H.P. Baxxter: Das ist tatsächlich lange her und es war nur eine kurze Phase. Ich fand es damals irgendwie ganz passend und cool mit unserer Band Celebrate the Nun. Da gab es ja auch im New–Wave–Bereich so einige Beispiele wie die Thompson Twins. Aber es war im Endeffekt nicht so das Ding meiner Schwester, sie wollte lieber was anderes machen.
In der Doku kommt auch zur Sprache, dass frühere Bandkollegen in der Vergangenheit durchaus damit zu kämpfen hatten, dass Sie alleine als Scooter angesehen werden. Wie ist das heute mit Jay Frog und Marc Blou?
H.P. Baxxter: Früher gab es da manchmal Stress, das stimmt, aber das konnte ich nicht immer beeinflussen. Die Leute gehen auf einen zu und haben eben dieses Bild. Ich finde, in der jetzigen Besetzung ist es kein Problem. Im Studio arbeiten wir wirklich als Team zusammen. Marc ist noch ein Youngster, der ist noch nicht so lange im Geschäft, ist aber sehr talentiert und schnell am Rechner. Auch Jay, der in früheren Jahren schon mal dabei war, ist auf die Technik und auf die Keyboards fokussiert. Was den Live–Sektor angeht, machen sie die Show schon mit, aber sie sind weniger an dem Starleben interessiert und wollen das nicht so ausleben.
Was können denn die Fans auf der «Thirty, Rough and Dirty»–Jubiläumstour erwarten?
H.P. Baxxter: Wie immer haben wir uns sehr viel Mühe gegeben und sehr viele Gedanken zu unserer Show gemacht, von den Visuals, den LED–Screens bis zu den Tänzerinnen und der Setlist. Teilweise haben wir Songs, die es schon sehr lange gibt, ein bisschen frisiert, also ein bisschen modernisiert, ohne dass sie den Charakter verlieren. Zum Beispiel haben wir «How Much Is the Fish?» oder «Call Me Mañana» im Studio noch mal überarbeitet. Ausserdem haben wir bei der grossen Auswahl an Songs versucht, ein paar Sachen wie «We Are the Greatest» mit reinzunehmen, die wir lange nicht gespielt haben. So ist jetzt eine runde Sache draus geworden.
Scooter hat einige Klassiker im Repertoire. Gibt es Lieder, die Sie nicht mehr spielen würden?
H.P. Baxxter: Gar nicht mehr würde ich nicht sagen. Bei so etwas wie «How Much Is the Fish?» von 98, das in jedem Set von uns ist, dachte ich wie gesagt schon, dass wir mal ein paar Sachen verändern müssen, weil es sonst nach so einer langen Zeit ein bisschen angestaubt und oldschool klingt. Die modernen Songs, die wir heute machen, haben einfach noch mehr Bums und sind noch dynamischer. Das haben wir jetzt angeglichen und dann macht es auch wieder mehr Spass, die alten Songs zu spielen.
Es gibt viele eingefleischte Scooter–Fans. Sind in den Jahren noch welche dazugekommen, wie hat sich Ihr Publikum verändert?
H.P. Baxxter: Ich habe das Gefühl, dass wir sehr viel junge Fans haben, gerade wenn ich an England denke. Dort gibt es auch ein anderes Ausgehverhalten als in Deutschland. Die Leute heiraten mit Anfang 20 und sind dann raus, die gehen nicht mehr weg oder auf irgendwelche Raves. Insofern ist das Publikum da so zwischen 18 und 23. In Deutschland oder auch anderen Ländern ist es sehr gemischt, gerade bei unseren Tourneen. Da hast du von 12 bis 70 aufwärts alles dabei (lacht).