Jennifer Siebel Newsom (48), eine Dokumentarfilmerin und Schauspielerin, die mit dem kalifornischen Gouverneur Gavin Newsom (55) seit 2008 verheiratet ist und mit ihm vier gemeinsame Kinder hat, trat am Montag als vierte Anklägerin gegen Harvey Weinstein (70) in dessen Prozess wegen sexueller Nötigung in den Zeugenstand.
Laut «The Hollywood Reporter» beschrieb Siebel Newsom sich während ihrer rund zweieinhalbstündigen Aussage als relativ unbekannte Schauspielerin, als sie Weinstein 2005 auf dem Toronto International Film Festival kennenlernte. Er sei damals ein «Königsmacher» und an der «Spitze der Branche» gewesen. Auf die Frage, ob sie ihn im Gerichtssaal in der Innenstadt von Los Angeles, Kalifornien, gesehen habe, brach sie in Tränen aus, bevor sie «ja» ins Mikrofon flüsterte und in seine Richtung auf den Tisch der Verteidigung blickte. «Er trägt einen Anzug und eine blaue Krawatte, und er starrt mich an», sagte sie demnach im Zeugenstand.
Mutmassliche Vergewaltigung im Hotel
Weinstein soll Siebel Newsom im Jahr 2005 in einem Hotel in Beverly Hills vergewaltigt haben, als sie bei einem Treffen, das er arrangiert hatte, über mögliche berufliche Projekte sprechen wollten. Laut «Deadline» gab Siebel Newsom im Zeugenstand zu, dass sie nach dem Vorfall nicht zur Polizei ging, und dass sie in den Jahren seit dem angeblichen Übergriff persönlichen und politischen Kontakt zu Weinstein hatte. Am heutigen Dienstag soll sie von der Verteidigung befragt werden.
Während des Eröffnungsplädoyers hatte der Verteidiger Mark Werksman bereits behauptet, dass Weinsteins Anklägerinnen lügen, wenn sie sagen, dass sie vergewaltigt wurden. Er sagte, Siebel Newsom wäre «nur ein weiteres Dummchen, das mit Harvey Weinstein geschlafen hat, um in Hollywood weiterzukommen», wenn sie nicht mit dem Gouverneur verheiratet wäre.
Die Ehefrau des Politikers, der sich vergangene Woche eine zweite Amtszeit als Gouverneur sicherte, gab sich in einer Erklärung ihres Anwalts im Oktober als eine der vier unter dem anonymisierten Namen «Jane Doe» geführten Anklägerinnen zu erkennen.
Was droht Harvey Weinstein noch?
Harvey Weinstein verbüsst wegen diverser Sexualvergehen bereits eine 23-jährige Haftstrafe. In Los Angeles hat im Oktober ein zweiter Missbrauchsprozess gegen den 70-Jährigen begonnen. Laut der Anklage habe Weinstein fünf mutmassliche Opfer zwischen 2004 und 2013 in Hotels in Beverly Hills und Los Angeles sexuell angegriffen.
Bei einer Verurteilung drohen Weinstein mehr als 100 Jahre Haft. Laut Staatsanwalt Paul Thompson brachten die mutmasslichen Opfer die damaligen Übergriffe nicht zur Anzeige, da «sie fürchteten, dass er ihre Karrieren zerstören könnte». Das meldete die «New York Times». Insgesamt acht mutmassliche Opfer werden in dem Prozess anonym aussagen.
Vor fünf Jahren mündeten die Enthüllungen rund um den Filmproduzenten in die #MeToo-Bewegung. Innerhalb weniger Wochen nach den ersten Veröffentlichungen hatten sich fast 90 Frauen gemeldet und Weinstein unangemessenes Verhalten und sexuelle Gewalt vorgeworfen.