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Neues Album «Traces» erscheint

Michael Patrick Kelly: Neuer Song mit Geschwistern ist «ein Geschenk»

Michael Patrick Kelly meldet sich mit seinem neuen Album «Traces» zurück. Für den Song über seinen verstorbenen Vater holte er seine Geschwister ins Studio. Die erste gemeinsame Aufnahme mit der Kelly Family seit über 20 Jahren «fühlte sich sehr vertraut an», erzählt er im Interview.

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Michael Patrick Kelly hat nach vier Jahren Pause ein neues Album am Start.
Michael Patrick Kelly hat nach vier Jahren Pause ein neues Album am Start. Marvin Stroeter

Michael Patrick Kelly (47) kehrt am 31. Oktober nach vier Jahren mit seinem vielleicht emotionalsten Album zurück. «Traces» heisst es, Spuren. Ein Titel, der tief in seine Familiengeschichte reicht. Es geht um den Tod seines Vaters, seinen eigenen Lebensweg und natürlich die Liebe. «Die Themen gehen schon ans Eingemachte», erklärt er im sehr persönlichen Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news.

Besonders berührend: In einem Song ist Michael Patrick Kelly nach über 20 Jahren wieder mit seinen Geschwistern zu hören, mit denen er einst als Kelly Family weltberühmt wurde. Im Gespräch erzählt er von diesem «besonderen Geschenk» und den Tränen im Studio, von einer Zeit der inneren Leere und der Hoffnung sowie der Antwort auf die Frage, welche Spuren er selbst hinterlassen möchte.

Ihr Album heisst «Traces», also «Spuren». Was bedeutet dieser Titel für Sie?

Michael Patrick Kelly: Am Tag, als mein Vater starb, hatte er ein T–Shirt an mit einem Spruch: «Viele Menschen treten in dein Leben ein, aber nur wenige hinterlassen Spuren.» Es hat mich zum Nachdenken gebracht: Welche Spuren haben Menschen in meinem Leben hinterlassen? Welche Spuren möchte ich hinterlassen, was möchte ich geben von mir? Deshalb basieren viele der Songs auf biografischen Erfahrungen. Das Album ist lebensfröhlich, aber die Themen gehen schon ans Eingemachte.

Zum Beispiel «Calcutta Angel», über Ihre Zeit in Indien.

Kelly: Ja, da war ich mit Mitte 20. Damals lebte ich in einem Schloss und hatte das, was für viele Glückssymbole sind: Vermögen und Ruhm. Ich war sehr jung am Peak des Erfolgs angekommen und hatte trotzdem eine innere Leere und Sehnsucht nach mehr. Mehr von dem, was man nicht kaufen kann. Auf der Suche nach einem tieferem Sinn bin ich nach Kalkutta geflogen und habe drei Wochen in einem Hospiz gearbeitet. Dieser Kulturschock vom Popstar–Lifestyle mit Prunk und Privatjet zu extremer Not und Armut hat mich verändert. An diesem Ort sind so besondere Dinge passiert: Ich sollte zum Beispiel im Sterbehaus singen. Die meisten Menschen lagen apathisch da, doch mit der Musik kam das Leben in viele zurück. Aus diesem Ort des Todes wurde ein Ort der Lebensfreude. Das hat mich so berührt, weil ich gemerkt habe, was Musik für Medizin sein kann. Wenn man in seinem Leben alles hat, aber trotzdem nicht weiss, was man damit anfangen soll und sich dann anderen hingibt, die in Not sind, hilft das unfassbar.

Spüren Sie diese Wirkung Ihrer Musik noch heute?

Kelly: Vor Kurzem hat mir eine Person auf der Strasse gesagt: «Wenn es deine Musik nicht gäbe, dann würde es auch mich heute nicht geben.» Das sind so Momente, da denkt man: Wow! Allein für so ein Feedback hat sich alles schon gelohnt. Ich glaube schon, dass Musik und Kunst mehr Bedeutung haben, als Entertainment. Sie helfen uns, unsere Emotionen zu spüren. Das hat etwas Heilendes, Therapeutisches. Friedrich Nietzsche hat mal gesagt: «Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum.» Ich glaube, da ist etwas Wahres dran.

Viele Ihrer Songs handeln von Hoffnung. Wie gelingt es Ihnen angesichts der weltpolitischen Lage, die Hoffnung nicht zu verlieren?

Kelly: Es gibt immer noch sehr viel Gutes, was wir nicht übersehen dürfen: die ganze Natur und Tierwelt ist voller Schönheit. Und es gibt Menschen, die ihr ganzes Leben in den Dienst und die Hilfe für andere investieren. Ich kriege das ein oder andere mit, weil ich Botschafter der Vereinten Nationen für Frieden und Gerechtigkeit bin. Was ich damals in Kalkutta für drei Wochen gemacht habe, machen andere ein ganzes Leben. Diese Menschen geben mir Hoffnung. Von denen hört man, finde ich, zu wenig in den Nachrichten. Dabei ist es das, was die Welt in sich zusammenhält. Was mir persönlich im Alltag hilft, um hoffnungsvoll zu bleiben und eine Art mentale Hygiene zu bewahren: ich mache täglich eine Dankbarkeitsübung. Ich danke für drei Dinge, die positiv und gut in meinem Leben sind.

Der Albumtitel ist von Ihrem Vater inspiriert. In «The Day My Daddy Died» singen Sie auch über seinen Tod. Wie schwer fiel Ihnen dieser sehr persönliche Song?

Kelly: Mit diesem Song wollte ich meinem Vater ein musikalisches Denkmal setzen. Über ihn wurde öffentlich auch manches Negative gesagt und ich finde, das wird ihm nicht gerecht. Er hat, als meine Mutter starb, für das Wohl seiner Kinder sehr gekämpft, und so gut er konnte versucht, die fehlende Mutter zu ersetzen. Ich musste beim Einsingen des Liedes im Studio mehrmals abbrechen, weil mir die Tränen kamen. Mit einem Kloss im Hals kriegst du halt keinen Ton raus. Ich weiss gar nicht, ob ich diesen Song live komplett durchsingen kann. Kurz vor Ende der Albumproduktion kam die Idee, ob ich nicht meine Geschwister fragen sollte, ob sie mitsingen im Chorus. Dann habe ich in einer Last–Minute–Aktion alle angerufen. Sie haben natürlich viel zu tun, aber wir haben in Tonstudios in den USA, in Irland, in Spanien und in Deutschland aufgenommen.

Wie hat es sich angefühlt, wieder mit Ihren Geschwistern zu hören zu sein?

Kelly: Das ist schon ein besonderes Geschenk, nach über 20 Jahren wieder eine Aufnahme mit meinen Geschwistern zu haben. Als ich den Chor beim Mixen im Studio gehört habe, war ich natürlich sehr berührt. Es fühlte sich sehr vertraut an. Das ist ja nicht aus einer Marketingidee entstanden, es geht hier auch nicht um eine Reunion, sondern wirklich um die Emotion des Songs, aus der Erinnerung an unseren Vater, die wir teilen. Musik war immer das Bindeglied, auch wenn sonst scheinbar alles auseinanderfiel. Meine Eltern sind die ersten Menschen, die prägende Spuren in mir hinterlassen haben. Angefangen mit meiner DNA, der Erziehung, dem sehr alternativen Lebensstil mit Reisen im Doppeldeckerbus oder auf dem Hausboot. Dieses Freiheitsideal ist etwas, was ich von meinen Eltern habe. Genau deswegen fühlt es sich richtig an, diese Spuren zu würdigen.

Es gibt aber nicht nur schwere Themen auf dem Album, sondern auch einige Lovesongs...

Kelly: Ich persönlich finde es leichter, Liebe über Musik auszudrücken. Das, was man für jemanden empfindet, kann so tief und so gross sein, dass manchmal die Worte fehlen. Deswegen verschenkt man wahrscheinlich auch Blumen oder einen Ring. Gesten und Symbole können das Gewicht der Liebe greifbarer machen.

In «Healing» oder «The Day My Daddy Died» geht es auch um dieses Zulassen von Emotionen, von Tränen. Wieso liegt Ihnen das Thema am Herzen?

Kelly: Ich schreibe Songs in erster Linie ganz zweckfrei für mich selbst. Teilweise passiert dann automatisch etwas, wie die Verarbeitung eines Themas, in dem man wachsen möchte. Ich singe zu jemandem, aber man kann viele Lyrics auch wie ein Selbstgespräch verstehen, oder wie einen Dialog mit Gott. Besonders mit dem Thema Trauer tue ich mich schwer, ich bin da eher so der «Schlucks–runter–Typ», ein Unterdrücker und lenke mich gerne ab. Aber ich habe in den letzten Jahren gemerkt, dass es wichtig ist, seine Emotionen zuzulassen. Songs wie «Healing» sind also eine Einladung, ein Trigger an mich selbst.

Sind das auch die Spuren, die Sie im Leben anderer hinterlassen wollen?

Kelly: Es geht mir nicht darum, mich irgendwo zu verewigen. Ich glaube, wenn ich versuche, zu lieben so gut ich kann und diese Liebe auch in der Musik zu transportieren, habe ich am Ende etwas richtig gemacht. In der Arbeit an meinem Album «Traces» war es mir wichtig, wahrhaftig, ehrlich und real zu sein. Man sagt ja, ein guter Song besteht aus drei Akkorden und der Wahrheit. Und wenn diese Wahrheit vom Herzen kommt, dann trifft es in der Regel auch die Herzen. Das erlebe ich vor allem auf meinen Konzerten.

Von SpotOn vor 7 Stunden