1. Home
  2. News
  3. Mike Leon Grosch: «Deutschland hat sich ausgecastet»

Neues Album «Tief»

Mike Leon Grosch: «Deutschland hat sich ausgecastet»

Der ehemalige «DSDS»–Kandidat Mike Leon Grosch veröffentlicht sein neues Album «Tief». Im Interview erzählt er, warum es ihm der Schlager angetan hat, wie es zu einem Duett mit seiner Frau kam und warum er heute von Castingshows nichts mehr hält.

Artikel teilen

Mike Leon Grosch veröffentlicht sein Album «Tief».
Mike Leon Grosch veröffentlicht sein Album «Tief». Robert-Eikelpoth

Mike Leon Grosch (46) veröffentlicht am 15. September sein neues Album «Tief». Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news erzählt der Sänger, warum er sich im Schlager besonders wohl fühlt, was der Titel seines Albums bedeutet und wie es spontan zu einem Duett mit seiner Frau Daniela kam. Zudem erklärt der «DSDS»–Finalist von 2006, warum er heutzutage nicht mehr viel von Castingshows hält.

Mit dem Titel des Albums «Tief» nehmen Sie zum einen Bezug zu dem Tiefgang, den Schlager haben kann. Welche Vorurteile sind Ihnen gegenüber Schlagermusik schon begegnet?

Mike Leon Grosch: Schlager wird oft belächelt und als wenig «Tief» empfunden. Sicherlich gibt es viele schöne Songs, die der puren Unterhaltung dienen. In der Pop–Musik ist es allerdings auch nicht anders übrigens. Da geht ja auch nicht jeder Song sinnvoll an die Nieren. Aber Schlager kann so viel mehr. Mich berührt diese Musik schon seit meiner Kindheit, als meine Mama die Platten von Roy Black oder Peter Maffay rauf und runter gehört hat.

Warum fühlen Sie sich in dem Genre besonders wohl und haben Sie Vorbilder im Schlager?

Grosch: Für mich ist es das einzige Genre in der deutschsprachigen Musik, wo Menschen wirklich tolerant mit jedem Gefühl umgehen. Ich habe die Schlagerbranche als eine Szene voller offener Arme und wenig Missgunst erlebt. Ich freue mich jedesmal, wenn ich meine freundlichen Kollegen Backstage wiedersehe und wir gemeinsam ein berührendes Konzert geben. Ich habe viele Vorbilder, allerdings nicht musikalisch. Jede Biografie ist einzigartig und kann nie nachgeahmt werden.

«Tief» bedeutet zum anderen aber auch, dass Sie sich mit aller Tiefe Ihren Fans auf dem Album offenbaren. Welchen Gefühlen haben Sie sich auf dem Album gestellt? Was möchten Sie Ihren Fans damit mitgeben?

Grosch: Es sind so verdammt schwere Zeiten da draussen. Die Welt scheint nicht mehr die gleiche zu sein und es sieht so aus, als ob wir uns alle zwischen Schwarz oder Weiss entscheiden müssten. Die Grauzonen scheinen zu verschwinden. Das macht mich sehr traurig. Menschen bauen ihre Schutzpanzer auf und verstecken sich zunehmend hinter ihren Mauern aus Angst und Vorurteilen. Ich trage meine Emotionen frei raus und möchte zeigen, dass man auch verdammt cool sein kann, wenn man ein gefühlvolles und emphatisches Leben lebt.

Seit Ihrer «DSDS»–Teilnahme sind fast 20 Jahre vergangen. Denken Sie noch oft an die Zeit zurück, welche Gefühle kommen dann bei Ihnen auf?

Grosch: Ich bin ein sehr dissoziativer Mensch. Das heisst, ich erinnere mich an jeden Tag dieser Zeit, es berührt mich aber nicht mehr. Aber vielleicht ist das auch völlig normal. Wie gut können Sie sich an einen Tag erinnern, der 19 Jahre her ist? Ich behalte diese Zeit in dankbarer und guter Erinnerung, aber es schwirrt überhaupt nicht mehr in meinem Kopf herum.

Wie finden Sie es, dass die Sendung auch 2024 weitergeht, obwohl das Ende bereits angekündigt war?

Grosch: Es gibt so einige Sendungen, die völlig aus der Zeit gefallen zu sein. Dazu zähle ich auch «Germany's next Topmodel», «Bauer sucht Frau» und eben auch «DSDS». Wir haben uns alle kaputt gelacht über zynische und vermeintlich lustige Kommentare von Jury–Mitgliedern. Aber wie witzig ist es heute noch, wenn man einem 18–jährigen Mädchen sagt: «Du kannst zwar nicht singen, siehst aber geil aus, deswegen bist du weiter...» Da bin ich raus.

2019 nahmen Sie auch am «Supertalent» teil. Was halten Sie heute von Castingshows?

Grosch: Ich glaube, Deutschland hat sich ausgecastet. Wir haben nun mittlerweile schon den besten Koch, den besten Gärtner und den besten Existenzgründer gefunden. Ich finde, es ist an der Zeit, Fernsehen neu zu denken und den Menschen viel mehr seriöses Infotainment anzubieten, als uns immer nur weiter selbst darzustellen.

2016 erlitten Sie zwei Herzinfarkte. Wie geht es Ihnen heute gesundheitlich, gibt es noch Nachwirkungen?

Grosch: Die Herzinfarkte habe ich gut überstanden. Es geht mir sehr gut heute.

Auf dem Album gibt es den Titel «Du bist alles», den sie gemeinsam mit Ihrer Frau singen. Wie kam es zu der Idee und wie läuft ein gemeinsames Arbeiten bei Ihnen ab?

Grosch: Das war purer Zufall. Ich habe den Song zuerst alleine eingesungen. Dann lief das unfertige Demo mehrere Tage hier zu Hause und meine Frau sang den Titel immer ganz laut mit. Das klang so frech und frei. Das musste sie mal im Studio einsingen, dachte ich. Im Studio klang das so dermassen gut, dass auch die Plattenfirma diesen Song dann als den stärksten Song rausgesucht hat.

Seit 2018 sind Sie liiert, seit 2021 verheiratet. Was ist das Geheimnis Ihrer Beziehung/Ehe, wie gehen Sie mit schwierigen Phasen um?

Grosch: Liebe ist Arbeit. Jeden Tag. Wer glaubt, Liebe sei immer romantisch und schön, denkt auch, in Spanien scheint immer die Sonne. Liebe muss immer ehrlich sein, sonst hast du keine Chance. Es geht um Wahrheit, jeden Tag.

Was schätzen Sie an Ihrer Frau am meisten, warum ist sie die perfekte Partnerin an Ihrer Seite?

Grosch: Meine Frau ist wie ein Magnet. Sie hat so eine starke Anziehung auf mich, das ist der Wahnsinn. Sie ist meine Heldin, menschlich der integerste Mensch, den ich jemals getroffen habe. Sie ist mein Vorbild.

Sie sind zum ersten Mal zusammen Ende August mit dem Song aufgetreten. Wie fühlt es sich an, gemeinsam auf der Bühne zu stehen? Planen Sie weitere gemeinsame Auftritte?

Grosch: Daniela ist froh, wenn der Trubel um ihre Person bald wieder vorbei ist. Jedes Mal, wenn wir für unseren gemeinsamen Song von der Bühne gehen, sagt sie immer lächelnd: «Wie kann dir so etwas Spass machen?» Sie ist so dermassen aufgeregt und kann das leider nicht so geniessen. Ich bin mir aber ganz sicher, dass das nicht der letzte Song war, den wir gemeinsam aufgenommen haben.

Welche Lebensziele wollen Sie in den kommenden Jahren verfolgen?

Grosch: Es soll noch tiefer gehen. Früher habe ich immer meine Ziele im Aussen gesucht. Da hätte ich Ihnen materielle Antworten gegeben, also Dinge, die man kaufen kann. Heute liegen meine grossen Herzensziele tief in mir. Ich möchte mich noch besser kennenlernen, wissen, warum ich Dinge tue, die ich tue und was der Ursprung war, warum ich so bin wie ich heute bin. Mein Lebensziel ist die Stille und die bedingungslose Liebe.

Von SpotOn am 15. September 2023 - 13:32 Uhr