Nadja Uhl (52) zählt zu den bekanntesten deutschen Schauspielerinnen und ist derzeit neben Jan Josef Liefers (60) mit dem Film «Alter weisser Mann» im Kino zu sehen. Womöglich hätte sie auch eine internationale Karriere hinlegen können. Doch im Interview mit «Bild» verriet sie nun, warum sie darauf bewusst verzichtet hat und welche enttäuschende Erfahrungen sie mit mächtigen Männern – und Frauen – in der Filmindustrie machen musste.
«Ich habe männliche Dominanz kennengelernt»
Sie habe während ihres Berufslebens durchaus «Idioten» kennengelernt, berichtet die zweifache Mutter. «Ich habe männliche Dominanz kennengelernt, die durch Macht und Geld begründet war, auch in Amerika. Ich weiss, dass diese Kombination sehr viel Einfluss ermöglicht.» Sie habe sich entscheiden müssen, «ob ich Teil des Spiels sein wollte oder diesen Herren stattdessen zu sagen, dass ich nicht Teil ihrer Projekte sein wollte». Das seien «heikle und auch gefährliche Momente» gewesen, die sie sehr viel Energie gekostet hätten, «gerade, wenn es um Hollywood ging».
Doch sie habe als Frau ihre Grenzen gesetzt. «Körperliche Grenzen, ideologische Grenzen und damit auch Grenzen für meine Karriere.» So habe sie sich für einen anderen Weg entschieden – und damit wohl auf eine grosse Hollywoodkarriere. «Aber nur so konnte ich in Ruhe nach Hause gehen und Kinder bekommen.»
Mit ihrem Manager Kay Bockhold hat sie zwei Töchter, die inzwischen 15 und 18 Jahre alt sind. Dass sie damals so bewusst ihre eigene Meinung vertreten konnte, führt Uhl darauf zurück, dass sie «immer autonom genug» gewesen sei. Sie habe sich stets einen Plan B erschaffen. Vielleicht liegt das auch daran, wie die Schauspielerin erzogen wurde. Ihre Familie habe auf «grösstmögliche Freiheit und grösstmögliche Liebe» gesetzt.
«Das ich Nein sagen konnte, hat mich geschützt»
Bis heute staunt die 52–Jährige darüber, dass die mächtigen Männer ihr Nein «auf eine seltsame Art» respektiert hätten. «Das kam, glaube ich, aus einer Kraft heraus, die ich durch mein Nein entwickelt habe. Dass ich Nein sagen konnte, hat mich geschützt.» Doch während ihrer Karriere erlebte sie nicht nur mit Männern, sondern auch mit mächtigen Frauen «sehr viele enttäuschende Momente». «Ich habe diesen Frauen gesagt, wie enttäuscht ich bin, dass sie sich nicht stärker für uns Frauen einsetzen. Warum sie nicht für bessere Arbeitsbedingungen sorgen und so weiter.» Uhl findet: «Am Ende ist es egal, ob es Männer sind, die sich falsch verhalten, oder Frauen. Es ist immer eine Frage des Charakters.»
Uhl wurde in Stralsund geboren und absolvierte nach dem Abitur von 1990 bis 1994 ihre Schauspielausbildung an der Leipziger Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy. Nach einigen Auftritten in Theaterstücken legte sie den Schwerpunkt auf Film– und Fernsehproduktionen. 2000 wurde sie als Beste Nachwuchsschauspielerin für den New Faces Award nominiert. Der Durchbruch gelang ihr im selben Jahr mit dem Film «Die Stille nach dem Schuss». Bekannt ist Uhl für ihre Wandelbarkeit: Neben Komödien wie «Männerherzen» beherrscht sie auch Charakterrollen – etwa als Terroristin Brigitte Mohnhaupt in «Der Baader Meinhof Komplex» (2008).