Niall Horan (29) meldet sich nach rund drei Jahren mit neuer Musik zurück. Am 17. Februar erscheint die Single «Heaven». «Der Himmel ist eine Metapher für das Hier und Jetzt, in dem alles gut ist», erklärt Horan im Gespräch mit spot on news den Titel seines neuen Songs. «Die Generationen vor uns haben uns vorgelebt, dass man in einem bestimmten Alter bestimmte Meilensteine in seinem Leben erreicht haben muss, sonst hat man versagt. Mein Leben ist gerade aber extrem gut und wenn ich auf die Gesellschaft hören würde, würde das alles zerstören.» Er versuche «immer im Moment zu leben, auch wenn das klischeehaft klingt. Ich blicke nie zu weit zurück und nie zu weit voraus.»
Die 30 ist erst der Anfang
Auf die Frage hin, was genau in seinem Leben gerade «extrem gut» laufe, antwortet das ehemalige One-Direction-Mitglied: «Alles. Seit ein paar Jahren bin ich sehr glücklich in meinem Privatleben. Das hat mir auch erlaubt, eine andere Art von Songs zu schreiben. Jedes Mal, wenn bisher ein Album entstand, hatte ich mich gerade von jemandem getrennt. Die Lieder folgten also immer einer Storyline und spielten sich in einem kleinen Szenario ab. Meine Gedanken sind jetzt grösser geworden.» Er sei in einer Phase seines Lebens, «wo ich kein Teenager und nicht mehr Anfang 20 bin, ich gehe den nächsten Schritt und entwickle mich weiter».
Der Sänger wird im September 30 Jahre alt - und blickt entspannt auf den neuen Lebensabschnitt. «Ich denke, früher hiess die 30, dass es von dort nur noch bergab geht. In der Welt, in der wir jetzt leben, sagen die Leute, dass sie ein Anfang von etwas ist und sie ihre besten Jahre in den Dreissigern erleben.» Seinen runden Geburtstag werde er gemeinsam mit einem Freund feiern, denn «wir sind nur etwa fünf Wochen auseinander. Wie gross oder klein es ausfallen wird - wir werden sehen.» Normalerweise sei er niemand, der Geburtstage ausgiebig feiert, sagt der Sänger. «Das letzte Mal war an meinem 21., den ich in Vegas verbracht habe. Heute macht es nicht mehr so viel Spass, der Kater wird immer schlimmer (lacht).»
Lockdown-Album, Tour-Frust und eine echte Bromance
Dass seine Fans drei Jahre auf Musik warten mussten, hatte einen guten Grund. «Als ich mein letztes Album veröffentlichte, hiess es, dass wir in einen Lockdown gehen und sich niemand bewegen soll. Ich war einfach nur traurig darüber, dass ich 18 Monate damit verbracht hatte, eine Platte zu machen, um dann die Füsse still zu halten und meine Tour absagen zu müssen. Das musste ich erst einmal verarbeiten», sagt Horan. Ende 2020, Anfang 2021 habe er dann ungeplant den Titelsong seines neuen Albums geschrieben. «Danach hat es weitere Monate gedauert, da ich mit einem neuseeländischen Produzenten namens Joel Little zusammenarbeiten wollte. Neuseeland war im Grunde das letzte Land auf diesem Planeten, das seine Grenzen wieder öffnete.» Nach all den Hindernissen sei er froh, endlich wieder zurück zu sein. «Ich denke, es ist das beste Zeug, das ich je gemacht habe. Ich hoffe, die Fans sehen das genauso.»
Apropos Fans: Seinen neuen Song hat Horan mit einer eigenen Webseite, auf der eine Kerze langsam herunterbrannte, und zahlreichen Teaser-Videos auf Social Media angekündigt. «Die Fans lieben es, wenn sie involviert werden und ich freue mich mit ihnen, wenn es vor der Ankündigung neuer Sachen nicht still bleibt. Ich finde es wichtig, wenn wir keine Fans hätten, wäre das alles eine Zeitverschwendung.» Er habe das Gefühl, «dass ich schon immer gut darin war, mit den Fans online zu kommunizieren. Ich liebe es, all ihre Instagram-Sachen und TikToks zu sehen.» Dabei war letztere Plattform anfangs ein Rätsel für den Musiker und sein Social-Media-Team musste ihm zur Seite stehen. «Bevor ich damit anfing, es zu benutzen, verstand ich es nicht. Jetzt bin ich davon besessen. Es ist ein viel fröhlicherer Ort als Twitter. Es ist die kreativste aller Plattformen. Sie haben die Möglichkeit, sich und ihre Talente zu zeigen und selbst bei der Erstellung der Videos kreativ zu sein - ich bin richtig schlecht darin (lacht). Für mich ist das alles immer noch neu, aber es macht so viel Spass.»
Ebenfalls in den sozialen Medien begeisterte Horan Ende 2022 seine Fans mit einem U2-Cover von «I Still Haven‹t Found What I›m Looking For», das er gemeinsam mit Kumpel Lewis Capaldi (26) aufnahm. Wird es künftig gemeinsame Musik der beiden geben? «Vor einer Weile haben wir tatsächlich Songs geschrieben. Aber so lustig unsere Beziehung auch ist und so sehr wir Freunde sind, wir sind sehr darauf bedacht, was wir veröffentlichen und würden es nicht allein der Sache wegen tun. Bis wir also nicht einen absoluten Kracher geschrieben haben, wird man nichts von uns hören.» Dass die beiden eine echte «Bromance» haben, sei «ganz natürlich» entstanden. «Die Iren und Schotten sind sich sehr ähnlich. Er ist der Typ, mit dem ich befreundet gewesen wäre, egal ob wir berühmt sind oder nicht. Unsere Freunde verstehen sich auch gut und wir verbringen viel Zeit in Pubs (lacht).»
Ein besonderes Festival und der rote Stuhl
Auf sein neues Album «The Show» (Release am 9. Juni) können sich die Fans dieses Jahr in jedem Fall freuen, die Pläne für eine mögliche neue Tour stünden hingegen noch ganz am Anfang, erklärt der Musiker. Dafür wird er eine besondere Premiere feiern: «Ich spiele auf Festivals, was ich bisher noch nie gemacht habe. Ich bin selbst ein grosser Festival-Fan und liebe es, irgendwo auf einem Feld zu stehen und einfach Musik zu geniessen, die ich die ganze Zeit höre oder neu entdecke.» Auf seinen Auftritt beim Isle of Wight Festival im Juni in seiner britischen Heimat freue er sich besonders. «Es hat so viel Geschichte, ich wollte dort unbedingt mal spielen. Und jetzt trete ich neben Robbie Williams auf? Das wird verrückt (lacht).» Auch den deutschen Fans macht Horan Hoffnung, denn für Auftritte auf Festivals hierzulande sei er ebenfalls «in Gesprächen».
Der Ire hat zudem für 2023 noch einen grossen TV-Job an Land gezogen, für den er zwischen Los Angeles und UK pendelt: Ab Anfang März ist er in der US-Version der Musikshow «The Voice» als Coach mit dabei. «Ich war tatsächlich geschockt, als sie anriefen und fragten, ob ich das machen möchte. Es ist eine riesige Show in Amerika. Aber ich wollte es machen, weil ich mit den jungen Leuten mitfühlen kann», sagt Horan, dessen ehemalige Band One Direction bei der Castingshow «The X Factor» geformt wurde. «Ich weiss genau, wie es sich anfühlt, mit grosser Angst da oben zu stehen und zu versuchen, seine beste Leistung abzuliefern.»
Seine Mit-Coaches Blake Shelton (46), Kelly Clarkson (40) und Chance the Rapper (29) habe er erst in der Show kennengelernt. «Es ist die beste Truppe, die ich mir für meine Coach-Premiere hätte vorstellen können. Wir lachen einfach die ganze Zeit.» Blake Shelton, für den die 23. Staffel die letzte sein wird, geniesse einfach die Zeit und «Chance ist ein absoluter Traum, so ein netter und entspannter Kerl. Sein Musikwissen ist Wahnsinn», schwärmt der Sänger. Und Kelly Clarkson sei «wie eine grosse Schwester und ihre Stimme ist unglaublich - ich habe mit ihr gesungen und will das nie wieder tun, das ist peinlich für mich (lacht).»
An seiner Rolle als Coach liebe er vor allem «die Auftritte zu sehen, mein Team auszuwählen und viel Zeit mit den Künstlern zu verbringen, um Songs und Arrangements auszuwählen». In der jetzigen Phase der aufgezeichneten Show müsse er sich zwischen zwei Mitgliedern seines Teams entscheiden, was ihm hingegen sehr schwerfalle. «Es ist entsetzlich. Ich kämpfe wirklich damit und kann ihnen nicht in die Augen sehen, wenn ich meine Entscheidung verkünde. Ich hoffe, dass ich diese Empathie aber nie verliere. Ich wäre sonst eine schreckliche, kaltherzige Person (lacht).»