Oliver Kahn (53) war während seiner aktiven Zeit nur nach aussen der unerschütterliche Titan. Der ehemalige Weltklasse-Torhüter und heutige Vorstand des FC Bayern München sprach bereits häufiger über Burnout und Depressionen zu Spielerzeiten in der Öffentlichkeit. Jetzt legte er im Podcast «Alles nur im Kopf» mit seinem Therapeuten Florian Holsboer (77) nach und wurde dabei ziemlich konkret. So habe er die Affenlaute und die Bananenwürfe der Fans in gegnerischen Stadien als «erniedrigend» empfunden.
Diese Geschehnisse hätten dazu beigetragen, dass er sich während seiner Karriere in medizinische Behandlung begeben habe, um mit Burnout und Depressionen umgehen zu können. An einer ganz bestimmten Szene sei er damals fast zerbrochen: Im WM-Finale Deutschland gegen Brasilien unterläuft dem ansonsten überragenden Kahn ein folgenschwerer Patzer, als er einen Schuss von Rivaldo (50) nicht festhalten konnte. Ronaldo (46) schnappte sich den Ball und schoss das vorentscheidende 1:0 in der 67. Minute.
Oliver Kahn: «Mir schauten zwei Milliarden Menschen beim Versagen zu»
«Mir schauten zwei Milliarden Menschen beim Versagen zu», sagte Kahn zu der Szene. Eine Kombination aus Scham, sein extremer Ehrgeiz, der immer weiterwachsende Erfolgsdruck gepaart mit sportlichen Misserfolgen - wie zum Beispiel auch das verlorene Champions-League-Finale 1999 gegen Manchester United - hätten ihn damals verzweifeln lassen. Mit Hilfe von Holsboer habe er sich aber aus seinem Tief herausarbeiten können. Er habe in seinem Beruf einen Weg gesucht, «neue Widerstandskraft zu entwickeln».
Kahn sprach erstmals 2017 in einer TV-Sendung über seine psychischen Probleme von einst, wenig später auch in einem Buch und 2021 ausführlich in der Dokumentation «FC Bayern - Behind the Legend»: «Depressionen, Burnout, das sind ja alles Dinge, die irgendwo zusammenspielen. Wenn man die eigene Treppe zu Hause nicht mehr hochkommt, ohne dass man oben erschöpft umfällt, dann fängt man an, sich Gedanken zu machen.»