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So lief die Show mit Jimmy Kimmel

Oscarverleihung 2024: So straff und so politisch wie selten

Nach zähem Start wurde die 96. Oscarverleihung mit Jimmy Kimmel zu einer der straffsten Shows der letzten Jahre – die zudem eine der politischsten aller Zeiten war.

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Erinnerung an den Oscar-Flitzer vor 50 Jahren: Jimmy Kimmel (l.) und John Cena.
Erinnerung an den Oscar-Flitzer vor 50 Jahren: Jimmy Kimmel (l.) und John Cena. getty/[EXTRACTED]: PATRICK T. FALLON/AFP via Getty Images

Eine Stunde früher als sonst startete die Oscarverleihung, also um 0 Uhr deutscher Zeit. Moderator Jimmy Kimmel (56) warnte aber gleich, dass die Gala trotzdem nicht früher enden wird. In seinem Eröffnungsmonolog machte er dann auch keine Anstalten, aufs Tempo zu drücken. Brav arbeitete er sich an den nominierten Filmen ab. Beginnend natürlich mit «Barbie» und «Oppenheimer» (mit sieben Oscars der Abräumer des Abends), den grössten Filmen des Jahres. Auch Sandra Hüller (45) – sprich: Huuuhhler – bekam eine Erwähnung.

Der Höhepunkt des Intros: Im (Film–)Jahr des Streikes der Schauspieler und Autoren würdigte die Show die Menschen im Hintergrund. Fahrer und Set–Arbeiter durften von der Bühne winken.

Betreutes Fernsehen mit Steven Gätjen

Die Präsentation der ersten Kategorie verlief ebenfalls zäh. Für die Verleihung des Oscars für die beste Nebendarstellerin traten ehemalige Gewinnerinnen dieser Kategorie als Patinnen der einzelnen Kandidatinnen auf, von Jamie Lee Curtis (65) bis Rita Moreno (92). Eine nette Idee, man hätte aber lieber Szenen der Nominierten gesehen, anstatt schleppende Anekdoten der Präsentatorinnen. Der Gewinn ging letztlich an Da'Vine Joy Randolph (37) für «The Holdovers».

Danach der Gipfel der Zähigkeit: Während der Werbepause im US–TV blendete ProSieben Steven Gätjen (51) ein. Der erzählte nochmal todernst den Monolog von Kimmel nach. Betreutes Fernsehen mit der Dynamik eines Telekollegs.

Danach nahm die Show etwas an Fahrt auf, Steven Gätjen wurde lockerer, auch weil er mit Paul Luca Fischer (25) einen Co–Kommentator und Social–Media–Wingman an die Seite bekam. Die Kategorien wurden schön straff abgehandelt. Dennoch blieb Zeit für nette Gimmicks: Ein indigener Tanz zu Ehren von «Killers of the Flower Moon». Eine Würdigung von Stuntleuten. Der (fast) nackte John Cena (46), der den Oscar für das beste Kostümdesign vergab, bekleidet nur mit dem Umschlag mit den Gewinnern vor seinem Goldjungen – eine Reminiszenz an Robert Opel, der vor 50 Jahren nackt über die Oscar–Bühne flitzte.

Ein Highlight war Ryan Goslings (43) Performance des «Barbie»–Songs «I‹m Just Ken». Er startete alleine im Publikum, wurde dann auf der Bühne von etlichen Co–Kens begleitet – und schliesslich von Guns N› Roses–Gitarrist Slash (58). Die Zuschauer sangen Karaoke, darunter «Barbie»–Regisseurin Greta Gerwig (40) und Hauptdarstellerin Margot Robbie (33). Der Oscar für den besten Song ging dann aber an Billie Eilishs (22) «Barbie»–Lied «What Was I Made For?»

Ukraine und Gaza: Oscars so politisch wie selten

Politische Botschaften sind beim Oscar generell eher unerwünscht. Dieses Jahr konnte die Weltlage aber nicht ausgeblendet werden. Bei dem Preis für die beste Dokumentation «20 Tage in Mariupol» liess sich dies nicht vermeiden. Regisseur Mstyslaw Tschernow wünschte sich auf der Bühne, er hätte seinen bestürzenden Film über den russischen Angriff auf die Ukraine nicht machen müssen. Vor dem In–Memoriam–Segment wurde ein Video–Zitat des kürzlich gestorbenen Kremlkritikers Alexei Anatoljewitsch Nawalny gezeigt.

Dass ausserhalb des Dolby Theatre in Los Angeles laut Steven Gätjen pro–palästinensische Demonstrationen stattfanden, war natürlich nicht zu merken. Manche Stars trugen allerdings einen roten Button, der für die Forderung eines Waffenstillstands im Gazastreifen steht.

Kontrovers wurde es kurz bei der Dankesrede von Jonathan Glazer (58), der für das KZ–Drama «The Zone of Interest» den Oscar für den besten internationalen Film erhielt. Der jüdisch–britische Filmemacher erwähnte die Lage im Gazastreifen und stellte sie damit indirekt in eine Reihe mit dem Holocaust.

Gegen Ende machte sich der ansonsten unauffällige Jimmy Kimmel noch über den Ex– und vielleicht kommenden Präsidenten Donald Trump (77) lustig. So politisch waren die Academy Awards wahrlich selten.

Gut gemeint ist nicht gut gemacht: ProSieben blamiert sich

Enttäuschend allerdings die Übertragung von ProSieben: Die Idee, Steven Gätjen die Verleihung in den US–Werbepausen kommentieren zu lassen, war nicht schlecht. So wurden Zuschauer an die Hand genommen, die nicht so tief in der Materie stecken.

Doch die Einsteiger wurden in die Irre geführt, denn die von Gätjen und Fischer präsentierten Tipps gingen kolossal an der Favoritenlage und den Quoten der Buchmacher vorbei. Und dass Gätjens ahnungsloser Kompagnon nicht einmal «Twins» mit Arnold Schwarzenegger (76) und Danny DeVito (79) kannte – die beiden feierten bei den Oscars Reunion – ist unverzeihlich.

Von SpotOn am 11. März 2024 - 10:42 Uhr