1. Home
  2. News
  3. Plötzlich sesshaft? Für Schauspieler Philipp Hochmair «eher abwegig»
Amnesie in «Kleine Eheverbrechen»

Plötzlich sesshaft? Für Schauspieler Philipp Hochmair eher «abwegig»

In «Kleine Eheverbrechen» wird Autor Gilles nach einer Amnesie vorgegaukelt, er liebe Hunde und veganes Essen. Was bei Schauspieler Philipp Hochmair ähnlich abwegig wäre, verrät er im Interview. Dabei erzählt er auch von einem verrückten Fan-Moment mit dem Serienstar Wilma Elles.

Artikel teilen

Der österreichische Schauspieler Philipp Hochmair war einer der Stars der beliebten schwarzhumorigen TV-Serie «Vorstadtweiber» (2015-2022).
Der österreichische Schauspieler Philipp Hochmair war einer der Stars der beliebten schwarzhumorigen TV-Serie «Vorstadtweiber» (2015-2022). imago/Marja

Der österreichische Schauspieler Philipp Hochmair (49) war einer der Stars der beliebten schwarzhumorigen TV-Serie «Vorstadtweiber» (2015-2022). Seit 2018 verkörpert er die Titelrolle in der Krimireihe «Blind ermittelt». Zuletzt räumten er und das Filmteam von «Die Wannseekonferenz» (2022) zahlreiche Preise ab. Am Sonntag ist Hochmair nun in der Beziehungskomödie «Kleine Eheverbrechen» (21. Mai, 20:15 Uhr, ZDF) zu sehen.

Darin spielen Emily Cox (38) und er das Künstlerehepaar Lisa und Gilles Sobiri. Bei einem Sturz wird der Schriftsteller so schwer verletzt, dass er sein Gedächtnis verliert. So dramatisch es aus medizinischer Sicht ist, für die Paarbeziehung entsteht dadurch die Chance, sich noch einmal neu kennenzulernen. Nach dem Krankenhausaufenthalt zurück im schönen Haus am See kommt es dabei zu witzigen Szenen, wenn Lisa Gilles beispielsweise erzählt, er sei vor dem Gedächtnisverlust Hunde-Fan und vegan gewesen - was er nicht war, sie aber schon.

Was in seinem Fall ähnlich abwegig wäre, verrät der Wiener Fernseh- und Theaterstar Philipp Hochmair im Interview mit spot on news. Dabei erzählt er auch von einem wundersamen Fan-Erlebnis mit dem deutsch-türkischen Serienstar Wilma Elles (36) am Istanbuler Flughafen.

Sie sind ein leidenschaftlicher und beliebter Theaterschauspieler. Diese Szene war durch Corona ein paar Jahre lang schwer gebeutelt. Hat sie sich wieder etwas erholt?

Philipp Hochmair: Das hoffe ich sehr. Theater ist eine für unsere Gesellschaft unverzichtbare Kunst. Ich persönlich hatte Glück, dass ich während der Pandemie weiter auftreten durfte, weil ich flexible Theaterformen gefunden habe, die sich den Anforderungen der Pandemie gut anpassen konnten. Wir haben zum Beispiel viel Open Air gespielt: «Jedermann» im Nationalpark Hohe Tauern oder in Autokinos. Das waren sehr beeindruckende Erlebnisse. Dass die Theaterbranche so schwer gebeutelt wurde, ist wirklich schlimm. Aber ich glaube fest daran, dass sie sich wieder erholen wird, wenn wir dafür kämpfen.

Konnten Sie der Pandemie-Phase beruflich etwas abgewinnen, was ohne vielleicht nicht möglich gewesen wäre?

Hochmair: Ja, ich habe dank der Pandemie sogar wirklich verrückte, ganz neue Erfahrungen gemacht. Glücklicherweise haben wir das auch alles aufgezeichnet und mit dem Filmmaterial konnten wir die Fernsehdokumentation «Eine Reise mit Jedermann» fertigstellen, die auf der Streamingplattform Pantaflix zu finden ist. Ohne die Pandemie wäre der Film wahrscheinlich nicht entstanden. Ich hätte vermutlich nie Zeit gehabt, mein Archivmaterial durchzuforsten und zu ordnen.

Sie sind auch bekannt für Ihre extrovertierten Performances mit Ihrer Band «Die Elektrohand Gottes». Andererseits drehen Sie Filme wie «Kleine Eheverbrechen» an einem klassischen Set. Was mögen Sie lieber? 

Hochmair: Für mich ist die Kombination aus beidem das Beste: Die absolute Kontrolle am Filmset und die Freiheit auf der Theaterbühne, das bereichert sich gegenseitig.

Sie spielen eine der beiden Hauptrollen in «Kleine Eheverbrechen». Was hat Sie an dem Film besonders gereizt? 

Hochmair: Meine Filmpartnerin, die grossartige Emily Cox, war auf jeden Fall ein Anreiz. Ausserdem war ich neugierig auf die Zusammenarbeit mit Regisseur Christian Werner. Und nachdem ich zuvor den NS-Funktionär Reinhard Heydrich im Film «Die Wannseekonferenz» gespielt habe, hat es mich gefreut, als Folgeprojekt eine Beziehungskomödie drehen zu können. Das ist ein belebender Kontrast.

Die Idee, eine belastete Beziehung mithilfe einer Amnesie neu entwickeln zu können, ist tragisch, aber auch inspirierend. Was halten Sie von der Vorstellung, in einer Beziehung die Reset-Taste drücken zu können?

Hochmair: Das ist auf jeden Fall ein sehr kreativer Gedanke. Im Film konnten wir das schon mal durchspielen. Würde mich wundern, wenn nicht der ein oder andere Zuschauer davon was mitnimmt.

Zwei witzige Ideen in dem Zusammenhang sind, dass Ihrer Rolle Gilles nach dem Gedächtnisverlust erzählt wird, er sei Hunde-Fan und vegan gewesen - was er absolut nicht war. Was wäre bei Ihnen ähnlich abwegig? 

Hochmair: Also Hunde liebe ich über alles und eine vegane Lebensweise ist sicher nicht ungesund. Ähnlich abwegig wäre bei mir vielleicht, wenn man mir nach einem Gedächtnisverlust erzählen würde, dass ich ein sesshaftes, ganz geordnetes Leben gelebt habe. Sowas würde ich sicher ein paar Tage hinbekommen, aber auf die Dauer würde ich mein aktuelles Leben, aus dem Koffer, sehr vermissen.

An einer Stelle im Film kommt ein Kripo-Beamter ins Haus des Ehepaares. Als der Ermittler merkt, dass er es mit einem berühmten Schriftsteller zu tun hat, outet er sich als Fan und plötzlich gibt es eine Sonderbehandlung. Erinnern Sie sich an einen ähnlich erfreulichen Fall mit einem eigenen Fan? 

Hochmair: Ja, das gibt es schon immer mal wieder, dass Menschen, die mich aus dem Fernsehen kennen, mir gegenüber wohlgesonnener sind. Mir fällt noch eine ganz andere Geschichte dazu ein: Vor etwa zehn Jahren war ich bei Wilma Elles zur Silvesterparty in Istanbul eingeladen. Sie ist in der Türkei, als deutsche Schauspielerin, ein grosser Serienstar geworden. Ich musste bei der Landung feststellen, dass ich meinen Pass vergessen hatte. Und nicht einmal die österreichische Botschafterin, die mir nach umständlichen Telefonaten einen Ersatzpass an den Flughafen schicken liess, konnte eine Einreise erwirken. Als aber Wilma am Flughafen ankam, um persönlich mit den Beamten zu reden, geschah eine Art Wunder: Alles war plötzlich möglich. Der Ersatzpass wurde akzeptiert, wir wurden in der Flughafen-Polizeistation mit Tee und Keksen bewirtet. Alle freuten sich plötzlich. Die Zollbeamten, die vorher so schwierig und unkooperativ waren, wurden plötzlich zu ganz anderen Menschen. Wilma war damals in der Türkei so unglaublich bekannt und beliebt, dass allein ihr Erscheinen alle Widerstände aufgelöst hat und ich ohne weitere Probleme einreisen konnte.

In «Kleine Eheverbrechen» heisst es: «In jedem Glück muss auch ein bisschen Unglück Platz haben». Was halten Sie davon? 

Hochmair: Für mich funktioniert es eher andersherum: das Glück im Unglück finden. Ein Beispiel für mich ist der französischen Maler Henri Matisse (1869-1954), der zunächst Rechtswissenschaften in Paris studierte. Mit der Malerei hat er angefangen, weil er nach einer Blinddarmoperation ein Jahr lang ans Bett gefesselt war. Was für ein genialer Künstler wäre uns verloren gegangen, wenn es bei der Operation keine Komplikationen gegeben hätte?! Ich denke, wir sind auf der Welt, um uns zu entwickeln. Und wenn die Entwicklung durch eine, auf den ersten Blick vielleicht unangenehme Situation ausgelöst wird, muss man erkennen lernen, was man Positives daraus ziehen kann.

Im Oktober steht ein runder Geburtstag an. Gruseln Sie sich schon ein wenig vor der Midlife-Crises?

Hochmair: Ich wüsste nicht, warum eine Zahl eine Krise auslösen sollte? Ich glaube, ich bin mit oder ohne diese Zahl der gleiche Mensch wie vorher.

Wissen Sie schon, wie Sie feiern werden?

Hochmair: Ich werde mit dem Filmteam von «Kleine Eheverbrechen» und unbedingt auch mit unserem tollen Filmhund in diesem wunderschönen Haus in Brandenburg am See, das wir im Film bewohnt haben, eine grosse Party machen.

Von SpotOn am 21. Mai 2023 - 19:00 Uhr