J. R. Moehringer (58) verrät, über welche Stelle in «Reserve» er mit Prinz Harry (38) besonders heftig in die Haare geriet. Der Ghostwriter des erfolgreichen Enthüllungsbuches schrieb in einem Essay im "New Yorker" über seine Erfahrungen beim Entstehungsprozess.
«Ich war verärgert über Prinz Harry. Mein Kopf hämmerte, mein Kiefer war verkrampft, und ich begann, meine Stimme zu erheben», schreibt Moehringer. «Und doch war ein Teil von mir immer noch in der Lage, aus der Situation herauszutreten und zu denken: Das ist so seltsam. Ich schreie Prinz Harry an».
In dem Moment im Sommer 2022 fürchtete der US-Journalist, dass seine zweijährige Arbeit mit dem ausgestiegenen Royal vorbei sein könnte.
Um diese Stelle ging es beim Streit
Stein des Anstosses war eine Szene, in der Harry über seine Zeit beim Militär berichtet. Im Rahmen einer Übung wird er dabei von falschen Terroristen gefangen genommen. Einer davon macht dabei gegenüber dem Prinzen eine gehässige Bemerkung über dessen verstorbene Mutter Diana.
Harry reagierte damals mit einem flapsigen Spruch. Und dies wollte er unbedingt in dem Buch unterbringen. Doch sein Koautor hatte diese Passage schon mehrfach gestrichen, weil er sie für «unnötig und etwas albern» hielt. «Gut für Harry, dass er den Mut dazu hatte, aber mit dem, was er sagte, zu enden, würde die Bedeutung der Szene verwässern: Dass selbst in den bizarrsten und abseitigsten Momenten seines Lebens seine zentrale Tragödie eindringt», so Moehringer im «New Yorker».
Doch bei dem Zoom-Gespräch, das laut Moehringer mitten in der Nacht stattfand, bestand Harry einmal mehr auf diese Stelle. Er wolle den Menschen, die «sein ganzes Leben seine intellektuellen Fähigkeiten heruntergespielt hätte», zeigen, dass er selbst in dieser Ausnahmesituation eine smarte Antwort parat hatte.
Moehringer verstand das Ansinnen des Prinzen, wollte die Passage aber trotzdem streichen. Es gehe in dem Buch paradoxerweise nicht um Harry, und wie er von der Welt gesehen werden will. Sondern um einzelne Ereignisse, «die grösste Resonanz bei einem breiten Spektrum von Menschen finden». «An diesem Punkt der Geschichte müssen diese Menschen nicht mehr wissen, als dass deine Entführer etwas Grausames über deine Mutter gesagt haben», so der Ghostwriter zu Harry.
Dann sah der Prinz die Einwände seines Koautoren ein. «Es macht mir wirklich Spass, dich so zu provozieren», sagte er mit einem Grinsen.
Harry und sein Ghostwriter: Verbindung durch Trauer um ihre Mütter
Ansonsten kamen Moehringer und Harry gut miteinander aus, abgesehen von ein paar kleinen Meinungsverschiedenheiten beim Schreiben. Eine Verbindung hatten sie gleich durch den Verlust ihrer Mütter. J. R. Moehringer hatte seine Mutter gerade verloren. Und obwohl Diana bereits 1997 verstorben war, habe sich die Trauer um sie bei Harry so frisch wie bei ihm angefühlt, so der Journalist.
Moehringer wohnte während seiner Arbeit teilweise im Gästehaus von Harry. Dort besuchte ihn öfter dessen Gattin Meghan (41) mit dem gemeinsamen Sohn Archie, um ihn über sein Heimweh hinwegzuhelfen. Bei seiner Abreise schenkte ihm Meghan Spielzeug für seine Kinder.