Der US-amerikanische Rapper Macklemore (39) meldet sich mit einer neuen Single zurück. Für den Song «Faithful» hat sich der Musiker mit Rap-Kollege NLE Choppa (19) zusammengetan. Zuvor war es lange Zeit ruhig um den 39-Jährigen, sein letztes Album «Gemini» erschien 2017. Macklemore kämpft seit Jahren gegen seine Alkohol- und Drogensucht. Im April 2020 erlitt er einen Rückfall und begab sich daraufhin in einen Entzug.
Doch dieses Jahr dann das Comeback: Im August erschien die neue Single «Maniac» und im September stand der Musiker aus Seattle auf dem Superbloom-Festival in München auf der Bühne. Warum er während der Corona-Pandemie keine neue Musik veröffentlicht hat und warum er die sozialen Medien für schädlich hält, verrät er im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news.
Sie haben sich eine Auszeit genommen. Wann wussten Sie, dass es Zeit ist, zurückzukommen?
Macklemore: Mein Rückfall war im Jahr 2020. Zum Glück dauerte er nur ein paar Wochen. Covid-19 hat meinen Zeitplan durcheinandergebracht. Ich wollte nicht mitten in der Corona-Krise Musik herausbringen. Die Pandemie hat das Album mehr als alles andere zurückgeworfen. Ich wollte einfach keine Musik veröffentlichen, wenn ich nicht vor die Leute treten und die Songs live spielen kann.
Sie haben erklärt, dass Sie während der Pandemie aufgehört haben, Musik zu machen. Haben Sie vor Corona an den neuen Texten gearbeitet?
Macklemore: Ja, das stimmt. Wahrscheinlich ist mindestens die Hälfte des Albums, an dem ich gearbeitet habe, vor der Pandemie entstanden. Eigentlich wäre mein Album vermutlich im Jahr 2020 herausgekommen.
Würden Sie mit dem neuen Wissen, das Sie heute haben, etwas an der Musik ändern?
Macklemore: Ich habe gerade erst darüber nachgedacht. Vielleicht hätte ich die Musik früher veröffentlichen sollen, während der Pandemie. Ich glaube, es war einfach schwer zu sagen. Alben sind wichtig, wenn es darum geht, wie wir Musik konsumieren. Ich lege immer noch Wert darauf, den Leuten ein ganzes Werk zu bieten.
Was gefällt Ihnen an Ihrem Job am besten?
Macklemore: Auf der Bühne zu stehen, erfüllt mich am meisten und ich habe das Gefühl, dass ich dazu geboren wurde, Songs zu schreiben und aufzutreten.
Musiker zu sein, ist ein künstlerischer Beruf. Was machen Sie, um kreativ zu bleiben?
Macklemore: Ich wache mit Ideen auf und gehe mit Ideen ins Bett. Nicht alle davon sind gut. Ich liebe es, kreativ zu sein. Ich denke gern über Design, Musik, Texturen und Textstile nach. Ich liebe Farben und Kunstwerke. Das ist die Zeit, in der mein Gehirn arbeitet. Ich war nie gut in Mathematik, habe die Wissenschaft nie verstanden. Aber ich verstehe die Sprache der Kunst und wie sie mit dem Herzen verbunden ist.
Wie schwer ist es für Sie, nach Hits wie «Thrift Shop» die Erwartungen Ihrer Fans zu erfüllen?
Macklemore: «Thrift Shop» hat sich zwölf Millionen Mal in den USA verkauft. Ich hatte nie irgendwelche Erwartungen an den Song. Ich denke, dass man im Studio die beste Musik macht, die man machen kann. Wenn ich am Ende des Tages damit zufrieden bin, dann habe ich meinen Job gemacht. Und von diesem Punkt an entscheidet das Universum, was es tun wird.
Welcher Ihrer Songs ist Ihr absoluter Liebling?
Macklemore: Das Lied, das ich noch nicht geschrieben habe.
Sie sprechen in Ihren Liedern gesellschaftliche Probleme an. Wie wählen Sie aus, welche Themen wichtiger und welche weniger wichtig sind?
Macklemore: Ich schreibe einfach nur Songs. Wenn sie sich auf dem Album ausgewogen anfühlen, wähle ich sie so aus. Ich schreibe vielleicht drei Versionen eines sehr ähnlichen Songs und entscheide mich dann für die beste.
Welche aktuellen Themen beschäftigen Sie derzeit in Ihrem Privatleben?
Macklemore: Meine drei Kinder beschäftigen mich am meisten (lacht). Dann habe ich Bogey Boys, mein Golfbekleidungsunternehmen. Das hält mich auch auf Trab. Und dann natürlich die Musik, das Golfen und meine Frau.
Ihre Texte haben immer eine Botschaft. Bekommen Sie dafür viel Hass in den sozialen Medien?
Macklemore: Nein, nicht wirklich. Ich bin nicht viel auf TikTok und Co. unterwegs. Es ist leicht, sich zu verzetteln und die ganze Zeit auf dem Handy zu scrollen. Aber ich versuche, das zu vermeiden. Ich habe also ein ziemlich gesundes Verhältnis dazu.
Haben Sie jemals darüber nachgedacht, alles aufzugeben?
Macklemore: Oh ja. Ich lösche wahrscheinlich mindestens dreimal im Jahr Instagram vom Handy. Das Schädlichste an den sozialen Medien ist für mich, abgesehen von der Menge an Zeit, die wir damit verbringen, das Vergleichen mit anderen Menschen und das Gefühl, weniger wert zu sein. Wenn wir uns alle darin verfangen, ob bewusst oder unbewusst, dann ist es wichtig, sich abzumelden und dankbar für das zu sein, was man vor sich hat.
In Ihrem Song «Maniac» geht es um toxische Beziehungen. Haben Sie Erfahrung damit gemacht?
Macklemore: Auf jeden Fall. Ich denke, dass eine toxische Beziehung mit Menschen einhergeht, die nicht gesund sind. In meinem Leben gab es definitiv Zeiten in verschiedenen Beziehungen, in denen ich nicht gesund war, mein Partner auch nicht und es deshalb schnell toxisch wurde.
Trotz Ihres Erfolgs leben Sie immer noch in Ihrer Heimatstadt Seattle. Gibt es einen Grund dafür?
Macklemore: Ich habe hier Freunde und Familie. Ich verbinde damit Geschichten, Erinnerungen und Nostalgie. Ich denke, dass diese Dinge wirklich wichtig und die Grundlage dafür sind, wer ich bin.
Würden Sie in Los Angeles öfter von Fans angesprochen werden?
Macklemore: Ja, vielleicht ein bisschen. Ich war gerade in L.A. und habe Fotos mit Fans gemacht. Es ist keine grosse Sache. Wenn ich in einer Touristengegend von Seattle bin, kann das auch vorkommen. Aber ansonsten kann ich mich frei bewegen, mich in ein Café setzen und meine Kinder zur Schule bringen.