Mit «Prange – Man ist ja Nachbar» präsentieren Autor Andreas Altenburg und Regisseur Lars Jessen eine warmherzige Weihnachtskomödie, die zwischen norddeutschem Lakonismus und zarter Romantik pendelt. Im Mittelpunkt steht Ralf Prange, gespielt von Bjarne Mädel, ein eigenbrötlerischer Hamburger, der in seiner Rotklinkerwohnung in Barmbek mehr für andere als für sich selbst da ist. Als die pragmatische Paketzustellerin Dörte (Katharina Marie Schubert) in sein Leben tritt, gerät seine routinierte Einsamkeit gehörig ins Wanken – zumal Nachbar Horst Rohde (Olli Dittrich) das Geschehen misstrauisch beobachtet.
Der Film, der ab dem 6. Dezember in der ARD Mediathek und am Mittwoch, dem 10. Dezember 2025, um 20.15 Uhr im Ersten zu sehen ist, erzählt auf liebevoll–schräge Weise von Nähe und Rückzug, Sehnsucht und Missverständnissen – und davon, dass selbst im Treppenhaus kleine Wunder geschehen können.
Im Interview mit spot on news spricht Bjarne Mädel (57) über die Figur Ralf Prange, die Tücken des Heimwerkens, eigenwillige Drehpartner mit Federn und darüber, was Weihnachten für ihn bedeutet.
«Prange – man ist ja Nachbar» ist ein Weihnachtsfilm, Liebesfilm und eine Sozialstudie ... Was war die grösste Herausforderung an Ihrer Rolle?
Bjarne Mädel: Der morgendliche Blick in den Spiegel, nachdem ich in Kostüm und Maske war.
Wie haben Sie sich vorbereitet? Gibt es ein reales Vorbild für Ralf Prange?
Mädel: Ich habe zur Vorbereitung mit grossem Vergnügen den Roman von Andreas Altenburg gelesen und mir einen Schnurrbart und die Haare wachsen lassen. Ich denke, dass sich meine Intuition diesen Prange aus vielen unterschiedlichen Menschen zusammengesetzt hat, denen ich in meinem Leben begegnet bin. Es gab für mich also nicht EIN VorBILD aber viele gute VorLAGEN und die konkreteste steht eben im Roman.
Wie viel Prange steckt in Ihnen?
Mädel: Als ich 15 war, hatte ich auch mal kurz einen Graupapagei, kann mich über rücksichtsloses Verhalten der Nachbarn an der gelben Tonne aufregen und versuche mit Kindern auch auf Augenhöhe zu kommunizieren, ansonsten steckt aber so insgesamt zum Glück gar kein hausmeisternder Frührentner in mir.
Sind Sie selbst umgekehrt ein «Wunschnachbar»?
Mädel: Ich bin in der Regel eher ruhig, höflich und geruchsneutral. Ich glaube, meine Nachbarn haben keinen Grund, sich über mich zu beschweren. Und wenn, dann ruf ich die Polizei ...
Der Papagei mit Tourette ist eine kleine Besonderheit des Films – wie war der erste Drehtag mit diesem ungewöhnlichen Partner?
Mädel: Manchmal war er nicht auf der gewünschten Position und hat dann aber anderen die Schuld gegeben. Und aufgrund seiner Tourette–Eigenheiten wusste man nie so ganz genau, was er als nächstes sagen würde. Im Prinzip wie Olli Dittrich, obwohl der für mich im Umgang ein Stück weit berechenbarer war.
Im Film geht es um Pakete, Paketbotinnen und Boten, Online–Bestellungen ... Wie halten Sie es persönlich damit?
Mädel: Ich versuche, es möglichst zu vermeiden. Manche Dinge bekommt man aber tatsächlich heutzutage nur noch über eine Online–Bestellung und dann geht es mir wie allen anderen auch: Ich freue mich, wenn's ankommt und ich dann auch zufällig zuhause bin.
Wie und wo kaufen Sie am liebsten Ihre Weihnachtsgeschenke?
Mädel: Im Sommer auf gut sortierten Flohmärkten.
Auch die Baumarkt–Szenen sind grossartig beobachtet. Sind Sie Baumarktfan?
Mädel: Ich glaube, dass das ein Faible vom Autor Andreas Altenburg sein könnte. Ich persönlich gehe wirklich nur, wenn es sich gar nicht vermeiden lässt ... oder wenn eben Glücksfeder im Angebot ist.
Wie steht es um Ihr Heimwerkertalent – insbesondere beim Tapezieren?
Mädel: Ich bin handwerklich so mittel begabt, habe aber gleichzeitig einen perfektionistischen Anspruch. Das ist keine gute Mischung – und um Tobsuchtsanfälle zu vermeiden, frage ich gern Freunde oder Leute, die da präziser arbeiten. Das ist so ein bisschen wie mit dem Kochen, ich kann es schon, aber von Profis gekocht, schmeckt es mir dann doch nochmal besser.
Der Film zeigt, dass auch in einem Mehrparteienhaus grosse Einsamkeit herrschen kann. Was könnte da helfen?
Mädel: Empathie?
Prange schwänzt das Weihnachtsfest seiner Schwester. Stattdessen isst er allein Würstchen mit Kartoffelsalat – was kommt bei Ihnen Weihnachten auf den Tisch?
Mädel: Ich mag das Konzept Raclette sehr gern. Man sitzt zusammen wie um ein Lagerfeuer. Man hat auch was zu tun und niemand muss sich vorher stundenlang in der Küche verausgaben.
Haben Sie Weihnachten schon mal allein verbracht? Wenn ja, wie war es?
Mädel: Ich bin Essen gegangen und habe dabei ein gutes Buch gelesen, war herrlich.
Was raten Sie Singles für die Weihnachtszeit? Was hilft gegen Einsamkeit rund um das Familienfest?
Mädel: Spontane Besuche bei Freunden ... Wenn man keine Freunde hat, Tanzen gehen, oder eben mit einem guten Buch ins Restaurant.
Was ist Ihr unvergesslichstes Weihnachtserlebnis?
Mädel: Ich denke ein Weihnachten mit meiner Familie. Wir waren zu sechst im Auto: meine Eltern, meine Schwester, unser Hund Nauke (ein Bobtail), ein echter Nordmann Tannenbaum und ich – auf dem Weg nach Sylt. Wir haben die Fähre oder den Autozug verpasst und kamen dann sehr spät im Dunkeln auf der Insel an. Haben erst das gemietete Reetdach–Haus nicht gefunden, weil alle gleich aussahen, dann den Eingang nicht. Das Haus war nicht geheizt und Bescherung war – nach gemeinsamem Schmücken des Baumes – nachts um halb drei.
Was ist an Weihnachten bei Ihnen schon einmal so richtig schiefgegangen?
Mädel: Zimtsterne. Immer. Daher halte ich es damit, wie beim Tapezieren ... ich geh zu Fachleuten.
Der Film startet an Nikolaus in der Mediathek. Welche Kindheitserinnerung haben Sie an Nikolaus und Knecht Ruprecht?
Mädel: Keine. Also ich erinnere mich an Süssigkeiten in Schuhen, aber es könnte sein, dass die von meiner Mutter waren und gar nicht wirklich vom Nikolaus.
