Das Urteil ist gesprochen: Hip–Hop–Mogul Sean «Diddy» Combs (50) muss für 50 Monate hinter Gitter. Wie «Sky News» weiter meldet, verkündete Richter Arun Subramanian das Strafmass am Donnerstag nach einer langen und emotionalen ganztägigen Anhörung. Zusätzlich zur Haftstrafe verhängte das Gericht eine Geldstrafe von 500.000 Dollar (umgerechnet etwa 426.000 Euro). Der Musiker wurde wegen prostitutionsbezogener Vergehen im Zusammenhang mit seinen ehemaligen Freundinnen und männlichen Sexarbeitern schuldig gesprochen.
Im Juli war Combs verurteilt worden, weil er Menschen für sexuelle Begegnungen durch die USA und ins Ausland geflogen hatte – darunter seine damaligen Freundinnen und männliche Sexarbeiter. Damit verstiess er gegen Prostitutionsgesetze. Von den schwerwiegenderen Anklagepunkten der Verschwörung zu organisierter Kriminalität und Sexhandel, die ihn lebenslang hinter Gitter hätten bringen können, wurde er jedoch freigesprochen.
Erste Stellungnahme vor Gericht
Zum ersten Mal äusserte sich Combs während der Verhandlung persönlich. Er räumte ein, dass sein vergangenes Verhalten «widerlich, beschämend und krank» gewesen sei. Der Rapper entschuldigte sich direkt bei Cassie Ventura (39) und «Jane», einer weiteren ehemaligen Freundin, die während des Prozesses anonym ausgesagt hatte.
Trotz seines Plädoyers um «Gnade» und seiner Reuebekundungen wies der Richter seine Argumentation zurück. Combs habe seine «Macht und Kontrolle» über Frauen missbraucht, die er zu lieben vorgab. Die Verteidigung hatte versucht, die sogenannten «Freak Off»–Sexpartys als einvernehmliche Erlebnisse darzustellen – lediglich eine «Sex, Drugs and Rock‹n›Roll–Geschichte». Diese Darstellung lehnte Richter Subramanian ab.
Emotionale Worte an die Überlebenden
An Cassie und «die anderen mutigen Überlebenden, die sich gemeldet haben» gerichtet, sagte der Richter: «Wir haben euch gehört... Ich kann nur sagen, dass eure Familien stolz auf euch sind und eure Kinder stolz auf euch sein werden». Er betonte, dass die Frauen nicht nur zur Jury gesprochen hätten, sondern zu allen Frauen, die sich machtlos fühlen. «Ihr habt ihnen eine Stimme gegeben, ihr habt euch der Macht entgegengestellt, das ist nicht einfach.»
Als das Urteil verkündet wurde, zeigte Combs keine sichtbare Gefühlsregung. Er blickte geradeaus, während der Richter sprach. Anschliessend wirkte er niedergeschlagen – keine Spur von der Begeisterung oder den Emotionen, die er zuvor am Tag gezeigt hatte.
Tränen bei den Worten seiner Kinder
Vor seiner eigenen Stellungnahme hörte das Gericht Aussagen von sechs seiner sieben Kinder. Der Rapper brach in Tränen aus, als sie darüber sprachen, wie sehr sie ihn lieben, wie er sich verändert habe und wie sehr sie und ihre zweijährige Schwester ihn bräuchten.
Am Vorabend der Urteilsverkündung hatte Combs einen Brief an den Richter eingereicht, in dem er um «Gnade» bat und sich für den «Schmerz und das Leid» entschuldigte, das er anderen zugefügt habe. Vor Gericht weitete er diese Entschuldigung aus. Er wolle sich «persönlich» bei Cassie für «jeden Schaden» entschuldigen, den er ihr «emotional oder physisch» zugefügt habe – und bei Jane sowie allen Opfern häuslicher Gewalt.
Sean Combs: «Ich hasse mich gerade selbst»
Combs erzählte dem Gericht, er habe sich in seinem «Exzess verloren und in meinem Ego», aber seit seiner Zeit im Gefängnis sei er «gedemütigt und bis ins Mark gebrochen worden». Der einstige Hip–Hop–Mogul fuhr fort: «Ich hasse mich gerade selbst... Es tut mir wirklich alles leid.»
Einst einer der einflussreichsten Hip–Hop–Produzenten der 1990er und 2000er Jahre – Grammy–prämierter Künstler und Gründer von Bad Boy Records – führt er seit seiner Verhaftung ein völlig anderes Leben.
Strafe am unteren Ende der Skala
Für die prostitutionsbezogenen Vergehen drohten Combs maximal 20 Jahre Gefängnis. Die verhängte Strafe liegt damit am unteren Ende der Skala. Die Staatsanwaltschaft hatte gefordert, dass er mindestens elf Jahre hinter Gittern verbringen solle. Combs' Anwälte hingegen hatten plädiert, ihn nahezu sofort freizulassen, da er bereits seit über einem Jahr in Untersuchungshaft gesessen habe.
Christy Slavik von der Staatsanwaltschaft argumentierte vor Gericht, dass eine milde Strafe für den Rapper Jahre der Gewalt entschuldigen würde.
Appell des Richters, die Chance zu nutzen
Der Richter, der bereits mehrfach vor der Urteilsverkündung Kaution für den Rapper abgelehnt hatte, sagte Combs, dass er die Zeit im Gefängnis durchstehen werde. Es werde hart sein, aber er werde danach «noch ein Leben haben». Combs habe «eine Chance zur Erneuerung und Erlösung», fügte er hinzu. «Was schiefgelaufen ist, kann wieder richtiggestellt werden... Ich zähle darauf, dass Sie diese zweite Chance nutzen.»
Ausserhalb des Gerichtsgebäudes drängten sich Journalisten und Schaulustige auf den Gehwegen, während Fernsehteams in einer langen Reihe gegenüber standen – Szenen, die an den zweimonatigen aufsehenerregenden Prozess erinnerten.
Cassies Reaktion
Als Reaktion auf das Urteil erklärten ihre Anwälte Douglas Wigdor und Meredith Firetog (Wigdor LLP): «Während nichts das von Combs verursachte Trauma ungeschehen machen kann, würdigt das heute verhängte Strafmass die Auswirkungen der schweren Straftaten, die er begangen hat. Wir sind zuversichtlich, dass Ms. Ventura mit der Unterstützung ihrer Familie und Freunde weiter heilen wird, in dem Wissen, dass ihr Mut und ihre Stärke für so viele eine Inspiration gewesen sind.»