Inmitten der vielfachen Missbrauchsvorwürfe gegen Rapper Sean «Diddy» Combs (54) springt ihm nun seine Mutter zur Seite. Janice Small Combs gab am Sonntag (6. Oktober) über ihre Anwältin Natlie G. Figgers und im Namen der Familie Combs eine Erklärung ab, die verschiedene US–Medien wie «The Hollywood Reporter» veröffentlichten. Darin verurteilt sie eine öffentliche Lynchjustiz gegen ihren Sohn und betont, er sei nicht «das Monster, als das sie ihn dargestellt haben». Gegen den Musiker werden seit Wochen immer neue Anschuldigungen laut, ihm werden etwa Menschenhandel und sexuelle Nötigung vorgeworfen.
«Ein Schmerz, der zu unerträglich ist, um ihn in Worte zu fassen»
Janice Small Combs gestand ein, ihr Sohn sei nicht perfekt und habe «in der Vergangenheit Fehler gemacht, wie wir alle», doch sei er bei den gegen ihn erhobenen Vorwürfe nicht schuldig. «Es ist herzzerreissend, meinen Sohn nicht für die Wahrheit, sondern für eine aus Lügen geschaffene Geschichte verurteilt zu sehen», schrieb sie. «Zeugnis darüber zu sein, wie mein Sohn öffentlich gelyncht wird, bevor er die Möglichkeit hatte, seine Unschuld zu beweisen, ist ein Schmerz, der zu unerträglich ist, um ihn in Worte zu fassen.» Weiter betonte sie: «Wie jeder Mensch hat mein Sohn es verdient, vor Gericht zu stehen, endlich seine Seite darzulegen und seine Unschuld zu beweisen.»
Die Erklärung wurde fünf Tage nach Bekanntwerden der Anklage veröffentlicht, dass Combs zusätzlich zu den zwölf Anklagen, mit denen er bereits konfrontiert war, mit 120 weiteren rechnen muss. Rechtsanwalt Tony Buzbee sagte am 1. Oktober, er vertrete mehrere Männer und Frauen, die Combs Sexualverbrechen seit 1991 vorwerfen. Viele behaupten, sie seien vergewaltigt worden, nachdem sie unter Drogen gesetzt worden waren. Auch Minderjährige sollen unter den Opfern sein, etwa ein neunjähriger Junge.
Bereits vor einem Jahr konnte Combs eine Klage seiner Ex–Freundin beilegen, die ihn der Vergewaltigung und des Missbrauchs beschuldigt hatte. Er bestritt die Vorwürfe, doch dann tauchte im Mai ein Video auf, das zeigt, wie er sie in einem Hotel tätlich angriff. Zwei Tage später sagte er, es tue ihm «wirklich leid», was passiert sei. In ihrer Aussage räumte Janice Combs nun ein, dass ihr Sohn über den Vorfall gelogen hatte, gab aber eine Erklärung dafür: «Mein Sohn war in manchen Dingen vielleicht nicht ganz ehrlich, z. B. als er leugnete, jemals gegenüber einer Ex–Freundin gewalttätig geworden zu sein, obwohl die Überwachung des Hotels das Gegenteil zeigte.» Manchmal jedoch seien Wahrheit und Lüge «so eng miteinander verwoben, dass es furchterregend wird, einen Teil der Geschichte zuzugeben, insbesondere wenn diese Wahrheit ausserhalb der Norm liegt oder zu kompliziert ist, um geglaubt zu werden».
Sie kritisiert, ihrem Sohn werde seine Würde genommen
Janice Combs argumentierte weiter, dass ihr Sohn, nur weil er diesbezüglich gelogen habe, nicht der «abstossenden Anschuldigungen und schwerwiegenden Vorwürfe schuldig» sei. «Vielen Menschen, die zu Unrecht verurteilt und später freigesprochen wurden, wurde die Freiheit genommen, nicht weil sie der ihnen vorgeworfenen Verbrechen schuldig waren, sondern weil sie nicht dem Bild dessen entsprachen, was diese Gesellschaft als ‹guten Menschen› betrachtet», fuhr sie fort. Ihr habe es wehgetan, all die «Witze» auf Kosten ihres Sohnes zu hören und dass ihm keine Gelegenheit gegeben werde, seine Seite der Geschichte zu erzählen.
Die «Lügen, die man ihm an den Kopf wirft» seien von Menschen motiviert, «die einen finanziellen Vorteil wollen, und nicht Gerechtigkeit.» Janice Combs erklärte weiter: «Falsche Anschuldigungen wegen sexueller Nötigung verhindern, dass wahre Opfer sexueller Gewalt die Gerechtigkeit bekommen, die ihnen zusteht.» Diese «Ungerechtigkeit» sei für die ganze Familie «unerträglich». «Das Schlimmste an dieser Tortur ist, mit anzusehen, wie meinem geliebten Sohn seine Würde genommen wird, nicht für das, was er getan hat, sondern für das, was die Leute über ihn glauben wollen.»
Sean Combs, der unter Namen wie P. Diddy und Puff Daddy erfolgreich war, sitzt seit Mitte September nach Anklageerhebung durch eine Grand Jury in New York in Untersuchungshaft. Das Gericht lehnte zweimal seine Freilassung gegen Zahlung einer Kaution in Millionenhöhe ab.