Als Nintendo bereits im Jahr 1889 gegründet wurde, konnte natürlich niemand absehen, wohin die Reise einmal führen würde. Der Unternehmer Fusajiro Yamauchi (1859-1940) baute damals eine Firma auf, um klassische japanische Hanafuda-Spielkarten herzustellen. In den 1970er Jahren begann das Unternehmen sich auf Videospiele zu konzentrieren, heute ist Nintendo einer der klangvollsten Namen in der Branche. Dafür sind Persönlichkeiten wie Game-Boy-Designer Gunpei Yokoi (1941-1997), der ehemalige Nintendo-Präsident Satoru Iwata (1959-2015) und Shigeru Miyamoto, der am heutigen 16. November seinen 70. Geburtstag feiert, mitverantwortlich.
Im Gegensatz zu seinen Konkurrenten positioniert sich Nintendo seit Jahrzehnten als Anlaufstelle für die gesamte Familie, wenn es um Videospiele geht. Man habe sich etwa mit der Spielkonsole Wii darauf konzentriert, «neue gesellschaftliche Gruppen zu Spielern zu machen - und nicht darauf, einen ‹Krieg› gegen Microsoft oder Sony zu führen», erzählte Iwata 2007 dem «Handelsblatt». Spass für die ganze Familie - selbst für Menschen, die mit Games eigentlich bisher wenig anfangen konnten.
Miyamoto in seiner Rolle als Vater
Natürlich steckt auch hinter Nintendo ein Business-Gedanke: Ein Unternehmen, das keine oder nur wenige Produkte verkauft, wird auch nicht sonderlich lange als Firma bestehen. Viele möchten Nintendo aber nicht nur Spiele abkaufen, sondern auch das Image, für das Miyamoto abermals eine zentrale Figur ist. Der Videospieldesigner ist unter anderem verantwortlich für Reihen wie die Games um den ikonischen Mario, Donkey Kong und «The Legend of Zelda». Er ist sozusagen der Vater der wohl bekanntesten Videospielfigur überhaupt.
Und er ist der «Vater des modernen Gamings», wie unter anderem das «Time»-Magazine Miyamoto 2007 beschrieb. Er prägte mit seinen Spielen die Kindheit und Jugend Millionen junger Menschen - und wird dies auch weiterhin tun. «Ich denke in jedem Erwachsenen steckt das Herz eines Kindes», sagte Miyamoto damals. «Wir überzeugen uns nur schrittweise selbst davon, dass wir uns mehr wie Erwachsene geben müssen.»
Der Japaner hat selbst zwei Kinder und ein Enkelkind, wie er vor rund zwei Jahren im Gespräch mit dem Magazin «The New Yorker» erzählte. «Zuhause bin ich ein normaler Papa», sagte Miyamoto. Seine Kinder hätten sich wohl nie viel aus seinem Beruf gemacht. Miyamoto glaube auch nicht, dass sie wegen seines Status jemals eine übermässige Belastung gespürt haben. Ganz sicher hätten sie zumindest nie den Druck verspürt, einem gewissen Weg folgen zu müssen. Und das auch nicht bei Videospielen: Dass seine Kinder in jungen Jahren viele Sega-Games spielten, darunter «Out Run» und «Space Harrier», habe den Nintendo-Mann nicht eifersüchtig gemacht. Sie hätten ihn aber dazu inspiriert, sich mehr Mühe zu geben, «damit sie die bevorzugten, die ich gemacht habe».
Ein «warmes Gefühl» beim Spielen
Die Anziehungskraft der Nintendo-Charaktere sei laut Miyamoto, «dass sie Familien zusammenbringen. Unsere Spiele sind designt, um ein warmes Gefühl zu bieten; jeder kann seine Zeit beim Spielen oder Zuschauen geniessen.» So habe er etwa mit seinem Enkel «Captain Toad: Treasure Tracker» gespielt und die gesamte Familie habe sich um den Fernseher versammelt. «Er und ich waren darauf konzentriert, was auf dem Bildschirm passierte, aber meine Ehefrau und die anderen waren auf das Kind fokussiert und genossen den Anblick, wie er Spass mit dem Spiel hatte.» Das sei der Kern von Nintendos Produkten, «ein Lachen auf die Gesichter von Spielern zu bringen». In Bezug auf seine Arbeit bereue Miyamoto nichts, er wünsche sich nur, dass er in den vielen Jahren noch mehr Freude hätte spenden können.
Bei öffentlichen Auftritten wirkt der 70-Jährige stets bescheiden, sehr um- und zugänglich. Er scheint jemand zu sein, den nicht nur Mario gerne als Vater hat. Gleichzeitig ist Miyamoto offenbar aber auch sehr selbstreflektiert. Würde man Angestellte Nintendos danach befragen, welche Art von Chef er sei, hätten diese wohl eine andere Antwort als die Öffentlichkeit, wie der Japaner 2020 andeutete.
Die Menschen würden annehmen, dass er «sehr nett» sei, «wenn man aber die Leute an vorderster Front fragen würde, diejenigen, die tatsächlich mit mir arbeiten, dann könnten sie sagen, dass ich sehr wählerisch bin oder dass ich stets ihre Arbeit kommentiere.» Er wisse, dass sich Personen, die mit ihm zusammenarbeiten, so fühlten, als ob «sie nicht ausreichend Lob erhalten» und dass er in Bezug auf deren Arbeit stets sehr penibel sei. Trotzdem hoffe er, dass man ihn als «guten Chef» betrachte. Als einen guten Vater wird ihn die Branche wohl immer sehen.