Er ist der berühmteste Fast–Bundestrainer der Republik. Christoph Daum (69) war der Dampfplauderer der Nation, der keinen kaltliess. Der Provokateur, der Uli Hoeness (71) zur Weissglut brachte wie sonst keiner. Daum war Mister «Vizekusen» und Meister mit dem VfB, ehe er um eine Nasenlänge Bundestrainer geworden wäre. Viele Skandale und Schicksalsschläge später strahlt Sky die Doku «Daum – Triumphe & Skandale» (27. Oktober, 20:15 Uhr) anlässlich des 70. Geburtstags des Ex–Fussball–Lehrers aus.
Legendäre Rededuelle mit Uli Hoeness
Auf den ersten Blick wirkt Christoph Daum kraftlos und vom Leben gezeichnet, wenn er von der Kamera begleitet die Stationen seines Lebens besucht. Der am 24. Oktober 1953 in Zwickau geborene Ex–Fussball–Lehrer leidet seit 2022 an Lungenkrebs. Zehn Jahre zuvor hatte er bereits den Hautkrebs besiegt. Noch einmal zehn zuvor sass er auf einem Podium und beteuerte, dass er «ein absolut reines Gewissen» habe. Dabei wusste er es besser: Kurz vor der Ernennung zum Bundestrainer wurde Daums Kokain–Konsum publik. Nicht ganz schuldlos daran, so sahen das damals viele, sei Uli Hoeness (71), Daums damaliger Erzfeind. Mit ihm lieferte er sich legendäre Rededuelle im ZDF–Sportstudio. Hoeness verteidigte damals leidenschaftlich seinen Trainer Jupp Heynckes (78) gegen Daums Vorwürfe der Langeweile: «Mit ihm könnte man Werbung für Schlaftabletten machen», sagte Daum damals über Heynckes.
Schicksalsjahre 2000 und 2001
Daum selbst war nie langweilig. Manche unterstellten dem Wahl–Rheinländer grassierenden Wahnsinn, die meisten Fussball–Fans schätzten seine offene und mitreissende Art der Kommunikation. Als Trainer von Bayer Leverkusen musste er 2000 mit ansehen, wie ausgerechnet sein Mittelfeld–Star Michael Ballack (46) mit einem Eigentor gegen Unterhaching die Bayern doch noch zur Meisterschaft schoss. Anschliessend heulte Daum mit seinem Sohn in den Kabinengängen «wie ein Schlosshund». 2001 wollte man beim DFB endlich mal ein Wagnis eingehen. Es drang durch, dass Daum der kommende Bundestrainer sei. Plötzlich machten Kokain–Gerüchte die Runde. Daum, typisch Hasardeur, stellte sich einem Drogentest, obwohl er das Ergebnis eigentlich hätte kennen müssen: Die Haaranalyse sollte ihn den Kopf kosten.
«Und das nennt man dann: Leben»
In der Doku trifft Daum alte Weggefährten wie Matthias Sammer (56), Reiner «Calli» Calmund (74) und Rudi Völler (63), aber eben auch Uli Hoeness. Beide haben ihr Kriegsbeil schon vor längerer Zeit begraben und sich als Menschen schätzen gelernt. Die Begegnung mit Hoeness in dessen Wohnsitz am Tegernsee ist dennoch das erste persönliche Aufeinandertreffen seit Jahren und sicher eines der Highlights der Doku, in der Daum über sich selbst bemerkenswerte Sätze sagt wie: «Klar, einige Dinge hätte ich gern ausgelassen. Aber sie gehören zu meiner Vita dazu. Und das nennt man dann: Leben». Christoph Daum strahlt nicht nur in diesem Moment eine ganz besondere Energie aus: Die Weisheit des immer wieder gebeutelten Helden, mit dem die Nation mitfiebert und ihm ein positives Ende wünscht.